Meine Tochter und ihre geliebte Puppe Schorsch

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Warum imaginäre oder Puppen-Freunde für kleine Kinder so wichtig sind, musste unsere Autorin erst lernen, als ihre Tochter nicht mehr ohne Schorsch einschlafen konnte.

Krawalli, wie ich meine Tochter liebevoll nenne, liebt Schorsch. Schorsch ist fast überall mit von der Partie. Er sitzt mit uns am Essenstisch und bekommt liebevoll von Krawallis Nudeln und Wasser. Er fährt mit uns Fahrrad, eng an meine Tochter gekuschelt. Schorsch darf sogar in unserem Bett schlafen, denn Schorsch ist Krawallis absolute Lieblingspuppe. Benannt hat sie ihn übrigens nach ihrem Lieblingscousin, was ich sehr niedlich finde.

„Sie teilt sogar ihre Schokolade mit ihm.“

Schorsch ist für Krawalli extrem wichtig, er gibt ihr Halt, er gibt ihr Nähe und sie kann wunderbar mit ihm spielen – er ist im Grunde ihr bester Freund. Er darf auf ihrem Schaukelpferd reiten, auf ihrem Schoß herum hüpfen und sie teilt sogar ihre Schokolade mit ihm. Problematisch ist es, wenn Schorsch einmal gerade nicht zur Hand ist, zum Beispiel, weil wir ihn beim Spielen im Wohnzimmer vergessen haben und eigentlich ins Bett wollen. „Schorsch! Schorsch!“ ruft unsere bald Zweijährige dann verzweifelt – und dann muss die Puppe geholt werden. Denn ohne ihn geht sie nicht ins Bett.

Auch wenn wir Erwachsenen manchmal den Kopf schütteln müssen, wenn unsere lieben Kleine der Puppe das Wasser ins Gesicht schütten, weil sie auch Durst hat. Dass es ganz normal ist, dass Zweijährige einen imaginären Freund haben, oder eine Puppe oder Kuscheltier als absolut „echt“ behandeln, kann man in vielen Ratgebern und Studien nachlesen. Solche Bezugsgegenstände, wie man sie auch nennt, gehören zur natürlichen Entwicklung eines Kindes. Der Psychologe Jerome Singer von der Yale University fand heraus, dass Kinder mit imaginären Freunden oft kreativer und weniger schüchtern sind. Sie haben oft eine erhöhte soziale Kompetenz und sogar ein bessere Sprachentwicklung – seine Theorie wurde bereits von anderen Wissenschaftlern bestätigt.

„Imaginäre Freunde oder Puppen helfen Kindern, sich in unserer Welt zurecht zu finden.“

Kuscheltiere, Puppen und imaginäre Freunde sind für Kinder also keine negativen Weggefährten. Sie helfen den Kindern, sich in unserer Welt zurecht zu finden. Vor allem im Alter zwischen zwei und vier Jahren haben Kinder ein sehr enges Verhältnis zu ihren Schmusetieren und anderen Weggefährten die ihnen extrem ans Herz wachsen.

Da kann es schon mal zu einem ausgewachsenen Drama kommen, wenn der geliebte Kuschelhase in die Wäsche muss oder – noch deutlich schlimmer – verloren gegangen ist. Dabei muss ich immer schmunzelnd an meine Schwester denken: Ihr Erstgeborener hatte als Kind einen Felixhasen, den er über alles liebte. Das Problem: Felix ging verloren – großes Unglück. Noch größeres Unglück: Felix wurde nicht mehr produziert, es gab ihn also nicht mehr zu kaufen.

„Gott sein Dank, gibt es Puppenbörsen.“

Gott sei Dank gibt es in diesem Fall aber das Internet, denn hier gibt es ganze Kuscheltier- und Puppenbörsen. Dort findet man mit etwas Glück dasselbe Modell, des verloren gegangenen Kuschelfreundes. Meist etwas teurer als früher, aber dafür das Original. Und das ist für kleine Kinder sehr wichtig. Meine Schwester hat übrigens einen ganzen Berg „Ersatz-Felixe“ zu Hause, und auch meine Tochter hat jetzt einen bekommen – doch Schorsch bleibt die Nummer eins.

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