Autokindersitze: Worauf du beim Kauf achten musst

Kind ist im Kindersitz und wird angeschnallt
© Bigstock/ Everst

Bevor das erste Abenteuer mit dem Auto losgehen kann, muss der passende Kindersitz her. Dabei stoßen Eltern auf viele Fragen und vor allem auf einen großen Markt. Was du beim Autokindersitz-Kauf beachten musst und welcher Kindersitz nach dem ADAC-Test 2020 ab besten abschnitt, erfährst du hier.

Bis zu welchem Alter soll mein Kind rückwärts sitzend mitfahren?

In den ersten zwei Jahren sollte dein Kind unabhängig vom Autokindersitz-Modell, rückwärtsgerichtet sitzen. Das empfiehlt die ADAC. Nach UN ECE Reg. 44 ist es vorgeschrieben, dass Babys bis zu einem Gewicht von 13 Kilogramm rückwärtsgerichtet transportiert werden. Auch die aktuelle i-Size-Norm (UN ECE Reg. 129) besagt, dass Kinder bis zu einem Alter von 15 Monaten in einem rückwärtsgerichteten Autokindersitz sitzen müssen.

Grund dafür ist, dass dein Baby bei einem möglichen Frontalaufprall geschützter ist. Da die Nackenmuskulatur noch nicht ausreichend entwickelt ist, besteht bei einem Unfall die Gefahr, dass der Kopf nach vorne geschleudert wird. Durch einen rückwärtsgerichteten Autokindersitz wird das Kind bei einem Frontalaufprall in den Sitz reingedrückt, womit die Belastung für das Genick geringer ist.

Der sicherste Sitzplatz im Auto

Der Autokindersitz sollte laut dem ADAC auf dem Rücksitz hinten rechts oder in der Mitte angebracht werden. Zu beachten ist auch die Empfehlung des Kindersitzhersteller, sowie die Airbag- Positionierungen im Auto. Diese sollten nicht in der Nähe des Kindersitzes liegen, weshalb sich der Beifahrersitz nicht als Platz eignet. Wenn du dein Baby in einem Reboarder mit aktiviertem Airbag auf dem Beifahrersitz transportierst, droht ein Bußgeld von 25 Euro.

Worauf du beim Kauf eines Autokindersitzes achten musst

Es gilt die Kindersitzpflicht: Bis zum vollendeten 12. Lebensjahr und unter einer Körpergröße von 1,50 Meter, müssen Kinder in einem Autokindersitz sitzen. Das heißt, dass du nicht nur einmal mit dem Kauf eines passenden Kindersitzes konfrontiert sein wirst. In unserem Überblick findest du die wichtigsten Punkte, die du beim Kauf beachten solltest.

Kindersitz-Normen

Dein Kind kann nicht immer im gleichen Autokindersitz sitzen, da sich seine Größe und sein Gewicht verändert. Deshalb werden Autokindersitze in verschiedene Kategorien unterteilt. Momentan sind drei Normen parallel gültig.

  • i-Size / UN ECE Reg. 129
  • UN ECE Reg. 44/04
  • UN ECE Reg. 44/03

Als alte Norm gilt die UN ECE Reg. 44. Diese teilt Autokindersitze in fest definierte Gewichtsklassen ein. Die aktuelle Norm i-Size (UN ECE Reg. 129) orientiert sich an der Größe des Kindes. Da alle drei Normen gültig sind, kannst du problemlos auch ein älteres Modell kaufen.

Welche Kindersitze in welchem Alter und mit welchem Gewicht?

Norm UN ECE Reg. 44 unterscheidet in fünf Klassen:

  • Klasse 0: Gilt bis zehn Kilogramm und bis ein Jahr. Als Kindersitzart gelten quer- oder rückwärtsgerichtet Babyschalen.
  • Klasse 0+: Gilt bis 13 Kilogramm und bis eineinhalb Jahre. Als Kindersitzart gelten rückwärtsgerichtete Babyschalen.
  • Klasse l: Gilt von neun bis 18 Kilogramm und von eineinhalb bis vier Jahre. Als Kindersitzart gelten Kindersitze vorwärts oder Reboarder rückwärts.
  • Klasse ll: Gilt von 15 bis 25 Kilogramm und bis sieben Jahre. Als Kindersitzart gelten Sitzerhöhung mit und ohne Rückenstütze, sowie vorwärts oder rückwärts Reboarder.
  • Klasse lll: Gilt von 22 bis 36 Kilogramm und von sieben bis zwölf Jahre. Sitzerhöhung mit oder ohne Rückenstütze vorwärtsgerichtet.

i-Size-Norm/UN ECE Reg. 129 unterscheidet in drei Phasen:

  • Phase 1: Kindersitze für Kinder ab der Geburt bis zu einer Körpergröße von 105 Zentimeter (Ersetzt ECE-Gruppe 0, 0+ und I)
  • Phase 2: Kindersitze für Kinder mit einer Körpergröße von 100 bis 150 Zentimeter (Ersetzt ECE-Gruppe ll/lll)
  • Phase 3: Gegurtete Kindersitze für Kinder mit einer Körpergröße bis 150 Zentimeter

Wann sollte von der Babyschale zum Kindersitz gewechselt werden?

Wenn dein Kind aus der Babyschale rausgewachsen ist, dann wird es Zeit für einen Autokindersitz. Je nachdem wie schnell sich euer Kind entwickelt, könnt ihr die Babyschale bis zum 6.-, aber auch 15. Monat benutzen.

Prüfsiegel checken

Überprüfe immer ob der Autokindersitz mit einem ECE-Zeichen versehen ist. Das garantiert, dass der Sitz den geltenden Normen entspricht. ECE R129 ist die aktuelle Norm, es sind aber nach wie vor die Normen ECE R44.03 und R44.04 zugelassen.

Kindersitz im Auto testen

Wenn ihr euch einen potenziellen Kindersitz ausgesucht habt, dann solltet ihr ihn unbedingt in eurem Auto ausprobieren. Manchmal passt das Fahrzeugmodell nicht zum Autokindersitz. Dadurch können Platzprobleme entstehen. Beispielsweise befindet sich der Gurt an einer ungünstigen Stelle. Bestenfalls lässt du dich von einer Fachperson beraten und richtest dich beim Montieren nach der Bedienungsanleitung.

Auf jeden Fall solltest du diese Dinge testen:

  • den Abstand zwischen Kindersitz und Vordersitz
  • die Gurtlänge zur Befestigung des Sitzes
  • Ist das Gurtschloss bei der Befestigung im Weg oder kann es evtl. ungewollt durch das Kind geöffnet werden?
  • Stören die Kopfstützen?
  • Passt der Sitz auch in Schlafposition und reicht die Gurtlänge auch dann noch?
  • Passt ein weiterer Sitz auf die Rückbank (für Geschwister, Freunde …)?

Ein Sitz bietet nur dann Sicherheit, wenn er sich fehlerfrei und unkompliziert bedienen lässt. Achte darum beim Kauf eines Sitzes unbedingt auf eine einfache und sichere Bedienung, die auch Großeltern und andere Personen schnell erlernen können. Der Umbau in ein anderes Fahrzeug muss unkompliziert erfolgen können. Im besten Fall ist die Anleitung direkt am Sitz mit Grafiken und/oder Text beschrieben. Viele Sitze verfügen über ein eigenes Fach, in welchem die Anleitung aufbewahrt werden kann.

Kind Sitz ausprobieren lassen

Nimm deinen Nachwuchs zum Sitzkauf mit. Lass es jeden in Frage kommenden Sitz testen. Kannst du die Gurte dem Kind gut anpassen? Ist die Sitzfläche breit genug aber nicht zu breit? Und lässt sich der Seitenschutz insbesondere am Kopf auf die Größe des Kindes einstellen und anpassen? Dann ist der Sitz passend. Achte auch besonders darauf, dass der Gurt nicht am Hals des Kindes entlang führt.

Befestigung: Isofix oder Gurt?

Seit 2013 sind Autos mit einer Isofix-Halterung ausgestattet. Isofix ermöglicht es den Autokindersitz mit dem Fahrzeug zu verbinden. Mit Metallbügeln wird der Sitz direkt mit der Karosserie des Autos verbunden. Ein Vorteil ist, dass man beim Einbauen eigentlich nichts falsch machen kann. Außerdem ist die Befestigung über den Isofix sicherer, weshalb sie falls möglich, vor die Dreipunktgurt-Variante in Betracht gezogen werden sollte. Falls du den Autokindersitz nicht per Isofix anbringen kannst, dann achte bei der Gurtinstallation auf den, vom Hersteller vorgeschriebenen, Verlauf.

Pflege

Kindersitze werden meist täglich benutzt und daher schnell schmutzig. Der Sitzbezug sollte also pflegeleicht sein, sich gut abnehmen lassen und schnell trocken werden. Viele Sitzbezüge fördern insbesondere bei wärmeren Temperaturen starkes Schwitzen des Kindes. Ein Sommerbezug wird bei einigen Modellen angeboten. Wichtig ist, dass diese Bezüge nicht die Sicherheit des Kindes einschränken.

Darf ich einen Autokindersitz gebraucht kaufen?

Grundsätzlich wird von gebrauchten Kindersitzen abgeraten, doch falls du dich doch für einen entscheidest, dann solltest du einige Aspekte berücksichtigen.

Der Autokindersitz muss auf jeden Fall einer der drei oben genannten Normen entsprechen. Das erkennst du am Siegel. Alte Kindersitze mit der ECE-R 44/01 oder 44/02 Norm sind seit 2008 nicht mehr zugelassen. Wenn du dein Kind nicht vorschriftgemäß sicherst, droht ein Bußgeld von 30 Euro. Auf dem Sticker erkennst du auch das Herstellungsdatum. Gleiche das mit der Empfehlung der Nutzungszeit in der Bedienungsanleitung ab.

Solltest du dich entscheiden einen gebrauchten Autokindersitz zu kaufen, dann untersuch ihn auf Gebrauchsspuren. Wichtig ist es auch zu wissen, ob der Kindersitz je in einen Unfall verwickelt war. Falls ja, solltest du die Finger von ihm lassen. Genauso wie bei einem neuen Sitz, solltest du die Passform in deinem Auto überprüfen.
Idealerweise erwirbst du den gebrauchten Kindersitz aus deinem Bekannten- oder Freundeskreis, bei dem du dir über die Vergangenheit des Sitzes sicher sein kannst und du ihn bestimmt mal ausprobieren darfst.

Autokindersitze Test 2020: Das sind die Sieger

ADAC hat 26 Autokindersitze auf Sicherheit, Bedienung, Ergonomie, Schadstoffgehalt und Verarbeitung geprüft. 18 Modelle erhielten die Note „gut“, sechs Kindersitze bekamen die Note „befriedigend“. Nur ein Kindersitz erhält die Note „sehr gut“.
Die besten Autokindersitze (ADAC-Note)

  1. Silver Cross Dream + Dream i-Size Base (1,5)
  2. Maxi-Cosi Coral + FamilyFix3 (1,6)
  3. Nuna Pipa Next + Pipa Next Base (1,6)
  4. Joie i-Snug + i-Base Advance (1,7)

Am schlechtesten schnitt der Osann Flux Plus mit der Note 3,7 ab. Gleichzeitig ist er mit 75 Euro der günstigste.

Quellen