Hyperemesis gravidarum – wenn die Übelkeit nicht verschwindet

junge Frau mit Schwangrschaftsübekeit
Nicht nur körperlich ist Hyperemesis gravidarum belastend
©fizkes via Bigstock

Eine Hyperemesis gravidarum ist für Schwangere sehr belastend. Es handelt sich hierbei nicht ‚nur‘ um Schwangerschaftsübelkeit, sondern um eine ernstzunehmende Erkrankung. Hier findest du alle wichtigen Infos zum Thema. Außerdem hat uns eine betroffene Mama von ihrer Erfahrung mit Hyperemesis gravidarum erzählt.

geprüft von Sandra Schneider, Hebamme

Was ist Hyperemesis gravidarum?

Übelkeit und Schwangerschaft gehören zumindest im ersten Trimester irgendwie zusammen. Bei den meisten Frauen ist das Erbrechen ein erstes deutliches Schwangerschaftsanzeichen. Doch sobald sich der Körper an diese neue Situation gewöhnt hat, vergeht die Übelkeit wieder.

Anders bei einer Hyperemesis gravidarum. Das ist eine schwere Form der Schwangerschaftsübelkeit und betroffene Frauen leiden an mehr als an einem flauen Gefühl im Magen – unter Umständen sogar die komplette Schwangerschaft hindurch.

Auch Mama Deborah, sie schreibt den Blog mamarocks.ch, hatte während ihrer Schwangerschaft mit Hyperemesis gravidarum zu kämpfen. Im Hallo-Eltern-Interview erzählt sie uns:

„Hyperemesis Gravidarum ist eine ernstzunehmende Krankheit. Die Übelkeit ist so omnipräsent, dass man eigentlich nur noch im Bett liegen kann. Oft kann man nicht mal einen Schluck Wasser behalten.“

Wörtlich übersetzt heißt Hyperemesis gravidarum übrigens so viel wie übermäßiges Schwangerschaftserbrechen. Und dadurch wird auch klar, was die Erkrankung so gefährlich machen kann: Das übermäßige Erbrechen trocknet den Körper schnell aus. Hebamme Sandra Schneider erklärt uns, dass sowohl Flüssigkeit als auch Nährstoffe durch die Nahrung gering sind oder ganz fehlen.

Die Folge: Betroffene verlieren deutlich an Gewicht.

Ab wann ist Hyperemesis gravidarum gefährlich?

Natürlich ist es für die Entwicklung des Embyos nicht gut, wenn dem Körper dauerhaft Nährstoffe fehlen. Doch er kann zunächst auf eingelagerte Reserven im Körper zurückgreifen. Daher ist eine Hyperemesis gravidarum für ihn keine unmittelbar lebensgefährliche Situation.

Ärzte ziehen die kritische Grenze bei einem Gewichtsverlust von fünf bis zehn Prozent von dem Gewicht vor der Schwangerschaft. Bei einem besonders schweren Verlauf muss eine Hyperemesis gravidarum im Krankenhaus behandelt werden. Dem Körper müssen künstlich – also über Infusionen – Nährstoffe, Kohlenhydrate und Aminosäuren zugeführt werden, damit sich der Stoffwechsel wieder reguliert.

Dank dieser Möglichkeiten treten lebensbedrohliche Zustände heutzutage aber nur noch äußerst selten auf.

Hyperemesis gravidarum – ein Erfahrungsbericht

Hyperemesis gravidarum wird immer noch oft als ‚nur etwas stärkere Schwangerschaftsübelkeit‘ abgestempelt. Dass hinter der Erkrankung jedoch viel mehr steckt, beweisen Berichte von Betroffenen. Eine davon ist Mama Deborah – im Hallo:Eltern-Interview erzählt sie, wie ihre Schwangerschaft mit Hyperemesis war.

H:E: Deborah, wie sah dein Weg zur Diagnose ‚Hyperemesis gravidarum‘ aus?

H:E: Die offizielle Diagnose kam bei dir erst in der zweiten Schwangerschaft. War (starke) Übelkeit etwas, womit du schon in deiner ersten Schwangerschaft zu kämpfen hattest?

H:E: Wie hat sich Hyperemesis gravidarum auf dich ausgewirkt?

H:E: Und körperlich?

: Über Deborah

Auf ihrem Blog mamarocks.ch schreibt Mama Deborah ganz offen und ehrlich über alle Themen, die ihr im Familienalltag so begegnen. Von Familienausflügen über Rezepte bis hin zu persönlichen Erfahrungen – auch über ihre Erfahrung mit Hyperemesis gravidarum hat Deborah in einem Beitrag geschrieben.

Hyperemesis gravidarum: die Ursachen

Weltweit sind 0,2 bis zwei Prozent der schwangeren Frauen von einer Hyperemesis gravidarum betroffen. Die genaue Ursache für die Erkrankung ist jedoch nach wie vor nicht geklärt. Allerdings sind einige Risikofaktoren bekannt.

Zum Beispiel:

Zwillingsschwangerschaft oder Mehrlingsschwangerschaften
Erkrankungen der äußeren Fruchthülle (Trophoblastenerkrankungen)
Schilddrüsenerkrankungen
Hyperemesis gravidarum in vorausgegangenen Schwangerschaften
Fälle von Hyperemesis gravidarum in der Familie
schweres Übergewicht
Essstörungen (Bulimie oder Magersucht) in der Krankheitsgeschichte
psychische Belastung

Eine mögliche Erklärung für die starke Übelkeit ist laut Frauenärzten eine besonders hohe Konzentration des Schwangerschaftshormons hCG. Bei Mehrlingsschwangerschaften ist der hCG-Spiegel grundsätzlich höher – ebenso bei einer Trophoblastenerkrankungen. Daher steigt in beiden Fällen die Wahrscheinlichkeit einer Hyperemesis gravidarum.

Übermäßiges Schwangerschaftserbrechen behandeln

Gegen die typische Schwangerschaftsübelkeit gibt es eine Reihe von Hausmitteln, auf die viele Frauen setzen. Die hat Deborah natürlich auch probiert – und musste schnell feststellen:

Im Gegensatz zu klassischer Schwangerschaftsübelkeit helfen keine Hausmittelchen, wie Ingwertee trinken oder immer mal wieder eine Kleinigkeit essen. Im Gegensatz: Diese Tipps machen es nur schlimmer.

Tatsächlich brauchen viele Betroffene eine ärztliche Therapie, um ihre Beschwerden zu lindern. Zum Beispiel können Medikamente (Antihistaminika) genommen werden, welche die Übelkeit und Erbrechen mildern können. Auch eine ambulante oder stationäre Therapie mit intravenöser Flüssigkeit wird oft eingesetzt.

Viele Schwangere mit Hyperemesis gravidarum schwören auch auf alternative Heilmethoden wie Akupressur, Akupunktur, autogenes Training oder Massagen.

Deborah hat „die Kombination aus Medikamenten, Akupunktur und ganz viel Ruhe“ letztendlich am besten geholfen.

Hilfe für Betroffene & Angehörige

Hyperemesis gravidarum ist nicht nur körperlich anstrengend – auch psychisch machen Betroffene einiges durch. Hier kann es hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen zu unterhalten. Es gibt eine Reihe an Selbsthilfegruppen und Online-Foren, auf denen sich betroffene Frauen austauschen können.

Auch Mama Deborah noch ein paar Dinge, die sie anderen Frauen mit Hyperemesis gravidarum gerne mit auf den Weg geben will:

Holt euch lieber früher als später Hilfe. Seid offen, was Schul- und Alternativmedizin angeht. Und denkt immer daran, spätestens nach der Geburt, wenn ihr euer süßes Baby in den Armen habt, ist die Tortur vorbei.

Von Angehörigen wünscht die Mama sich, dass die Schwangere mit Hyperemesis gravidarum ernst nehmen. „Bietet aktiv Unterstützung an, sei es im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung. Vielleicht traut sich die Mama ja nicht, um Hilfe zu bitten.“

Für Angehörige gibt es auf mamarocks.ch auch einen passenden Beitrag – hier listet Deborah 10 Dinge, die Schwangere mit Hyperemesis gravidarum absolut nicht hören wollen.

Quellen