Abstillen: Wie finde ich den perfekten Zeitpunkt & Methode?

Mutter füttert Kind
Mit der Beikost beginnt häufig der Prozess des Abstillens.
©pexels/ Andrea Piacquadio

Manche Mütter genießen das Stillen und wollen gar nicht aufhören, andere würden gerne so bald wie möglich abstillen. Wie bei jeder Mutter wird das Thema früher oder später auch für dich relevant. Wie geht richtig Abstillen und gibt es eine Methode, die wirklich hilft? Hier findest du alles, was du wissen solltest.

geprüft von Sandra Schneider, Hebamme

Abstillen: Wie es gelingen kann

Als Abstillen bezeichnet man das Entwöhnen von der Brust, sodass das Kind am Ende keine Muttermilch-Mahlzeiten mehr erhält. Allerdings bedeutet die Einführung der Beikost nicht automatisch das sofortige Abstillen. Wie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) schon deutlich sagt: Die insgesamte Stilldauer bestimmen allein du und dein Kind.

Wann ist Abstillen sinnvoll?

Entscheidend für die Umstellung ist ohnehin, ob dein Baby schon bereit für den Beikoststart ist. Dazu gehört zum Beispiel, dass es motorisch schon in der Lage ist, mit der Zunge Nahrung zu formen und sie einzuspeicheln. Außerdem wirst du beobachten können, dass es verstärkt Interesse an eurem Essen zeigt.

: kurz notiert
Langzeitstillen

Man spricht man von Langzeitstillen, wenn eine Mutter ihr Kind länger als ein Jahr stillt.

Hebamme Sandra Schneider erklärt uns, dass Mütter generell jederzeit abstillen können. Aber „Es ist nicht so einfach, aus dem Vollstillen abrupt abzustillen. Hier ist die Gefahr eines Milchstaus sehr groß. Hier ist die Beratung mit der Hebamme/ Stillberaterin sinnvoll. [Aber] mit der richtigen Planung und bestimmten Maßnahmen kann Abstillen jederzeit problemlos gelingen.“

Wann gibt es keinen Grund zum Abstillen?

Dein Kind ist schon älter als sechs Monate und du bist dir nicht sicher, ob du wirklich nicht mehr stillen solltest? Lass dir Zeit.

Viele Frauen haben Angst, dass sie bei bestimmten Komplikationen abstillen müssen. Die BzgA entkräftet die häufigsten Mythen und gibt eine Übersicht über Gegebenheiten, die kein zwingender Grund zum Abstillen sind, zum Beispiel:

Wenn dein Kind Zähne bekommt
Wenn du deine Periode bekommst
Eine erneute (gesunde) Schwangerschaft
Die Einnahme stillverträglicher Medikamente

Übrigens kannst du auf der Internetseite www.embryotox.de ganz einfach überprüfen, welche Medikamente in der Schwangerschaft oder Stillzeit eingenommen werden dürfen. 

Auch wenn du wieder in den Beruf einsteigst, musst du nicht auf das Stillen verzichten: Laut dem Mutterschutzgesetz hast du nach der Mutterschutzfrist das Recht auf Stillzeiten, in denen du dein Kind stillen oder Milch abpumpen kannst.

: Empfehlungen + Tipps

Abstillen – Wie stille ich richtig ab?

Richtig Abstillen gibt es so nicht, da Mutter und Kind individuell sind. Bei manchen klappt es ganz schnell, bei anderen gar nicht und es wird weiter gestillt.

Wie lange dauert es, bis man abgestillt hat?

Wenn du dich dazu entschlossen hast abzustillen, solltest du dafür Zeit einplanen. Hebamme Sandra rät Frauen, die zu einem bestimmten Datum abgestillt haben wollen: „Sehr straff geplant kann man es in 4 Wochen schon schaffen, besser wären 8 Wochen.“ 

Ohne festes Datum richtet man sich einfach nach dem Baby, also wann es bereit für die nächste Breimahlzeit ist. Dann stillt man Mahlzeit für Mahlzeit ab. Da kann man dann etwa 4 Wochen pro Mahlzeit ansetzen und würde bis zum 1. Geburtstag alle Tagmahlzeiten ersetzt haben und eventuell nachts noch weiter stillen.

Hier kannst du dann zuerst eine Mahlzeit ersetzen. Das dauert etwa vier Wochen. Dann erst wird die nächste Stillmahlzeit durch Brei ersetzt. Wieder 2-4 Wochen später kann man wieder die nächste ersetzen usw.

Für die Einführung der Beikost empfehlen viele Kinderärzte, dem Beikostplan zu folgen. Hier kannst du genau nachlesen, in welcher Reihenfolge du die Mahlzeiten laut Beikostplan ersetzen kannst. Sorge dich aber nicht, wenn der Prozess etwas länger dauert.

Viele Kinder verlangen bei emotionalem Stress, etwa bei Wachstumsschüben, wieder öfters die Brust. Und solange du dich dabei wohl fühlst, ist das auch vollkommen in Ordnung. Eine feste Regel, in welchem Zeitraum der Übergang geschafft sein muss, gibt es nicht.

Sanft und natürlich Abstillen

Für Mutter und Kind ist es deutlich angenehmer, wenn das Abstillen sanft und einfühlsam passiert und nicht abrupt. Du und dein Kind sollten dafür nach Möglichkeit genug Ruhe haben. Ist dein Baby gerade krank, hast du viel Stress oder stehen Veränderungen in eurem Leben an, solltest du das Abstillen lieber noch einmal verschieben.

Binde auch den Papa oder andere Verwandte in den Abstillprozess mit ein. Deinem Baby fällt der Abschied leichter, wenn es deine Muttermilch nicht ständig riecht. Also kann ruhig auch mal Papa versuchen, es ins Bett zu bringen oder abzulenken, wenn es gerne gestillt werden möchte.

Natürliches Abstillen beruht auf Zeit. Lass dein Kind entscheiden, wann es nicht mehr gestillt werden möchte. Diese Methode ist ein langsamer Abstillprozess. Dabei wird immer seltener und in längeren Abständen gestillt, bis das Kind von sich aus kein Interesse mehr zeigt. Es kann sich aber auch innerhalb einiger Tage selbst abgestillt haben. Auch hier sind Kinder sehr unterschiedlich.

Wie kann ich schnell Abstillen?

Für das Wohl von Kind und Mutter sollte ein abrupter Schluss eigentlich vermieden werden. Aber natürlich gibt es auch Ausnahmen, die ein schnelles Abstillen voraussetzen, zum Beispiel ein Krankenhausaufenthalt oder die Einnahme von Medikamenten, die nicht für die Stillzeit geeignet sind.

Wenn du abrupt aufhören musst, solltest du folgendes beachten:

  • Schenke deinem Kind weiterhin körperliche Nähe und Sicherheit
  • Milchstau vermeiden durch Ausstreichen
  • Abpumpen so wenig wie möglich (aber so viel wie nötig): Abpumpen: Milchstau soll vermieden werden und Schmerzen erträglich bleiben, zu viel darf es aber nicht sein, um dem Körper zu signalisieren, dass die Milch nicht mehr gebraucht wird und die Produktion runtergefahren werden kann.
  • Brüste passen sich an, sobald der Körper versteht, dass das Kind nicht mehr gestillt wird.

Nachts abstillen

Schläft dein Kind an der Brust ein und möchte auch nachts häufiger gestillt werden, sobald es wach ist? Das kann ziemlich anstrengend für die Mama werden und kostbaren Schlaf rauben. Jedoch ist es nur sehr schwer möglich, das nächtliche Stillen auf natürliche Weise aktiv zu reduzieren. Das Stillbedürfnis in der Nacht wird sich mit der Schlafentwicklung deines Kindes von selbst verringern.

Es gibt aber einige hilfreiche Tricks, die beim nächtlichen Abstillen helfen können. Dafür sollte dein Baby neun Monate alt oder älter sein:

  • Kind sollte nicht an der Brust einschlafen
  • Kuscheln und beruhigen durch Körperkontakt und Worte
  • Kind kann anfangen im eigenen Bett zu schlafen, damit es die Milch nicht riecht oder sie immer verfügbar ist.
  • Saugbedürfnis beim Einschlafen durch Schnuller stillen

Das nächtliche Abstillen bedeutet aber nicht automatisch, dass dein Kind nun durchschläft. Es kann sehr wohl sein, dass es auch in der Nacht mehrmals aufwacht und sich nach Körpernähe und Sicherheit sehnt. Dein Kind wird wahrscheinlich auch dann wieder deine Hilfe zum Einschlafen benötigen.

Wichtig: Nächtliches Abstillen/ nächtliches Füttern beeinflusst das Schlafverhalten nicht. Auch abendliches Stillen oder Füttern beeinflusst das Einschlafen nicht. „Wie gut das Baby ein-/durchschläft hat NICHTS mit dem Stillen zu tun“, betont Hebamme Sandra.

: wichtige Infos

Nachts Abstillen nach Gordon

Nachts stillen zu müssen, belastet viele Mütter nach einer Weile, denn der Wunsch nach etwas Schlaf ist nach der Schlaflosigkeit vieler Stillnächte groß. Der US-amerikanische Kinderarzt Dr. Jay Gordon hat einen 10-Nächte-Plan entwickelt, der nach zehn Tagen eine nächtliche Ruhe für circa sieben Stunden verspricht, ohne die enge Kuschelbindung mit dem Kind zu verlieren.

Hebamme Sandra betont hier, dass es keine 0815-Methode gibt, die bei allen Babys gleich wirkt. Sie befürwortet diese Methode nicht und würde sie auch nicht empfehlen.

Gordon-Methode

Was tun bei Abstillproblemen?

Du hast körperliche oder seelische Probleme beim Abstillen? Dann bleibe damit auf keinen Fall allein. Deine Hebamme oder deine Stillberaterin werden dir zur Seite stehen. Sie kann dir eventuell homöopathische Mittel geben, um den Abstillprozess zu verbessern, etwa bei schmerzenden Brüsten. Und auch bei Sorgen mit deinem Kind während des Stillens bist du bei einer Hebamme gut aufgehoben.

Abstillen hat einen großen Einfluss auf die Bindung zu deinem Kind und ist für deinen Körper, Hormone und Emotionen eine große Umstellung. Wenn du unter schwereren körperlichen Problemen leidest, solltest du dich an einen Arzt wenden.

Ganz wichtig: Lass dir, wie bei allen anderen Dingen rund um dein Kind, nicht reinreden. Du und dein Kind genießt das Stillen noch sehr und du möchtest noch nicht darauf verzichten? Dann hör auf deinen Bauch und das Herz und lass dich nicht von Kommentaren Anderer verunsichern. Abstillen ist eine individuelle Entscheidung, die du und dein Kind allein treffen solltet.

Milchstau und Brustentzündung vermeiden

Abstillen wie ein Profi, dabei helfen dir ein paar Tricks, damit du eine Brustentzündung oder einen Milchstau verhindern kannst:

  • Enge BHs: Je enger dein BH sitzt, desto stärker geht die Milchbildung zurück. Achte aber bitte darauf, dass du ihn immer noch relativ bequem und vor allem schmerzfrei tragen kannst.
  • Kälte hemmt ebenfalls die Milchbildung. Du kannst also Kühlkompressen auf deine Brüste legen.
  • Brustmassage: Damit du keinen Milchstau bekommst, solltest du die Brust regelmäßig massieren. Hast du sehr viel Druck durch die Milch, kannst du ein paar Schlucke abpumpen, bis der Druck weicht.
  • Globuli können den Prozess des Abstillens unterstützen. Sprich am besten mit deiner Hebamme dazu.
  • Lass dir Zeit. Versuche die Nähe und den Körperkontakt des Stillens durch Kuscheln zu ersetzen!

Medikamente zum Abstillen

Lass dich von einem Arzt beraten, wenn sich dein Körper nur schwer an die Umstellung gewöhnen kann, du etwa immer wieder eine entzündete Brust bekommst.

  • In manchen Fällen verschreiben Ärzte dann Tabletten zum Abstillen, die die Bildung des Stillhormons Prolaktin und damit auch die Milchbildung hemmen, sogenannte Prolaktinsekretionshemmer.
  • Gegen die Schmerzen hilft die Einnahme von Paracetamol oder Ibuprofen. Bei Asthma-Patienten sollte aber auf Ibuprofen verzichtet werden.

Vor der Einnahme von Medikamenten und Abstillen-Tabletten sollte immer der zuständige Arzt um Rat gebeten werden.

Ohne Medikamente Abstillen: Tee

Es eignen sich auch unterschiedliche Teesorten zum Abstillen. Tee, wie Salbei oder Pfefferminz hemmen die Milchbildung.

Täglich kannst du davon zwei bis drei Tassen trinken, solange abgestillt wird. Als Tee eignen sich frische Salbei- oder Pfefferminzblätter oder auch Teebeutel. Wenn du dich für die frische Variante entscheidest, solltest du die Blätter etwa 15 Minuten im heißen Wasser ziehen lassen.

Salbeitee kannst du kalt für Kompressen verwenden. Diese mehrmals am Tag für 20 Minuten auf die Brust legen.

Hebamme Sandra rät zuletzt noch:

Mama und Baby können in jedem Fall davon profitieren, wenn sie den vielen Körperkontakt aufrechterhalten, sofern beide das wollen. Also zum Beispiel Kuschelzeit statt Stillzeit vor dem Einschlafen. Viel Tragen im Tuch/ der Babytrage. Wenn statt Muttermilch Formulanahrung in der Flasche gefüttert wird, auch hier im Arm halten beim Füttern.“

Quellen