Der Beikoststart ist oft eine heikle Phase. Genau dafür entwickelte die britische Gesundheitsberaterin Jill Rapley eine Methode, die Baby und Eltern die Einführung von neuer Nahrung erleichtern soll: Das sogenannte Baby-led Weaning – oft auch „breifrei“ genannt.
Was ist Baby-led Weaning?
Die Idee beim Baby-led Weaning, zu Deutsch das Baby-gesteuerte Abstillen, ist es, dem Baby zum einen anstelle von Brei Fingerfood anzubieten – also zum Beispiel
- kleingeschnittene Möhren
- Kartoffeln
- Nudeln
- frisches Obst
Zum anderen soll das Baby beim BLW nicht gefüttert werden, sondern sich die Nahrung selbst nehmen und dadurch steuern, wann es bereit für den Beikoststart ist.
Hat es kein Interesse an der weiterführenden Nahrung, ist es auch noch nicht bereit dafür und sollte weiter gestillt werden, so Rapleys Theorie.
Die Gesundheitsberaterin ist der Meinung, dass sich die Babys an der Ernährung der Eltern orientieren und daher das „Erwachsenenessen“ viel leichter annehmen als die vorgefertigte Babynahrung aus dem Gläschen.
Wann beginnt man mit fester Nahrung für das Baby?
Etwa ab dem fünften bis sechsten Lebensmonat entwickeln Babys langsam Interesse am Essen der Großen – sie sind jetzt in der Entwicklung so weit, dass die feste Nahrung auch besser schlucken können.
Welche Vorteile bietet BLW?
Befürworter des Baby-led weaning nennen einige Vorteile für Eltern und Kind.
Vorteile fürs Baby:
- Das Baby darf sich das Essen selbst in den Mund schieben – das fördert die Selbständigkeit und das Selbstvertrauen.
- Das Baby hört von allein auf zu essen, wenn es satt ist. Es kann also nicht passieren, dass es überfüttert wird.
- Durch BLW lernt dein Baby schon früh die verschiedenen Lebensmittel kennen – es entwickelt gar nicht erst einen Geschmack für den Brei, den du ihm dann später wieder abgewöhnen musst.
- Durch das Kauen werden die Gesichtsmuskeln gestärkt, was sich positiv auf die Sprachentwicklung auswirken kann.
- BLW könnte späteres Übergewicht vorbeugen. Eine britische Studie aus dem Jahr 2012 kam zu diesem Ergebnis.
- Obst und Gemüse ist bunt und hat verschiedene Formen – da hat das Baby bei Essen auch noch richtig viel Spaß!
Vorteile für die Eltern:
- Baby-led weaning ist zeitsparend – den du musst keine Extra-Mahlzeiten für dein Baby kochen oder vorgekochten Brei einfrieren und auftauen.
- Außerdem musst du keine teuren Babygläschen kaufen – BLW kann daher auch günstig sein.
Wenn das Baby selbstbestimmt isst, dann ist die Sauerei am Esstisch größer. Durch Platzdecken oder Schutzmatten lässt sich das aber in Grenzen halten. Hierbei handelt es sich also nicht wirklich um einen Nachteil – gibt es also überhaupt Nachteile für dein Baby?
Welche Nachteile hat BLW für dein Baby?
Kritisiert wird die Methode vor allem vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Er ist der Meinung, dass diese Form der Ernährung dem Kind schaden kann und rät davon ab.
So könne es beispielsweise passieren, dass sich das Baby von selbst nicht ausgewogen genug ernähre und es so zu einem Nährstoffmangel (z.B. Eisen) komme. Auch sei es möglich, dass sich das Kleine an den zwar zugeschnittenen, aber im Vergleich zu Flüssignahrung großen Lebensmittelstückchen verschlucke.
Außerdem kann es sein, dass du dein Baby beim Baby-led weaning häufiger Stillen musst – die Zeitersparnis ist dann also wieder geringer!
Mama Bettina hat BLW ausprobiert – und nach ein paar Monaten wieder aufgegeben. Ihre Erfahrung beschreibt sie hier:
Warum muss ich mein Kind bei BLW häufiger Stillen?
Da Babys bei BLW anfangs nur kleinere feste Mahlzeiten essen, brauchen sie zusätzliche Milchmahlzeiten, um den Nährstoffbedarf zu decken. Es kann also durchaus sein, dass dein Baby beim Baby-led Weaning erstmal öfter an die Brust will – das ist auch gut so. Denn so kannst du sichergehen, dass dein Baby satt und mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt ist!
Lebensmittel: Dos & Don’ts bei der BLW-Ernährung
Du willst Baby-led Weaning ausprobieren? Dann findest du hier einige geeignete und ungeeignete Lebensmittel für die breifrei Ernährung.
Welche Lebensmittel eignen sich für Baby-led Weaning?
Wichtig ist, dass dein Baby das Essen gut greifen kann – es aber auch problemlos ohne Zähne zerdrücken kann. Geeignet ist zum Beispiel:
- Gedünstetes oder im Ofen gegartes Gemüse
- Reifes Obst (eventuell ohne Schale)
- Gekochte Nudeln
- Nicht zu festes Fleisch (z.B. Frikadellen)
- Brot
- Käse
Welche Lebensmittel solltest du vermeiden?
Nicht für BLW geeignet sind vor allem harte Lebensmittel wie rohe Karotten oder Äpfel, Nüsse oder Cracker!
Außerdem solltest du auch bei BLW auf eine gesunde Ernährung achten. Gib deinem Baby also keine salzigen, fettigen oder scharfen Fertiggerichte oder stark gezuckerte Speisen.
Generell solltest du dich informieren, welche Lebensmittel in welchem Alter erlaubt sind. Einen Überblick haben wir hier für dich zusammengestellt:
Weitere Tipps fürs Baby-led Weaning
- Iss zusammen mit deinem Kind: Babys ahmen gerne Mama und Papa nach – esst also zusammen!
- Stille nicht vor dem Essen, sonst hat dein Baby natürlich keinen Hunger mehr. Trotzdem sollte es auch nicht sehr hungrig vor der breifreien Mahlzeit sein.
- Biete deinem Kind verschiedene Lebensmittel an und lass es selbst aussuchen, welches es greifen will. Aber übertreibe es nicht mit der Auswahl – das kann dein Baby überfordern.
- Lass dein Kind auch mit dem Essen spielen – es lernt so die Lebensmittel am effektivsten kennen!
Was ist besser: Babybrei oder BLW?
Breifrei erfreut sich unter Eltern an großer Beliebtheit – doch auch Babybrei hat einige Vorteile:
Vorteile von Babybrei
Babys können den Brei leicht essen – ganz ohne Verschluckungsgefahr! Wenn du den Brei selbst kochst, kannst du die Zutaten selbst auswählen. Auch in gekauften Breien sind alle wichtigen Nährstoffe für dein Baby enthalten. Außerdem enthält Babybrei zugesetzte Öle, durch die das Kind bestimmte Vitamine besser aufnehmen kann. Dadurch sättigt der Brei auch effektiver.
Also, welche der beiden Methoden ist nun besser? Die Antwort: Es gibt keine bessere Methode. Es handelt sich hier wieder um eine individuelle Entscheidung. Manche Kinder scheinen Brei abzulehnen und wollen lieber direkt feste Nahrung essen – für sie ist BLW gut geeignet. Andere Kinder wollen lieber Brei bekommen – auch das ist gut so.
Fazit: Einen Mittelweg finden!
Der BVKJ rät dazu, sich an dem altbewährten Ernährungskonzept von Babybrei & Co. zu orientieren. Begleitend dazu könne man dem Baby jedoch Beikost wie kleingeschnittenes Brot, Obst und Gemüse anbieten, welche das Baby lernt, eigenständig zum Mund zu führen.
Durch einen Mittelweg aus klassischem Beikostplan und Baby-led Weaning kommt das Baby an alle nötigen Nährstoffe und lernt gleichzeitig, Nahrung selbst aufzunehmen.