Extremer Haarwuchs: Warum Babys in Spanien gerade an der „Werwolf-Krankheit“ erkranken

Mann hält sein Baby auf dem Arm
Warum haben die Babys ungewöhnlich starken Haarwuchs?
©Unsplash/Liz Martin

In Spanien haben zahlreiche Babys ungewöhnlich starken Haarwuchs im Gesicht, am Rücken und eigentlich am ganzen Körper. Der Grund? Ein interner Fehler in einem Pharmakonzern.

Mindestens 17 Babys betroffen

Da will man seinem Kind etwas gegen Magenschmerzen geben und plötzlich bekommt es sehr, SEHR starken Haarwuchs am gesamten Körper. Klingt nach einem schlechten Film, ist aber in Spanien genau so passiert. Mindestens 17 Kinder sind davon betroffen. In den spanischen Medien werden sie mittlerweile die „Werwolf-Kinder“ genannt.

 

Ángela Selles aus Granada erzählte der spanischen Zeitung „El Paìs“:

„Mein Sohn bekam überall viele Haare, an der Stirn, an den Backen, an Armen und Beinen, an den Händen … er hatte die Augenbrauen eines Erwachsenen. Das hat uns viel Angst bereitet, weil man ja nicht wusste, was los war.“

Doch wie kam es zu dem plötzlichen Haarwuchs? Hypertrichose oder „Werwolf-Syndrom“ bezeichnete man die Überbehaarung. Sie kann durch einen sehr seltenen Gendefekt angeboren sein oder durch Medikamente ausgelöst werden. Und genau das ist bei der aktuellen Welle an Hypertrichose-Erkrankungen geschehen: Verantwortlich ist ein falsch gekennzeichnetes Medikament.

Ein Medikamenten-Tausch ist schuld an extremer Behaarung

Das spanische Pharmaunternehmen Farma-Química Sur kennzeichnete aufgrund eines internen Fehlers ein Haarwuchsmittel falsch. Durch diesen Etikettenfehler wurde das Blutdruckmedikament Minoxidil, das auch gegen Haarausfall verschrieben wird, als Magen-Darm-Wirkstoff Omeprazol beschriftet und verkauft.

Im April war der erste Fall bekannt geworden. Doch erst Anfang August kam die Arzneimittelbehörde AEMPS der Ursache auf den Grund. Das Medikament wurde mittlerweile aus dem Verkauf genommen und die Fabrik außerdem wegen „schwerer Nichteinhaltung der Kontrollregeln“ für unbestimmte Zeit geschlossen.

Keine dauerhaften Schäden

Die gute Nachricht für alle Betroffenen: Auch wenn bei Einnahme des Medikaments verschiedene Nebenwirkungen auftreten können, sind wohl keine dauerhaften Schäden zu befürchten, versichern die Behörden.

Nach Absetzung des Medikaments soll der Haarwuchs zurückgehen, wenn auch sehr langsam. „Die Haare fallen aber sehr langsam ab, der Arzt meinte, es könne Monate dauern, bis es wieder normal ist“, erklärte eine Mutter den spanischen Medien.