Meine Hölle im kühlen Nass: Babyschwimmen

baby und Mama bei einem Babyschwimmkurs
Mission Impossible im Schwimmbad
© Pixabay/ McStone

Ist das Baby erst einmal geboren, wird man als Eltern von einem riesigen Angebot an Babykursen überhäuft. Allen voran wird das Babyschwimmen immer ganz groß angepriesen.

Von allen Seiten hört man Lobeshymnen über das Babyschwimmen. Vermeintlich jeder macht es mit seinen Kindern und es ist ja ach so wichtig. Es fördert die Sinneswahrnehmung, es unterstützt die Babys dabei schneller ihren Kopf sicher halten zu können und auch für die Baby-Entwicklung (zum Beispiel beim Krabbeln oder dem Laufen) soll es wahre Wunder bewirken. Außerdem sollen sich Babys im warmen Schwimmbecken pudelwohl fühlen, da sie sich hier an die Zeit in Mamas kuschelig warmen Bauch zurückerinnern. Klingt ja alles erst einmal super toll!

Schwimmbäder und ich sind keine Freunde

Aber dann geht es auch schon los. Ich, als junge engagierte Mutter möchte meinem Kind natürlich nichts vorenthalten, doch ich selbst bin so gar keine Wasserratte. Egal wie warm ein Becken angeblich beheizt ist, es ist mir persönlich grundsätzlich zu kalt. Dennoch möchte ich meiner Tochter natürlich nichts vorenthalten, deshalb entschied ich mich dazu, eine Schnupperstunde in einem Babyschwimmkurs zu absolvieren.

: auch interessant

Meine Tochter war zu diesem Zeitpunkt 4 oder 5 Monate alt. Ich weiß es nicht mehr genau. Also zu Hause alles Nötige eingepackt (und das war eine ganze Menge!) und ab zur Schwimmhalle. Dort ging das Drama dann auch schon los. In der viel zu engen und überfüllten Umkleidekabine zog ich mich aus, anschließend meine Tochter. Wohl bedacht, dass meine Tochter keinesfalls mit dem Boden in Berührung kommt. Ich bin ein totaler Viren- und Keime Phobiker, also bloß das Kind nirgendwo ablegen oder mit etwas in Berührung bringen! Als das Aus- bzw. Umziehen geschafft war, war ich bereits schweißgebadet und meine Tochter quengelig. Dann ging es weiter in die Schwimmhalle. Ich schleiche also auf den glitschig nassen Fliesen durch das Schwimmbad, wohl bedacht auf jeden meiner Schritte genauestens zu achten, dass ich keinesfalls ausrutsche und zusammen mit meiner Tochter hinfalle.

Lärmpegel wie auf einem Konzert

Das Schwimmbecken ist bereits gut mit Eltern und Babys gefüllt. Der Lärmpegel kaum auszuhalten. Die einen Babys brüllen lautstark, weil es ihnen so gar nicht gefällt, die anderen Babys jauchzen und quietschen weil es ihnen besonders gut gefällt. Und dann halt noch die Eltern, die sich inmitten ihrer Kinder versuchen zu unterhalten.

Meine Tochter und ich gingen vorsichtig in das Becken. Und sie fing direkt an zu jammern. Scheinbar war ihr das Wasser zu kalt. Mir übrigens auch. Angeblich war es auf 32 Grad erwärmt. Mir kam es viel kälter vor. Also Augen zu und durch. Der Kurs startete und es wurden Kinderlieder gesungen. Rhythmisch dazu wurden die Kinder durch das Wasser gezogen und hochgehoben, nach links und nach rechts und immer weiter. Ich hatte das Gefühl es wurde alles immer schneller. Ich kam irgendwann gar nicht mehr hinterher meine Tochter rechtzeitig hoch zu heben, um sie anschließend gleich wieder einzutauchen. Meine Tochter machte zwar alles brav mit, aber Begeisterung sah echt anders aus.

Mission Impossible in der Umkleide

Am Ende des Kurses drängten alle Eltern mit ihren Kindern aus dem Becken. Es konnte gar nicht schnell genug gehen. Entsprechend ging es auch in der Umkleidekabine wieder hoch her. Hier kam die nächste Hürde für mich. Wie schon erwähnt, wollte ich keinesfalls das meine Tochter mit dem Boden in Berührung kam. Ich trocknete sie also erst mal gründlich ab und befreite sie aus der nassen Schwimmwindel. Währenddessen stand ich noch im klitschnassen Badeanzug ohne Handtuch da und habe mir einen abgefroren. Anschließend pellte ich mich selbst, natürlich ständig mit meiner Tochter auf dem Arm, aus meinem nassen Badeanzug und sah zu, dass ich mich selbst trocken und wieder angezogen bekam. Warum hatte ich nur keine Babyschale dabei? Diese Idee kam mir natürlich erst hinterher, aber sie hätte uns wohl einiges erleichtert. Als die Umkleide Odyssee endlich beendet war und wir uns auf den Heimweg machten, ließ ich das ganze nochmals Revue passieren.

Ich war skeptisch. Klar, es mag Kinder und Familien geben, die den Babyschwimmkurs sehr gerne besuchen und daran Freude haben, das ist auch völlig in Ordnung. Und ich möchte mit meinem Text auch niemanden zu Nahe treten. Mir persönlich war es einfach etwas suspekt. Nach dieser Erfahrung beschloss ich für meine Tochter und mich, dass wir dies nicht weiter fortführen werden. Das eine Mal hat gereicht. Später bin ich dann schon noch einige Male ins Schwimmbad gegangen, aber eben ohne den Kurs und da hat es meiner Tochter und auch mir viel mehr Freude bereitet.

Liebe Eltern – wenn ihr selbst Wasserratten seid, dann ist das Babyschwimmen sicher eine ganz tolle Erfahrung für euch und eure Kleinen. Wenn ihr selbst aber eher das kühle Nass scheut, überlegt es euch gut – denn es kann schnell zur Hölle werden. Wenn es euch persönlich nicht gefällt, dann spürt das auch euer Baby! Vielleicht geht ihr lieber mal auf eigene Faust mit eurem Baby in ein Hallenbad, um das Ganze zu beschnuppern ehe ihr einen Kurs bucht.