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Clusterfeeding: Wenn dein Baby ständig an die Brust will

Mutter stillt ihr Baby
Clusterfeeding: Darauf musst du achten
©Bigstock/Rawpixel.com

Wenn das Baby scheinbar nicht satt zu kriegen ist, sind Mamas schnell verunsichert. Dabei ist dieses Clusterfeeding ein normaler Anpassungsprozess, eine Phase, die auch wieder vorbeigeht.

geprüft von Sandra Schneider, Hebamme


Clusterfeeding: Was ist das genau?

Der Begriff setzt sich aus den beiden englischen Wörtern „to cluster“ (dt.: etwas anhäufen) und „feeding“ (dt.: füttern) zusammen. Clusterfeeding beschreibt also eine Phase, in der dein Baby besonders häufig an die Brust will und du es in sehr kurzen Abständen stillen musst.

: Info
Clusterfeeding am Abend

Die Erfahrung von vielen Müttern ist, dass Babys ab dem späten Nachmittag und abends besonders „clustern“. Das ist jedoch von Kind zu Kind verschieden.

Im Deutschen werden dafür „Dauerstillen“ oder „Stillen nach Bedarf“ als Synonyme verwendet. Das Clusterfeeding ist durchaus eine normale Phase, die vor allem in den ersten Lebenswochen auftritt.


Warum clustern Babys?

Kann es sein, dass mein Baby nicht satt wird, wenn es oft an die Brust will? Ganz klar, nein! Wenn dein Baby clustert ist das kein Zeichen dafür, dass du zu wenig Milch hast. Das häufige Stillen mit kleinen Unterbrechungen heißt nicht, dass es nicht satt wird. Dein Baby trinkt seine Milch nur lieber in kleinen Portionen, weil es sie so besser verträgt.

Das Clusterfeeding ist ein wichtiger Teil des Milchbildungsprozesses. Deine erste Milch – die Vormilch (Kolostrum) – wandelt sich in den ersten Tagen nach der Geburt in Übergangsmilch und schließlich in die nahrhafte, reife Muttermilch um. Die häufigen und kürzere Stillphasen regen bei dir die Milchbildung an und dein Körper stellt sich schneller auf den Bedarf des Babys ein: deswegen auch „Stillen nach Bedarf“.

Aber auch folgende Punkte sind Ursache für das Clusterfeeding:

  1.  Magengröße von Babys
    Nach der Geburt hat der Magen eines Babys etwa die Größe einer Kirsche – da passt also gar nicht so viel Milch rein. Darum lässt sich das Clusterfeeding vor allem bei neugeborenen Babys beobachten. Wenn du mehr über die Magen-Entwicklung deines Babys erfahren möchtest, sieh dir unser Video zum Thema an.
  2. Muttermilch ist leicht verdaulich
    Deine Milch ist perfekt auf das noch unausgereifte Verdauungssystem deines Babys angepasst. Sie wandert zügig vom Magen in den Darm. Der Bauch ist also schnell wieder leer und das Baby hat wieder Hunger.
  3. Gewohnte Versorgung im Bauch
    Dein Baby wurde während der Schwangerschaft ständig über die Plazenta und Nabelschnur mit Nahrung versorgt. Kleine häufige Mahlzeiten würden daher den vorgeburtlichen Bedingungen eher entsprechen als seltenere große Mahlzeiten, schreibt die Europäische LaktationsberaterInnen Allianz.
  4. Hormonelle Gründe für Clusterfeeding
    Aber auch die kindlichen Hormone sind ein wichtiger Faktor. Während der Saugperioden wird ein Hormon ausgeschüttet, das dem Kind ein Sättigungsgefühl vermittelt. Es wird Cholezystokinin genannt. Dieses sinkt relativ rasch nach der Mahlzeit ab und das Hungergefühl beim Baby steigt wieder an. Es kann also gut sein, dass es innerhalb von 10 bis 20 Minuten wieder trinken will.
  5. Stillen ist anstrengend
    An deiner Brust zu saugen, ist anstrengend. Es kann also durchaus passieren, dass dein Winzling vor Erschöpfung einschläft, obwohl er noch gar nicht satt war.

Wann tritt Clusterfeeding am häufigsten auf?

Clusterfeeding ist normal für den Stillstart. Unsere beratende Hebamme Sandra Schneider erklärt:

„Das Clusterfeeding ist ein Phänomen, dass oft nach dem Milcheinschuß (Tag 3-5) einsetzt und für ein paar Wochen zu beobachten ist (etwa 4-6).“

Am Anfang verlieren Neugeborene etwa 5 bis 7 Prozent ihres Geburtsgewichts. Das gleichen sie aber recht schnell wieder aus – indem sie viel essen. Gib dir und deinem Baby Zeit, bis sich ein echter Still-Rhythmus einstellt. Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, ein Baby nach Bedarf zu stillen und ihm das zu geben, was es gerade braucht.

: Faustregel
Wie oft Neugeborene stillen?

In den ersten Lebenswochen sollten Kinder acht- bis zwölfmal in 24 Stunden angelegt werden. Das ist aber nur eine grobe Faustregel. Der tatsächliche Bedarf kann von Kind zu Kind verschieden sein.

Wie und wann dein Baby das Clusterfeeding braucht, ist sehr individuell. Möglich sind:

  • aufeinanderfolgende Tage, an denen das Baby ununterbrochen an die Brust möchte
  • bestimmte Tageszeiten, an denen es dauergestillt werden möchte
  • abends oder vor dem Schlafengehen wollen Babys Vorräte für die Nacht tanken und besonders häufig gestillt werden

Clusterfeeding abends und nachts

Man könnte sagen, dass dein Baby durch das abendliche Clusterfeeding seine Milchbestellung für den nächsten Tag aufgibt. Denn die Hormone, die beim Stillen ausgeschüttet werden, entfalten ihre volle Wirkung erst nach acht bis 16 Stunden.

Übrigens ist Muttermilch am Abend und in der Nacht wirkt schlaffördernd und beruhigend. Das liegt am Hormon Serotonin, auch als „Glückshormon“ bekannt. Die Konzentration ist am Abend in der Muttermilch höher als tagsüber. Deshalb schlafen Babys nach dem abendlichen Clusterfeeding oft etwas länger.

Wann das Dauerstillen problematisch sein kann:

  • Wunde Brustwarzen und Schmerzen über einen längeren Zeitraum
  • Übermäßiger Milcheinschuss
  • Wiederkehrender Milchstau
  • Starke Gelbsucht
  • Schläfrigkeit oder starke Unzufriedenheit des Kindes über den ganzen Tag

In diesen Fällen ist es wichtig eine Fachperson zu kontaktieren, um sicher zu gehen, dass es dir und deinem Baby wirklich gut geht.


Wie lange dauert das Clusterfeeding?

Hier gibt es keinen festen Richtwert. Wie lange dein Kind dauerstillen möchte, ist eine sehr individuelle Sache. Sobald sich dein Milchangebot mit der Nachfrage deines Kindes deckt, wird es wahrscheinlich in regelmäßigere Stillmuster verfallen. Mit zunehmendem Alter werden die langen Stillphasen immer weniger.

Allerdings gibt es immer mal wieder Phasen, in denen dein Kind deine Nähe sucht, zum Beispiel weil es wächst, einen wichtigen Entwicklungsschritt meistert, Zähne bekommt oder krank ist. Dann kann es vorkommen, dass dein Baby wieder häufiger an die Brust möchte und anhänglicher ist.

Besonders während der Wachstumsschübe brauchen Kinder viel Kraft und Stärkung. Diese suchen sie sich bei der Mama an der Brust. In diesen Zeiten wollen Babys häufig gestillt werden:

Was du beim Clusterfeeding nicht tun solltest

Diese Dinge solltest du unbedingt beim Clusterfeeding vermeiden. Aber denke daran: Wenn du dir nicht sicher bist, ob dein Kind optimal versorgt wird, solltest du dich an deinen Kinderarzt oder eine Stillberatung wenden.

#1 Auf Zufüttern verzichten: Baby keine Milchnahrung geben

Aus Angst, nicht genug Milch zu produzieren, überlegen manche Mütter ihr Kind zusätzlich mit Milchnahrung zu füttern. Aber das hat genau den befürchteten Effekt: Dein Körper wird nicht dazu angeregt, genügend Milch für dein Kind zu produzieren. Verzichte also besser auf ein Zufüttern.

#2 Muttermilch nicht mit Wasser strecken

Versuche nie, die Muttermilch mit Wasser zu strecken, das kann gefährlich für dein Baby werden. Die Nieren könne das Wasser noch nicht richtig verarbeiten und den Körper damit vergiften.

#3 Clusterfeeding reduzieren: Verzichte auf Schnuller & Co

Wenn du das Clusterfeeding reduzieren möchtest, sind Schnuller und andere Beruhigungssauger keine gute Lösung. Ein Schnuller ist in diesem Fall nur eine Art Brustwarzen-Ersatz, wodurch es zu Saugverwirrungen kommen kann. Außerdem kann es durch die fehlende Stimulation der Brust zu Problemen bei der Milchproduktion kommen.

: Hebamme Sandra gibt Tipps
Lass dein Baby nicht einfach schreien

Viele Eltern denken, dass es nicht sein kann, dass das Baby schon wieder Hunger hat. Und denken, das Baby hat was anderes. Bauchweh oder Windel voll oder muss „geschaukelt“ werden. Das führt oft zu exzessivem Schreien beim Baby und ist für alle Beteiligten extrem anstrengend.

In den ersten Tagen ist es meistens einfach wirklich „schon wieder“ Hunger.

7 Clusterfeeding-Tipps für Mütter: So meisterst du den Still-Marathon

Das Dauerstillen kann für Mamas ganz schön anstrengend werden – nicht nur physisch, sondern auch psychisch. Deswegen hier sieben Tipps für stillende Mütter:

  1. Schmerzen an der Brust
    Wunde Brustwarzen gehören zu den typischen Stillproblemen. Wenn dein Kind dann noch besonders oft an die Brust will, können deine Brustwarzen besonders darunter leiden. Salben und Kompressen können die Schmerzen lindern. Du kannst auch Stillhütchen in Erwägung ziehen (hier aber bitte immer deine Hebamme fragen)
  2. Nutze die Ruhezeiten dazwischen
    Dein Baby wird gerade am Anfang immer wieder dazwischen einschlafen. In diesen Phasen solltest du dich versuchen zu entspannen und zur Ruhe zu kommen.
  3. Mach es dir gemütlich
    Suche dir zum Stillen ein gemütliches Plätzchen und genieße die gemeinsame Zeit mit deinem Baby. Oder nutze die Zeit, um ein Magazin zu lesen oder eine Folge deiner Lieblingssitcom zu sehen. Denn Nein: Es macht dich nicht zu einer schlechten Mutter, wenn du beim Stillen nicht die ganze Zeit dein Kind bewunderst.
  4. Gewichtszunahme ist ein guter Richtwert
    Durch das häufige Stillen wird deine Milchproduktion angeregt. Wenn dein Baby nicht an Gewicht verliert und kontinuierlich zunimmt, kannst du sicher sein, dass du genug Milch hast und dein Baby satt wird.
  5. Brust und Stillposition wechseln
    Auch wenn dein Baby nicht viel an deiner Brust trinkt, solltest du dennoch die Brust zwischendurch wechseln. „Damit die Brustwarzen in unterschiedlichen Richtungen beansprucht werden, sollte auch die Stillposition immer wieder gewechselt werden“, erklärt Hebamme Sandra.
  6. Ausreichend trinken & essen
    Es kann sein, dass du viel durstiger bist als sonst. Stelle dir daher am besten immer etwas zu trinken bereit. Außerdem verbraucht das Stillen viel Energie. Lege dir daher vorsorglich noch einen Snack bereit, bevor du mit dem Stillen beginnst.
  7. Frage nach
    Wenn du trotzdem Angst hast, dass dein Baby nicht genügend Milch bekommt oder du dir generell unsicher bist, was Stillposition oder Stilldauer angeht, frage bei deiner Hebamme, deiner Stillberaterin oder deinem Kinderarzt nach.

Deine Fragen

Kamm man auch "zu viel" stillen?

Kann Clusterfeeding bei Flaschenkindern vorkommen?

Quellen

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