Erneute Kritik am Familienbett: Ist das Risiko für Säuglinge wirklich so hoch?

Baby, das im Bett liegt
Forscher haben den Zusammenhang vom plötzlichen Kindestod mit Schlafgewohnheiten untersucht und ein Risiko vom Schlafen im Elternbett gefunden
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Amerikanische Forscher haben in einer Studie den Zusammenhang vom plötzlichen Kindestod mit verschiedenen Schlafgewohnheiten untersucht. Ergebnis: Die Erstickungsgefahr bei Babys ist höher, wenn sie im Elternbett schlafen. Das sind die Gründe.

Schlafen im Elternbett doch ein Risiko?

Eine amerikanische Studie unter der Leitung von Alexa B. Erck Lambert hat sich mit plötzlichen Todesfällen von Säuglingen aus zehn verschiedenen US-Staaten zwischen 2011 und 2014 beschäftigt. Die Studie, die in der Fachzeitschrift Pediatrics veröffentlicht wurde, untersuchte vor allem den Zusammenhang vom plötzlichen Kindestod in Verbindung mit Schlafgewohnheiten von Babys. Denn von den 1812 untersuchten Todesfällen erstickten 250 Kinder – die meisten davon schliefen bei ihren Eltern mit im Bett. Steht das Familienbett also im direkten Zusammenhang mit dem plötzlichen Kindstod?

 

 

Die Studie zeigt zumindest: Das Erstickungsrisiko für Säuglinge ist im Elternbett deutlich erhöht. Gründe dafür gibt es verschiedene. Auffällig ist jedoch, dass die Kinder bei einem Großteil der Todesfälle im Elternbett (82 Prozent) auf dem Bauch geschlafen haben – häufig auf einer zu weichen Matratze. „Ist die Matratze weich und kommt das Gesicht des Babys aufgrund seiner Bauchlage darauf zu liegen und sinkt ein, bleiben Nase und Mund bedeckt“, beschreibt Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt gegenüber dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) das Risiko.

Weiterhin zeigt Erck Lamberts Studie, dass auch Kissen und Decken eine Gefahr für das Baby darstellen. In 71 Prozent der untersuchten Fälle erstickten Babys im Familienbett weil ihr Kopf unter die Bettdecke oder ein Kissen geriet. Fegeler ergänzt: „Babys besitzen noch nicht genügend Muskelkraft und Körperkoordination, um sich selbständig zu befreien“. Aber auch die Eltern selbst, können zum Risiko für ihr Kind werden. Rollen sie nachts unbemerkt auf das Kind oder klemmen es gegen Wand oder Bettrahmen, kann es im schlimmsten Fall ersticken.

Die Situation in Deutschland

In Deutschland sieht die Situation etwas anders aus. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sind die Fälle von plötzlichem Kindestod in Deutschland seit einigen Jahren rückläufig. 2015 gabt es 127 Todesfälle. Die Erstickungsfälle im Bett nehmen in Deutschland laut dem BVKJ nicht zu – aber auch nicht ab. Jährlich werden seit 1989 bis zu sieben Todesfälle bei Säuglingen im Bett gemeldet.

Wichtige Hinweise fürs Familienbett

Erck Lamberts Studie zeigt deutlich, welche Risiken ein Familienbett bergen kann: Bauchlage des Kindes in Kombination mit einer zu weichen Matratze, zu viele Kissen, Decken und manchmal auch die Eltern selbst. Das soll jetzt aber gar nicht heißen, dass das Schlafen im Elternbett absolut tabu ist. Es gibt mehrere Studien, die nahelegen, dass ein Familienbett Vorteile für Eltern und Kind haben kann.

Quellen