Was ist die Ferber-Methode?
Die Ferber-Methode geht zurück auf den Schlafforscher und Kinderarzt Richard Ferber. In seinem Buch „Solve Your Child’s Sleep Problems“ erwähnt er ein Programm, das ruhigere Nächte für Babys und Eltern garantieren soll. Die später nach ihm benannte Vorgehensweise ist unter Eltern und Experten aber sehr umstritten.
Wie funktioniert Schlaftraining nach der Ferber-Methode?
Beim Ferbern soll Babys und Kleinkindern beigebracht werden, wie sie sich nachts selbst beruhigen, wenn sie aufwachen.
So sieht die Ferber-Methode vor, das Kind mit einer Gute-Nacht-Geschichte oder ähnlichem Einschlafritual ins Bett zu bringen. Danach muss das Kind nicht zwangsläufig eingeschlafen sein. Wichtig ist nur, dass die Eltern nun den Raum verlassen.
Wenn das Kind zu weinen beginnt, sollen die Eltern das Baby zwar beruhigen, das Kind aber nicht aus dem Bett und auf den Arm nehmen sollen.
Außerdem dürfen die Eltern beim Ferbern nicht zu lange im Kinderzimmer bleiben. Stattdessen sollen sie in festgelegten Minutenabständen immer mal wieder zu ihm gehen – es also eine Zeit lang weinen lassen.
Anfangs kann es dabei lange dauern, bis das Kind in den Schlaf findet. Und, wenn das Kind in der Nacht aufwacht, beginnt das Weinen wieder.
Der Ferber-Methode zufolge lernt das Kind nach etwa drei Tagen (spätestens nach zwei Wochen) sich schneller zu beruhigen und besser allein zu schlafen.
Das Ziel der Ferber-Methode
Ferber beschreibt in seinem Buch, dass dieses Schlaftraining ungünstige Einschlafgewohnheiten von Babys vorbeugen soll. Schläft dein Kind beispielsweise nur ein, wenn du es wippst oder trägst, dann wird das schnell zur Gewohnheit. Wacht das Baby dann nachts auf, will es wieder gewippt oder getragen werden. Durch das Ferbern soll das abgewöhnt werden.
Dass Babys dabei protestieren und schreien sei ganz normal. Weil Eltern aber immer wieder zum Kind kommen, fühlt sich das Baby laut der Methode trotzdem nicht alleingelassen.
Warum wird das Ferbern oft kritisiert?
Das eigene Kind weinen zu lassen, bringen nur die wenigsten Mütter und Väter übers Herz. Zwei Argumente werden hier oft genannt:
- Das Baby hat Panik: Es denkt, die Eltern kommen nicht wieder zurück. Babys haben ein angeborenes Schutzbedürfnis, dass Eltern befriedigen müssen.
- Der Instinkt der Eltern, zum weinenden Baby zu eilen, wird gestört.
Ferber-Methode als Notlösung
Richard Ferber hat in einer neuen Auflage seines Buches (Solve Your Child’s Sleep Problems: New, Revised, and Expanded Edition) einige Kritikpunkte adressiert. Er schreibt:
„Ein Kind einfach in der Wiege allein schreien lassen, bis es eingeschlafen ist – egal wie lange es dauert – ist keine Methode, der ich zustimme.“
Was heute als Ferber-Methode bezeichnet wird ist nur eine Methode, die der Autor als Notfallprogramm entwickelt hat. Es ist gedacht für Kinder, die sich sehr schwer beruhigen lassen.
Dass aus dem Ferbern ein bekanntes Schlaflernprogramm wurde, hat er nicht erwartet.
Wem Ferbern helfen könnte
Hebamme Jana Friedrich schreibt auf ihrem Blog, dass sie das Ferbern eigentlich ablehnt. Es gibt jedoch auch Ausnahmesituationen. Sie erzählt von einem Vater, dessen Sohn sich einfach nicht beruhigen lassen wollte.
Der Vater vertraute mir an, er habe manchmal regelrechte Aggressionen gegen seinen Sohn. Er fühle sich von ihm angebrüllt. In einer Situation, in der er alleine mit dem Kind war – die Mutter brauchte eine kurze Auszeit und ist um den Block gegangen – war er bereits kurz davor sein Kind zu schütteln, damit es endlich aufhört.
In solchen Situationen rät die Hebamme den Eltern, aus dem Zimmer zu gehen und das Baby lieber schreien zu lassen. „Lieber ferbern als schütteln!“, so Friedrich.
Wie schädlich ist die Ferber-Methode?
Bislang gibt es noch keine Studien, die beweisen konnten, dass die Ferber-Methode den Kindern nachhaltig schadet.
Eine australische Studie unter der Leitung von Michael Gradisar, Psychologe an der Flinders University in Adelaide, lieferte 2016 sogar das Ergebnis, dass es keinen Unterschied macht, ob ein Baby durch das Ferbern oder eine andere Schlaf-Taktik an das Durchschlafen gewöhnt wird.
Die Studie kam aber zu dem Ergebnis, dass die Mütter der Kinder, bei denen die Ferber-Methode angewandt wurde, angespannter waren.
Jedoch wird auch die Studie oft kritisiert, da insgesamt nur 42 Babys untersucht wurden. Herbert Renz-Polster, Kinderarzt und Autor des Buchs „Schlaf gut, Baby“ hat die Studie gegenüber dem Wissensmagazin Spektrum bemängelt.
Zum Beispiel wurde laut ihm ignoriert, dass Tagebucheinträge und Aktivitätsmessungen sich nicht immer deckten. Außerdem bemängelt er, dass die Studie bei Kindern mit bestehenden Schlafproblemen durchgeführt wurde – dadurch können die Ergebnisse nicht als repräsentativ gesehen werden.
Fazit
Wenn dein Baby starke Ein- und Durchschlafprobleme hat, solltest du dir professionelle Unterstützung holen. In der Erziehungsberatung oder in Schlafambulanzen können dir Experten helfen. Eine Liste von Schlafambulanzen in Deutschland findest du auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin.