Was ist eine Fontanelle?
Fontanellen sind Spalten zwischen den Schädelknochen eines Babys. Bei Neugeborenen ist die Schädeldecke nämlich noch nicht geschlossen. Die Fontanellen deines Babys werden von Haut und Bindegewebe überbrückt. Im Laufe der Babyentwicklung verknöchern die Bereiche immer weiter, bis sie schließlich geschlossen sind.
Wozu sind Fontanellen da?
Die wichtigste Aufgabe der Fontanellen liegt laut Dr. Tobias Georgi bei der Geburt. Das Problem: Eigentlich ist der Kopfumfang des Babys zum Ende der Schwangerschaft zu groß, um durch das weibliche Becken zu passen.
Die Lösung: Die noch nicht zusammengewachsenen Schädelplatten des Babys lassen sich verschieben, sodass die Kopfform verändert wird und sich so der Kopfumfang deutlich verringert. Dadurch passt der Kopf des Kindes leichter durch den Geburtskanal.
Außerdem sind Fontanellen wichtig für die Hirnentwicklung des Babys. Sie ermöglichen ihm, dass sein Gehirn ungehindert wachsen kann. Um dieses schnelle Wachstum zu unterstützen, schließen sich die Stellen beim Baby zum Teil erst sehr spät.
Wie viele Fontanellen hat ein Baby?
Umgangssprachlich wird meistens nur von „der Fontanelle“ gesprochen. Das ist so nicht richtig, denn eigentlich hat ein Baby sechs Fontanellen:
- Große Fontanelle (Stirn-Fontanelle / Fonticulus anterior)
- Kleine Fontanelle (Hinterhaupts-Fontanelle / Fonticulus posterior)
- Vordere Seitenfontanelle links (Fonticulus sphenoidalis)
- Vordere Seitenfontanelle rechts (Fonticulus sphenoidalis)
- Hintere Seitenfontanelle links (Fonticulus mastoideus)
- Hintere Seitenfontanelle rechts (Fonticulus mastoideus)
Baby-Glossar
Wo genau befinden sich die Fontanellen?
Insgesamt haben Säuglinge sechs Fontanellen, nämlich überall dort, wo drei oder mehr Knochenplatten aneinandergrenzen:
- oben auf der Schädeldecke auf Höhe der Stirn
- am Hinterkopf
- rechts und links auf Höhe der Schläfen
Von den sechs Fontanellen des Babys sind für dich nur zwei gut zu erkennen und zu ertasten: Die kleine Fontanelle liegt am Hinterkopf. Sie hat die Form eines Dreiecks und befindet sich etwa eine Handbreit über dem Nacken.
Die große Fontanelle oben auf der Schädeldecke, auf Höhe der Stirn, ist ebenfalls leicht erkennbar. Sie ist etwa zwei mal zwei Zentimeter groß und rautenförmig. Du kannst sie deutlich sehen und spüren.
Die übrigen vier Fontanellen, die Seitenfontanellen, liegen rechts und links auf Höhe der Schläfen und an der Unterseite des Hinterkopfes. Aber diese sind so winzig, dass du sie nicht ertasten kannst. Sie verwachsen sich recht schnell.

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Wann schließt sich die Fontanellen beim Baby?
Viele Eltern fragen sich: „Wann wächst die Fontanelle zu?“ Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort. Denn genauso wie sich jedes Baby unterschiedlich schnell entwickelt, schließt sich auch nicht bei jedem Kind die Fontanelle zur gleichen Zeit. Dennoch gibt es einen groben Richtwert, nach dem auch dein Kinderarzt oder deine Kinderärztin die Fontanellen deines Babys untersuchen:
Fontanelle | Zeitpunkt des Zuwachsens |
---|---|
am Hinterkopf |
ab dem 3. Monat |
an den Schläfen | ab dem 6. Monat |
an der Unterseite des Hinterkopfes | ab dem 18. Monat |
an der Schädeldecke | ab dem 36. Monat |
Vor allem die große Fontanelle öffnet sich nach der Geburt oft noch einmal, bevor sie kleiner wird. In der Regel wächst sie zwischen dem ersten und dritten Lebensjahr zusammen. Diese große Spanne ist ganz normal und wird bei den U-Untersuchungen dokumentiert.

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Kraniosynostose: Was passiert, wenn sich die Fontanelle zu früh schließt?
Schließen sich die Schädelnähte zu früh, kann es zu Verformungen des Schädels kommen. Haben sich die Fontanellen zu früh geschlossen, spricht man von einer Kraniosynostose. Dabei kann der Schädel schief, turmartig oder dreieckig weiterwachsen.
Wenn sich mehr als eine Fontanelle vorzeitig schließt, hat das Gehirn unter Umständen nicht genug Platz, um auf seine normale Größe zu wachsen. Dadurch kann der Druckaufbau im Schädel steigen und zu Erblindung, Krampfanfällen oder Hirnschäden führen.
Eine Operation kann diese Deformation beheben. Laut einer Studie des University College London von 2011 leiden Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft geraucht haben, zu 33 Prozent wahrscheinlicher unter Kraniosynostose.
Formen der Kraniosynostose
Laut der Österreichischen Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie gibt es fünf Formen der Kraniosynostose: Hier kannst du die ausführlichen Infos dazu ausklappen.
Das ist bei einer Fontanelle normal:
- Eingefallene Fontanelle
Die Fontanelle ist leicht eingefallen oder flach, wenn dein Baby sitzt. Da der Schädelknochen das Gehirn noch nicht gänzlich bedeckt – und aufgrund des Gewichtes des Gehirns – kann die Fontanelle unterschiedlich aussehen. Normalerweise ist die Fontanelle im Sitzen leicht eingefallen und eingedellt. Auch, wenn du dein Baby auf dem Arm hast. Dann besteht kein Grund zur Sorge.
- Gewölbte Fontanelle
Für gewöhnlich ist die Fontanelle gewölbt, wenn das Baby liegt. Aber hier ist Vorsicht geboten, denn wölbt sich die Fontanelle stark nach außen, kann dies auf eine Entzündung hindeuten.
- Pulsierende und pochende Fontanelle
Manchmal kannst du beobachten, wie die Fontanelle pulsiert oder pocht. Das liegt an den darunter liegenden Blutgefäßen. Eine pulsierende Fontanelle ist völlig normal und braucht dich nicht zu verunsichern. Wenn die Fontanelle pocht, kannst du im Prinzip den Puls deines Kindes spüren.
Warnsignale im Umgang mit der Fontanelle: Wann zum Arzt?
Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen wird der Kinderarzt die Entwicklung der Fontanellen regelmäßig überprüfen. Vor allem bei der U4-Untersuchung stehen die Fontanellen im Fokus. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. hebt besonders die Wichtigkeit dieser Kontrolle hervor. Sie ist entscheidend, um herauszufinden, ob das Gehirn des Babys ausreichend Platz zum Wachsen hat.
Die Fontanellen des Babys können dir aber auch selbst anzeigen, ob es deinem Kind gut geht.
Bei diesen Anzeichen solltest du sofort zu einem Arzt oder einer Ärztin:
- Im Liegen ist die Fontanelle deutlich eingefallen.
Solltest du in dieser Situation eine eingefallene Fontanelle erkennen, ist ein Arztbesuch angeraten. Es könnte sich um einen akuten Flüssigkeitsmangel handeln. - Die Fontanelle ist gewölbt, auch wenn das Baby aufrecht ist.
Das kann laut Studien der medizinischen Fachzeitschrift BMJ (British Medical Journal) ein Anzeichen für eine Entzündung sein, etwa eine Hirnhautentzündung (Meningitis) - Die Fontanelle ist straff gespannt.
Das könnte auf einen erhöhten Druck im Hirnschädel hinweisen, was zum Beispiel ein Anzeichen für einen Hydrocephalus (Wasserkopf) sein kann.
Trifft eines der Anzeichen zu, hat dein Kind Fieber, erbricht sich oder leidet unter Durchfall oder du stellst andere Unregelmäßigkeiten fest, dann gehe bitte umgehend zum Kinderarzt. Er kann schnell beurteilen, ob ein Gesundheitsrisiko für dein Baby besteht. Grundsätzlich ist dein Kinderarzt oder deine Hebamme immer der richtige Ansprechpartner, wenn du unsicher bist.
Tipps zum Umgang mit der Fontanelle
Dass das Baby eine Delle im Kopf hat, kann Neu-Eltern extrem verunsichern, doch die Sorge ist meistens unbegründet. Natürlich ist es wichtig, mit Babys behutsam umzugehen, doch ganz so zerbrechlich, wie der kleine Kopf aussieht, ist er nicht.
Die offenen Stellen werden von einem starken Bindegewebe gestützt, sodass das Gehirn geschützt ist. Du kannst also den Kopf deines Babys vorsichtig waschen und sanft streicheln, ohne ihn zu verletzen. Auf keinen Fall solltest du auf die offenen Stellen drücken, da sich darunter Blutgefäße befinden und du die Struktur mit zu viel Druck verletzen könntest. Auch wenn dein Baby gestürzt ist oder sich die Fontanelle gestoßen hat, solltest du auf jeden Fall sofort zu einem Arzt gehen, um Folgeschäden auszuschließen.
Verformungen durch Liegeposition
Da die Knochenplatten in den ersten Monaten noch weich sind, ist es wichtig, sie nicht einseitig zu belasten. Viele Eltern legen aus Angst vor dem plötzlichen Kindstod ihr Baby zum Schlafen auf den Rücken. Das ist auch völlig richtig, doch das Liegen auf dem Rücken kann auf Dauer zu einer Verformung des Schädels führen. Besonders dann, wenn das Kind auch tagsüber nur in Rückenlage liegt.
Guido Fitze, Kinderchirurg am Uniklinikum in Dresden, warnt im Gespräch mit der Onlineausgabe des Tagesspiegels: „Ich sehe jede Woche drei bis vier neue Fälle in meiner Sprechstunde. Schwere Verformungen, die auch die Gesichtspartie betreffen, sind nicht nur ein kosmetisches Problem.“
: Rund um den Baby-Schlaf
Tragen eines speziellen Helms bei verformter Fontanelle
Laut dem Augsburger Kinderchirurgen Harald Lochbichler ist eine Verformung aber noch kein Grund für eine OP.
Das Wichtigste ist, dass Eltern ihr Kind immer in verschiedenen Positionen hinlegen, damit das Kind keine favorisierte Liegeposition entwickeln kann. Hilfreich kann es sein, das Baby abwechselnd von unterschiedlichen Seiten anzusprechen.
Es gibt auch spezielle „Lochkissen“ für Säuglinge, die den Hinterkopf entlastet sollen. Unter Aufsicht können Kinder, die sich selbst noch nicht drehen können, auch einmal auf den Bauch und auf die Seite gelegt werden. Dann aber unbedingt dabei bleiben und beobachten! Wenn die Verformung am Kopf dadurch nicht besser werden, empfiehlt Harald Lochbichler ab dem 6. Lebensmonat das Tragen eines speziellen Helms.