Gelbsucht bei Babys: erkennen und richtig deuten

ist das Gelbsucht? Baby mit eicht gelber Hautfärbung
So erkennst du einen Neugeborenengelbsucht rechtzeitig
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Wird eine Gelbsucht bei Babys früh erkannt, lässt sie sich gut behandeln und bleibt ohne Folgen. Achte in den ersten Tagen nach der Geburt daher auf folgende Anzeichen einer möglichen Neugeborenengelbsucht.

Wie entsteht Gelbsucht bei Babys?

Im Gegensatz zu einer richtigen Gelbsucht, wie sie auch Erwachsene bekommen können, ist die Gelbsucht bei Neugeborenen keine Infektionskrankheit, die durch Viren verursacht wird. Vereinfacht gesagt, ist das der Grund für die Gelbsucht: Baby muss sich erst an das Leben außerhalb des Babybauchs anpassen.

Der kleine Körper durchläuft in den ersten Tagen nach der Geburt verschiedene Anpassungsprozesse. Dazu gehört, dass sich die Zusammensetzung des Blutes etwas verändert – das betrifft vor allem die roten Blutkörperchen. Bei diesem Prozess entsteht als Abfallprodukt der gelbe Gallenfarbstoff Bilirubin.

: Was ist Bilirubin?

Wenn rote Blutkörperchen in der Milz abgebaut werden, entsteht Hämoglobin. Der Gallenfarbstoff Bilirubin ist ein Abbauprodukt, der dabei entsteht. Bilirubin wird dann zur Leber transportiert und zum Teil verstoffwechselt – zum anderen Teil in eine wasserlösliche (ausscheidbare) Form umgewandelt.

Weil Neugeborene meist noch keine voll funktionsfähige Leber haben, können sie das Bilirubin nicht richtig abbauen. Dadurch lagert sich das Bilirubin im Körper ab und führt ab einer gewissen Menge zu der typischen Gelbfärbung von Haut und Schleimhäuten: Eine Neugeborenengelbsucht entsteht.

Warum bekommen Babys Gelbsucht? Risikofaktoren

Es gibt einige Dinge, die eine Neugeborenengelbsucht begünstigen können.

Zum Beispiel:

Blutergüsse bei der Geburt
Kephalhämatom
Geburtsgeschwulst
Blutgruppenunverträglichkeit

Auch einige andere Krankheiten können zu einem vermehrten Abbau von Hämoglobin führen und damit den Bilirubin-Wert im Blut erhöhen.

: wichtige Infos

Wie erkennt man Gelbsucht bei Babys? Symptome und Krankheitsbild

Gelbsucht bei Babys ist nicht ungewöhnlich. Etwa 60 Prozent aller Neugeborenen sind von der Neugeborenengelbsucht (Neugeborenenikterus) betroffen. Sie tritt in den ersten Lebenstagen auf und äußert sich durch eine gelbe Hautfärbung und einer Verfärbung der Schleimhäute.

Anzeichen von Gelbsucht bei Babys

  • Müdigkeit und wenig aktiv
  • wenig Durst
  • Gelbfärbung an der weißen Augenhaut
  • Gelbfärbung der Haut
  • schrilles Schreien
  • erhöhte Muskelspannung (durchgestreckter Rücken)
  • Atemnot und Krampfanfällen

Solltest du erste Anzeichen einer Neugeborenengelbsucht erkennen, gilt zunächst: keine Panik. Du solltest aber trotzdem umgehend zum Arzt gehen.

Wie lange dauert eine Neugeborenengelbsucht?

Die typische Neugeborenengelbsucht tritt meistens am zweiten oder dritten Lebenstag auf. Ihren Höhepunkt erreicht sie um den fünften Tag. Nach etwa zehn Tagen bis zwei Wochen bildet sie sich dann wieder zurück.

Allerdings gibt es auch schwerere Formen der Gelbsucht bei Babys, die einen anderen Verlauf haben können:

  • Schwere Gelbsucht (Icterus gravis)

Hier überschreitet der Bilirubin-Wert die Grenzwerte (über 18 mg/dl). Wenn dann nichts unternommen wird, kann das auch eine dauerhafte Schädigung des Gehirns bewirken: Hör- und Sehstörungen, beeinträchtigte motorische Fähigkeiten und geistige Entwicklungsstörungen können als langfristige Folge auftreten.

  • Vorzeitige Gelbsucht (Icterus praecox)

Hier sind die Bilirubin-Werte schon am Tag nach der Geburt erhöht. Das kann an Hinweis auf eine Blutarmut oder Blutgruppenunverträglichkeit sein.

  • Verlängerte Gelbsucht (Icterus prolongatus)

Hier ist der Bilirubin-Wert auch nach der 2. Lebenswoche noch nicht auf ein normales Level gesunken. Ein möglicher Grund: eine Anlagestörung der Gallenwege.

Wichtig: Meistens kommt bei Babys eine typische Neugeborenengelbsucht vor, die harmlos ist!

Wie gefährlich ist eine Gelbsucht bei Babys?

Eine typische Neugeborenengelbsucht gilt heute als recht harmlos. Bei einer rechtzeitigen und konsequenten Therapie kann man davon ausgehen, dass das Baby nach ein paar Tagen wieder „rosig“ ist und keine weiteren Schäden davonträgt.

Da beim Neugeborenenscreening in der Regel auch eine Blutuntersuchung auf Bilirubin durchgeführt wird, ist es auch unwahrscheinlich, dass eine Neugeborenengelbsucht unentdeckt und unbehandelt bleibt.

Gelbsucht Baby: Therapie

Steigen die Werte des Bilirubins nicht über bestimmte Grenzwerte, handelt es sich um eine typische Neugeborenengelbsucht, die keiner weiteren Behandlung bedarf. Meist pendeln sich die Werte innerhalb von zehn Tagen bis zwei Wochen von selbst wieder ein.

Bei schweren Formen wird der Arzt eine Lichttherapie empfehlen.

: wie funktioniert das?

Denn Neugeborene sind in der Lage, Bilirubin durch Licht über die Haut in Lumirubin abzubauen, welches dann über den Urin ausgeschieden wird. Darum wird das Baby nur mit einer Windel und einem Augenschutz bekleidet in ein Wärmebett unter ultraviolettes Licht (Wellenlänge 425 – 475 nm) gelegt.

Manchmal wird das Kind auch zusätzlich von unten mit einer Lichtmatte bestrahlt. Im Abstand von sechs bis acht Stunden (bei sehr hohen Werten zwei bis vier Stunden) wird der Blutwert kontrolliert.

Es kann auch ein Blutaustausch erforderlich sein, allerdings nur in schweren Fällen der Gelbsucht. Babys erhalten dann Spenderblut mit einem normalen Bilirubin-Wert. Doch das ist wirklich sehr selten.

Was kann unterstützend wirken?

Hat dein Baby Gelbsucht, dann sollte es möglichst oft zum Trinken angelegt werden.

Die freiberufliche Hebamme Katharina Kerlen-Petri erklärt in einem Artikel im Fachmagazin „Hebammenforum“ des deutschen Hebammenverbands:

„Je öfter Sie Ihr Kind in den ersten Tagen anlegen (mindestens achtmal in 24 Stunden), umso mehr Vormilch (Kolostrum) bekommt es. Diese Vormilch wirkt abführend, und so wird möglichst viel Bilirubin ausgeschieden“

Müttern, die ihr Kind nicht stillen können oder wollen, rät Kerlen-Petri, ausschließlich Pre-Milchnahrung zu füttern und keinen Tee oder Ähnliches. Nur durch diese Nahrung könne die Darmpassage beschleunigt und die Kalorienversorgung verbessert werden, was das Kind bei der Ausscheidung von Bilirubin unterstützten würde.

Weitere Tipps: Was hilft, wenn Babys Gelbsucht haben?

  • Wärme – Babys können ihren Wärmehaushalt nur schwer regulieren. Ist ihm kalt, wird auch der Leberstoffwechsel gebremst.
  • Ruhe – je weniger Stress dein Baby hat, desto schneller kann es seinen Stoffwechsel dem neuen Leben außerhalb vom Babybauch anpassen.
  • Licht – viel Tageslicht unterstützt den Körper dabei, Bilirubins schnell abzubauen.

Quellen