Stillen verursacht Hängebrüste und Sport macht die Milch sauer. Rund um das Stillen gibt es viele Ammenmärchen. Wir haben die 15 größten Still-Mythen mal genauer unter die Lupe genommen.
1. Mamas müssen viel trinken, damit sie genug Milch produzieren!
Falsch! Wenn du viel trinkst, dann produzierst du nicht mehr Milch – du musst einfach öfter aufs Klo. Und wenn du zu wenig trinkst, dann hast du auch nicht weniger Milch – du bist dann dehydriert (Folgen: Schwindel, Kreislaufprobleme & Co.).
Generell gilt: Auch stillende Frauen sollten zwei bis drei Liter pro Tag trinken!
Wie viel Milch du produzierst, hängt meist mit der Trinkmenge des Babys zusammen. Das Stillen oder Abpumpen kann deine Milchproduktion anregen.
2. Wenn du krank bist oder Medikamente nimmst, darfst du nicht weiterstillen!
Meist falsch! Bei leichten Infekten kannst du in der Regel normal weiterstillen. Dein Baby ist durch deine Antikörper in der Regel vor einer Ansteckung geschützt.
Auch die meisten Medikamente, die dir dein Arzt verschreibt, können während der Stillzeit genommen werden.
Bei schweren Erkrankungen oder wenn du dir bezüglich der Medikamente unsicher bist, kannst du mit deinem Arzt sprechen, ob du abstillen solltest.
3. Du solltest bestimmte Lebensmittel nicht essen – sie führen bei deinem Baby zu Blähungen!
Falsch! Lange hielten sich Mythen, dass stillende Frauen auf Knoblauch, Zwiebeln und Co. verzichten sollten, um Blähungen beim Baby zu vermeiden. Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist das allerdings nicht wissenschaftlich bestätigt.
Letztendlich gilt hier: ausprobieren. Bekommt dein Baby Blähungen, wenn du Bohnen isst? Dann lass sie weg und schau, ob die Blähungen besser werden.
Einige Frauen stellen auch fest, dass bestimmte Lebensmittel wie Spargel den Geschmack der Muttermilch verändern können, sodass das Baby die Milch nicht mehr trinken will. Stellst du das fest, solltest du diese Lebensmittel in deiner Stillzeit eher meiden.
Falsch! Viele Frauen wollen nach der Schwangerschaft wieder mehr Sport machen. Und das ist auch erlaubt und hat in der Regel keine Auswirkungen auf deine Muttermilch. Nach exzessivem Sport kann sich der Geschmack leicht verändern. Das bedeutet aber nicht, dass die Milch schlecht oder sauer ist. Dein Baby kann sie immer noch ohne Bedenken trinken.
Außerdem: Zu viel oder zu intensiver Sport ist sowieso nicht gut für deinen Körper.
6. Das Baby muss bei einer Stillmahlzeit von beiden Seiten trinken!
Falsch! Viele Babys trinken anfangs von beiden Seiten – mit der Zeit steigen sie aber auf ein einseitiges Stillen um. Deine Brust kann sich schnell an diese Umstellung gewöhnen. Will das Baby dann plötzlich wieder von beiden Seiten trinken (zum Beispiel, weil es sich in einem Wachstumsschub befindet), kann sich dein Körper auch daran schnell wieder gewöhnen.
7. An heißen Tagen brauchen Babys zusätzlich Wasser!
Falsch! Viele Mütter sind vor allem im Sommer besorgt, dass ihr Baby zu wenig Flüssigkeit zu sich nimmt. Diese Sorge ist aber unbegründet. Dein Baby wird die Brust auch bei Durst einfordern. Diesen stillt es auch über die Muttermilch. Es kann also sein, dass du es bei großer Hitze häufiger anlegen musst.
Falsch! Einige Frauen bemerken nach der Schwangerschaft Haarausfall. Das hat jedoch nichts mit dem Stillen zu tun. Grund ist der Östrogenspiegel, der sich nach der Schwangerschaft wieder normalisiert. Der Haarausfall ist also ganz normal und muss auch nicht behandelt werden.
Falsch! Die Zähne stören nicht beim Stillen. Manche Babys beißen jedoch gelegentlich (oft tun sie dies, weil Kauen deinem Baby beim Zahnen hilft). Dann solltest du deinem Kind zeigen, dass es dies nicht tun soll, z.B. indem du mit der Stillmahlzeit für einen Moment aufhörst.
Hat dein Kind beim Trinken deine Brustwarze verletzt oder beißt immer wieder, können Stillhütchen helfen.
Falsch! Die Milchproduktion steht in keinem Zusammenhang zur Größe der Brust! Frauen mit kleiner Brust können genauso viel Muttermilch erzeugen und ihr Kind satt bekommen, wie Mütter mit großen Brüsten.
11. Wirst du erneut schwanger, solltest du abstillen!
Falsch! Auch während einer erneuten Schwangerschaft kannst du noch stillen. Jedoch kann es sein, dass das Stillen durch die sensibleren Brustwarzen anstrengender oder unangenehm ist.
12. Nächtliches Stillen kann einen Kariesbefall begünstigen!
Falsch! Nachts sollten Babys nicht an der Flasche nuckeln. Das kann frühkindliche Karies (Fläschchenkaries) begünstigen. Beim Stillen musst du dir aber keine Sorgen machen. Das bestätigt auch die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen. Studien haben gezeigt, dass das nächtliche Stillen keine negativen Auswirkungen auf die Zahngesundheit hat.
Falsch. Schon in der Schwangerschaft verändert sich die Brust. Diese Veränderung passiert, ob du stillst oder nicht. Es kann tatsächlich passieren, dass deine Brust nach der Stillzeit dann etwas schlaffer ist, als vor der Schwangerschaft. Das Stillen ist jedoch nicht der Grund.
14. Es ist normal, wenn Babys durch die Muttermilch Verstopfung bekommen!
Jein! In den ersten vier bis sechs Wochen gilt: Gestillte Kinder haben in der Regel mehrmals pro Tag Stuhlgang. Danach kann sich der Stuhlgang umstellen: Einige Babys haben dann immer noch mehrmals pro Tag Stuhlgang, andere nur alle paar Tage oder erst nach knapp einer Woche.
Wichtig ist, immer im Blick zu haben, wie es deinem Baby allgemein geht. Wirkt es agil, trinkt es regelmäßig und gut und nimmt es an Gewicht zu, brauchen dich auch wenige, volle Windel nicht verunsichern.
15. Die Ernährung während der Stillzeit kann Allergien begünstigen!
Lange Zeit wurde während der Schwangerschaft und Stillzeit von Erdnüssen und anderen Allergenen abgeraten. Mittlerweile wurde dieser Mythos widerlegt. Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe. e.V. erklärt:
„Nach Auswertung verschiedener Studien gibt es keine Hinweise dafür, dass eine allergenarme Ernährung der Mutter während der Schwangerschaft und Stillzeit einen allergie-vorbeugenden Effekt für den Säugling hat.“
Generell solltest du auch in der Stillzeit auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit vielen Vitaminen, Mineralstoffen und Ballaststoffen, achten.
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Quellen
Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales: Unter: https://www.schwanger-in-bayern.de/schwanger/stillen/index.php (letzter Zugriff: Juli 2021)
Deutsche Haut- und Allergiehilfe. e.V.: Allergien vorbeugen durch Ernährung. Unter: https://www.dha-allergien.de/ernaehrung.html (letzter Zugriff: Juli 2021)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Ernährung während der Stillzeit. Unter: https://www.kindergesundheit-info.de/themen/ernaehrung/stillen/ernaehrung-der-mutter/ (letzter Zugriff: Juli 2021)
Still-Lexikon: Sport während der Stillzeit. Unter: https://www.still-lexikon.de/sport-waehrend-der-stillzeit/ (letzter Zugriff: Juli 2021)
Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS): Muttermilch und Zahngesundheit. Unter: https://www.afs-stillen.de/fachinfos/muttermilch-und-zahngesundheit/ (letzter Zugriff: Juli 2021)
Kainer Franz Kainer, Anette Nolden: Das große Buch zur Schwangerschaft, Gräfe und Unzer Verlag: München 2009