Flacher Hinterkopf beim Baby: Erkennen und behandeln

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Baby mit pinkem Helm
Bei einer Plagiozephalie müssen Babys Kunststoffhelme tragen
©photog2112 via Bigstock

Seit der Empfehlung, Säuglinge zum Schlafen auf den Rücken zu legen, um das Risiko des plötzlichen Kindstods zu reduzieren, kommt es Studien zufolge bei etwa jedem zweiten Kind zumindest zu leichten Verformungen des Hinterkopfes. Im Allgemeinen besteht jedoch kein Grund zur Sorge: Ein platter Hinterkopf beim Baby ist aus medizinischer Sicht meist harmlos und kann – wenn er rechtzeitig erkannt wird – mit einfachen Maßnahmen behoben werden.

Warum kommt es bei Babys zu Verformungen des Hinterkopfes?

Die Natur hat es so eingerichtet, dass das Köpfchen eines Neugeborenen noch stark verformbar ist. Die Flexibilität der Schädelknochen ist notwendig, damit der Kopf durch den engen Geburtskanal passt. Die einzelnen Schädelknochen sind noch nicht miteinander verzahnt und relativ weich und dünn. Das ist wichtig für das schnelle Wachstum des Kopfes im ersten Lebensjahr.

Durch die Rückenlage beim Schlafen, mit der seit den 1990er Jahren das Risiko des plötzlichen Kindstods um etwa die Hälfte verringert werden konnte, besteht ein ständiger Druck auf den Hinterkopf. Dadurch können sich die weichen Schädelknochen nicht so gut wölben und der Kopf flacht mit der Zeit ab. Ärzte sprechen bei solchen lagerungsbedingten Kopfverformungen von Plagiozephalie.

Wie erkennt man einen Plattkopf beim Baby?

Manchmal fällt es Eltern gar nicht auf, dass der Kopf des Säuglings nicht symmetrisch ist – vor allem dann, wenn das Kleine bereits eine üppige Haarpracht hat. Am einfachsten erkennt man die Abflachung, wenn man das Kind einer anderen Person gerade auf den Schoß setzt und das Köpfchen von oben betrachtet. Bei starkem Haarwuchs empfiehlt es sich, die Form nach dem Baden zu beurteilen, wenn das nasse Haar eng am Kopf anliegt.

Aus dieser Perspektive kann man gut sehen, ob die Ohren nicht parallel ausgerichtet sind und die Wölbung der rechten und linken Seite des Hinterkopfes nicht gleichmäßig ist. Schaut man das aufrecht sitzende Baby von beiden Seiten im Profil an, erkennt man womöglich auch, dass ein Ohr sich näher an der Schulter befindet als das andere.

Was tun, wenn das Baby einen abgeflachten Hinterkopf hat?

Bemerkst du bei deinem Säugling eine unregelmäßige Kopfform, wende dich an euren Kinderarzt. Er wird das Baby gründlich untersuchen, um andere mögliche Ursachen auszuschließen.

Eine lagebedingte Plagiozephalie bedarf im Allgemeinen keiner ärztlichen Therapie. Damit sich die Kopfform oval ausbilden kann, sollten Eltern die Liegeposition des Kindes variieren, um einseitige Belastungen des Köpfchens vermeiden:

  • Meist hat das Kind eine „Schokoladenseite“, zu der es den Kopf immer dreht. Um das zu verhindern, kann man beispielsweise auf der anderen Seite des Bettchens ein Mobile anbringen, das Babys Aufmerksamkeit erregt. Blickt es immer zum Fenster, kann man das Kleine abwechselnd andersherum positionieren, indem der Kopf ans eigentliche Fußende gelegt wird.
  • Im Elternbett platziere das Kind so, dass es sich beim Drehen zur Mama von seiner flachen Seite abwendet.
  • Ist das Baby wach, lege es – immer unter Aufsicht – häufiger für einige Minuten auf den Bauch oder auf die Seite.
  • Stillen, Füttern oder das Anreichen eines Spielzeugs sollte abwechselnd von links oder rechts erfolgen.

Entscheidend für den Behandlungserfolg ist es, die einfachen Maßnahmen konsequent durchzuführen. Studien haben ergeben, dass sich auf diese Weise die Kopfform bei einem Großteil der Babys normalisiert. Je nach Ausprägung des Plattkopfs kann ergänzend auch Physiotherapie erwogen werden.

Wird mittels der konservativen Behandlung nach einigen Monaten keine Besserung erzielt, kann eine Helm-Therapie zur Anwendung kommen. Dabei erhält der Säugling einen maßgeschneiderten, weichen Helm oder eine Kopforthese aus leichtem Kunststoff. Die Behandlung dauert mehrere Monate, die Erfolgsquote liegt bei über 90 Prozent.

Helfen Lagerungskissen bei einem flachen Hinterkopf?

Zur Korrektur des Plattkopfs werden auch spezielle orthopädische Babykissen und Lagerungsschalen beworben. Laut Expertenmeinung bewirken diese Hilfsmittel jedoch nur wenig. Beobachtungen zufolge dreht das Kind den Kopf dennoch in die bevorzugte Richtung. Zudem wird die flache Seite des Hinterkopfs nicht wirklich entlastet, sondern durch die vorgeformte Mulde lediglich die Auflagefläche vergrößert. Damit kann allenfalls ein Fortschreiten der Kopfverformung verlangsamt werden, eine Korrektur der Schädelform ist nicht möglich.

Welche Folgen können auftreten, wenn der Plattkopf unbehandelt bleibt?

Entgegen den Befürchtungen von Eltern verursacht Plagiozephalie keine Entwicklungsverzögerungen oder -störungen des kindlichen Gehirns. Erfolgt bei einem Plattkopf keine Behandlung, können jedoch Schielen oder kieferorthopädische Probleme auftreten. Als Folge der einseitigen Belastung kann es auch zu Nacken- und Kopfschmerzen kommen.

Quellen