Muss ich auf Honig in der Schwangerschaft & Stillzeit verzichten?

Honig auf weißem Teller
Honig & Schwangerschaft: Eine gefährliche Mischung?
© Unsplash / Calum Lewis

Werdende Mamas machen sich oft Sorgen, ob sie Honig in der Schwangerschaft essen dürfen. Schließlich ist der für Säuglinge im 1. Jahr tabu. Schadet er also auch dem Ungeborenen?

Honig: Inhaltsstoffe des süßen Naturprodukts

100 Gramm Honig enthalten etwa 82 Gramm Zucker. Auch wenn diese Süße besser ist als raffinierter Zucker, so ist Honig nicht wirklich ein Diätprodukt. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. zählt in ihren Richtlinien zur täglichen Zuckerzufuhr Honig daher ebenfalls zum sogenannten “freien Zucker” und empfiehlt, dieses ähnlich wie Salz nur in Maßen zu essen.

Honig enthält aber im Vergleich zu andere Süßungsmittel mehr Nähr- und Mineralstoffe wie Kalium, Magnesium oder Eisen.

Inhaltsstoffe Honig Tabelle

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Darf ich Honig in der Schwangerschaft essen?

Es ist richtig, dass Schwangere vorsichtig sein sollten, welche tierischen Produkte sie essen. Gerade unbehandelte Lebensmittel aus Rohmilch oder Rohwürste können mit Keimen belastet sein. Die können auch dem Ungeborenen schaden.

Streng genommen zählt Honig ebenfalls zu den tierischen Produkten. Und häufig wird davon gesprochen, dass er Bakterien (Clostridium botulinum) enthalten kann oder dass erhitzter Honig Giftstoffe entfaltet. Ganz falsch ist das nicht.

Aber generell gilt: Honig in der Schwangerschaft ist (fast immer) unbedenklich!

Hier erklären wir dir noch einmal ausführlich, warum die meisten Sorgen unbegründet sind:

Keine Angst vor Listeriose durch Honig

Listerien sind Bakterien, die eine Infektionskrankheit auslösen können: die Listeriose. Diese Lebensmittelinfektion kann für Ungeborene gefährlich werden. Listerien kommen auch im Honig vor.

Wegen des hohen Zuckergehalts und der antibakteriellen Wirkung des Bienenprodukts können die sich aber kaum vermehren. Demnach ist Honig in der Schwangerschaft in Bezug auf Listeriose absolut ungefährlich.

Keine Bedenken wegen Toxoplasmose-Erregern

Toxoplasmose-Bakterien kommen in Honig gar nicht vor. Du musst dir also auch hinsichtlich Toxoplasmose als werdende Mama keine Sorgen machen und kannst in der Schwangerschaft ganz und gar bedenkenlos die süße, klebrige Masse aufs Brot schmieren.

Keine Gefahr einer Botulismus-Erkrankung

In Honig kann das Bakterium Clostridium botulinum vorkommen. Das kann sich bei Säuglingen im Darm ansiedeln und eine toxische Wirkung entwickeln – genannt Botulismus.

Bei Erwachsenen ist der Darm in der Regel gut gegen das Bakterium gewappnet und eine Erkrankung ist unwahrscheinlich. Deswegen brauchst du dir keine Sorgen zu machen, wenn du Honig zu dir nimmst. In der Schwangerschaft kannst du dein Baby nicht gefährden. Das Bakterium kann nicht auf das Ungeborene übertragen werden.

Erhitzter Honig: Kaum Giftstoffe vorhanden

Beim Erhitzen von einigen Lebensmitteln – unter anderem auch Honig – entsteht Hydroxymethylfurfural (HMF). Es wurde lange vermutet, dass HMF potenziell gesundheitsschädlich sei. Nachgewiesen werden konnte das aber nie eindeutig.

2011 hat das Bundesinstitut für Risikobewertung den HMF-Gehalt verschiedener Lebensmittel genauer untersucht. Es kam letztlich zu dem Schluss, dass HMF in Lebensmitteln ungefährlich ist! Du brauchst dir also auch keine Sorgen machen, eine warme Milch oder ein Tee mit Honig könnten dir oder deinem ungeborenen Baby irgendwie schaden.

Auf welchen Honig in der Schwangerschaft solltest du verzichten?

Generell solltest du Honig in der Schwangerschaft wegen des hohen Zuckergehalts nur in Maßen essen.

#1 Belastung mit Pyrrolizidinalkaloiden

Pyrrolizidinalkaloide (PA) sind natürliche Pflanzeninhaltsstoffe, deren Abbauprodukte in der Leber krebserregend sein können. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat 2013 in Kräutertees, Tees und in bestimmten Honigsorten zum Teil hohe Dosen PA festgestellt. Weniger als 0,007µg PA/ kg schätzt das Institut als unbedenklich ein. Abhängig vom Gewicht sind das also etwa 25 Gramm Honig pro Tag. Diese Menge Honig in der Schwangerschaft sollte nicht überschritten werden.

#2 Produkte aus Süd- und Mittelamerika

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit hat Honig aus verschiedenen Herkunftsländern untersucht und teilweise extreme Unterschiede in der PA-Belastung gefunden. So liegen die PA-Werte für fast 90 Prozent des Honigs deutscher Herkunft unter der Belastungsgrenze, 73 Prozent des Honigs aus Süd- und Mittelamerika liegt allerdings teils deutlich über dieser Grenze. Greife also lieber zu heimischen Produkten – das ist aufgrund langer Transportwege auch deutlich nachhaltiger.

#3 Allergien gegen Honig

Wenn du an Allergien leidest, solltest du auf all jene Honigprodukte verzichten, die Pollen enthalten (Propolis, Bienenbrot, mit Blüten versetzter Honig und ähnliche Produkte). Manche Menschen, die unter einer Fructose-Intoleranz leiden, reagieren ebenfalls allergisch auf Honig.

Wenn du dir unsicher bist, ob du eventuell eine Lebensmittelunverträglichkeit hast, lass dich zur Sicherheit von einem Arzt beraten.

Honig in der Schwangerschaft als Medizin?

Honig als Entzündungshemmer oder gar als Antibiotikum: Das Gerücht des Honigs als “natürliche Medizin” hält sich hartnäckig. Allerdings gehen die Studienergebnisse weit auseinander. Gerade die Annahme, dass das süße Produkt bei Erkältungen und Atemwegsinfekten heilend wirken kann, ist stark umstritten.

Eine Studie der University of Oxford von 2021 sieht positive Auswirkungen:

“Honig war der üblichen Behandlung bei der Verbesserung der Symptome von Infektionen der oberen Atemwege überlegen. Es bietet eine weit verbreitete und kostengünstige Alternative zu Antibiotika.”

Allerdings relativiert die Studie die allgemeine Heilwirkung:

“Honig könnte die Bemühungen zur Verlangsamung der Ausbreitung antimikrobieller Resistenzen unterstützen, aber es sind weitere qualitativ hochwertige, Placebo-kontrollierte Studien erforderlich.”

Vor allem dem neuseeländischen Manuka-Honig werden immunfördernde und entzündungshemmende Eigenschaften nachgesagt. Diese beziehen sich allerdings auf seine Wirkung als natürlicher Wundverschluss, etwa bei Verbrennungen oder kleineren Verletzungen.

Prof. Dr. med. Hans Meffert vom Dermatologischen Zentrum Berlin sieht aber auch diesen Anwendungsbereich kritischer:

“Derzeit existieren jedoch kaum aussagekräftige klinische Studien, die eine Wirksamkeit der Produkte z.B. im Vergleich mit therapeutischen Alternativen bei der Wundbehandlung belegen, sondern hauptsächlich Einzelfallberichte. Ein Therapieversuch (…) erscheint möglich, Lebensmittelhonig sollte jedoch nicht verwendet werden.”

Der Preis für guten Manuka-Honig ist außerdem astronomisch: Er schwankt zwischen 30 und 40€ pro 100 Gramm – ein 500- Gramm-Glas des neuseeländischen Goldes kostet also rund 200€.

Bei einer leichten Erkältung spricht trotzdem generell nichts gegen einen mit Honig gesüßten Tee oder heiße Milch mit Honig. Ob er als Antibiotikums-Ersatz oder zur Wundheilung verwendet werden sollte, ist und bleibt allerdings umstritten. Bei schwereren Krankheitsverläufen oder Verletzungen solltest du also trotzdem immer einen Arzt aufsuchen und dich beraten lassen.

Honig in der Schwangerschaft genießen: Vorteile und Verwendungsmöglichkeiten

Welche Vorteile bringt Honig in der Schwangerschaft und wie kann ich das Beste aus dem Bienen-Gold herausholen?

Vorteile auf einen Blick

Honig in der Schwangerschaft und in der Stillzeit ist also absolut unbedenklich. Und nicht nur das, der süße Nektar ist ein echtes Allroundtalent:

  1. Gesunde Süßungsmittel-Alternative
    Honig ist nicht nur gesund und ein echtes Powerprodukt aus der Natur, er kann auch prima als alternatives Süßungsmittel zum Haushaltszucker herangezogen werden.
  2. Kalorienarm
    Vor allem der fruktosearme Akazienhonig ist kalorienärmer und beugt so überflüssigen Schwangerschaftspfunden vor.
  3. Gegen Heißhunger
    Ein Honigbrot ist ein gesunder Snack für nächtliche Heißhungerattacken und eine gute Alternative zu einem Schokoriegel.

Verwendungsmöglichkeiten von Honig in der Schwangerschaft

Wie du den Honig in der Schwangerschaft genießt, ist ganz dir überlassen. Hier gibt es keine Einschränkungen: als leckerer Brotaufstrich, im Müsli, im Tee oder als Zusatz in der Salatsoße.

Auch in der Kosmetik kannst du Honig nutzen: Raue Lippen werden so wieder geschmeidig, eine Honig-Joghurt Maske lässt die Haut strahlen. Ein Esslöffel Honig und zwei Esslöffel Kokosöl lassen stumpfe Haarspitzen und -längen wieder geschmeidig werden.

Und in der Stillzeit?

Aus den oben genannten Gründen ist Honig auch für stillende Mütter kein Problem. Eventuelle Keime oder Erreger können nicht in die Muttermilch übergehen und dem Neugeborenen schaden. Allerdings solltest du dich für deine eigene Gesundheit an die empfohlene Verzehrmenge halten – das gilt aber nicht nur für Honig in der Stillzeit, sondern für jeden Lebensabschnitt.

Aber verzichte darauf, wunde Brustwarzen mit Honig zu behandeln – hier können Rückstände in den Verdauungstrakt deines Babys gelangen und ihm schaden.

Quellen