Wann brauchen Babys eine Spreizhose?
Es ist ganz normal, dass die Hüfte von Babys noch nicht vollständig ausgereift ist, wenn sie auf die Welt kommen. Sie reift in den ersten Lebenswochen nach. Deshalb wird die Hüfte bei der U3-Untersuchung in der 4. bis 6. Lebenswoche mit einem Ultraschall noch einmal genau untersucht, um Hüftfehlstellungen feststellen zu können.
Etwa zwei bis drei Prozent aller Neugeborenen kommen mit einer Fehlstellung der Hüfte, also einer Hüftdysplasie auf die Welt. Damit gehört die Hüftdysplasie zu den häufigsten Skelett-Fehlbildungen bei Kindern. Oft ist sie erblich bedingt.
Was ist eine Hüftdysplasie?
Bei einer Hüftdysplasie ist die Hüftgelenkspfanne des Babys zu flach ausgebildet. Dadurch findet der Oberschenkelknochen keinen stabilen Halt im Gelenk und kann im schwersten Fall ganz aus der Gelenkpfanne rutschen. Dies bezeichnet man dann als Hüftluxation. Das passiert aber zum Glück selten: Nur bei 0,2 Prozent aller Neugeborenen renkt sich der Hüftkopf immer wieder aus.
Generell gilt: Je früher die Diagnose gestellt wird, umso leichter wird die Behandlung. Marks erstes Kind war vier Wochen alt, als es die Spreizhose bekam: „Im Nachhinein war das viel zu spät und (im Verbund mit der zu kurzen Tragedauer von sechs Wochen) vermutlich ein Grund dafür, dass die Motorik meines Sohnes heute noch Probleme macht.“
Bei Marks zweitem Kind begann die Therapie viel früher, schon etwa drei oder vier Tage nach der Geburt. „Weil wir ja schon wussten, was uns erwartet und dass meine Tochter eine Spreizhose benötigen wird“, erklärt er.
Spreizhose, Schiene oder breit wickeln: Wie wird eine Hüftdysplasie behandelt?
Um dauerhaften Hüftproblemen vorzubeugen, muss eine Hüftdysplasie immer behandelt werden. Bei einer leichten Fehlstellung sollen Babys „breit gewickelt“ werden. Ist die Hüftdysplasie ausgeprägter, ist die gängige Methode eine Spreizhose.
Was ist eine Spreizhose?
Eine Spreizhose ist eine gepolsterte Kunststoffschale bzw. Schiene, die zwischen den Beinen angebracht und bei jedem Kind individuell angepasst wird. Babys tragen diese medizinischen Spreizhilfen, damit ihr Hüftgelenk dauerhaft in einer gebeugten und gespreizten Haltung fixiert ist, um so das Wachstum der Gelenkpfanne anzuregen. Sie wird Tag und Nacht über der Kleidung getragen und nur zum Wickeln oder zum Baden abgenommen.
Es gibt verschiedene Arten von Spreizhosen, zum Beispiel die sogenannte „Tübinger Schiene“ (Hüftbeuge-Spreiz-Schiene), die Hoffmann-Daimler-Bandage oder die Pavlik-Bandage. Welche Spreizhose die Richtige ist, muss von Fall zu Fall individuell entschieden werden.

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Grundsätzlich gibt es neben dem breiten Wickeln drei Arten eine Hüftdysplasie orthopädisch zu behandeln.
- Hüftbeuge-Spreiz-Schiene (sogenannte “Tübinger Schiene”)
Diese Schiene beugt die Beine des Kindes im 90 Grad Winkel und spreizt sie leicht nach links und rechts ab. - Pavlik-Bandage
Diese Spreizhose ist für mittel-bis schwergradige Hüftdysplasien geeignet. Mit der Sitz-Hockstellung wird eine Nachreifung zur Förderung des Hüftgelenkes erreicht. - Hoffmann-Daimler-Bandage
Diese Spreizhose besteht aus einem Brust-Schultergurt und zwei Oberschenkelgurten. Die Beine werden dabei im 100-Grad-Winkel angezogen.
Wen das Hüftgelenk nur geringfügig fehlgebildet ist, wird meist keine Therapie mit einer Spreizhose notwendig sein. Das entscheidet dein Kinderarzt oder deine Kinderärztin individuell.
Leichte Hüftdysplasie – breit wickeln
Bei einer leichten Hüftdysplasie reicht es oft, das Baby breit zu wickeln. Dabei wechselst du die Windel ganz normal, nimmst dann aber zusätzlich ein Moltontuch oder ein weiches Handtuch. Das faltest du auf ca. 15 Zentimeter Breite und legt es deinem Baby zwischen die Beine. Darüber kommt ein waschbares Stoff-Höschen oder du fixiert das Tuch einfach mit einem Body. Auch bei einer leichten Hüftdysplasie sind regelmäßige Ultraschall-Untersuchgen in der Kinderarzt-Praxis Pflicht.
War die Therapie mit der Spreizschiene nicht erfolgreich oder hat dein Baby eine schwere Hüftdysplasie, kann eine OP notwendig werden. Auch hier gilt je früher der Eingriff, umso besser die Heilung.
Wie lange muss ein Baby die Spreizhose tragen?
Wie lange die Hüftdysplasie therapiert werden muss, ist sehr unterschiedlich. Das kommt entscheidend darauf an, wie ausgeprägt die Fehlstellung ist.
„Bei unserem Sohn haben wir, auch auf ärztliche Empfehlung hin, nach sechs Wochen die Spreizhose abgelegt. Damals war es für uns eine riesige Erleichterung, aber im Nachhinein hätte er sie lieber noch länger tragen sollen. Denn er ist heute durch seine Hüfte in der Beweglichkeit teilweise eingeschränkt. Unsere Tochter hatte die Spreizhose als Säugling über einen längeren Zeitraum, und bei ihr ist die Hüftdysplasie heute nicht mehr zu bemerken“, erzählt Mark.
Die Therapie wird natürlich regelmäßig kontrolliert. Durch eine Ultraschalluntersuchung nach etwa vier bis fünf Monaten lässt sich feststellen, ob die Spreizhose die erwünschten Erfolge erzielt hat.
Tipps für den Alltag mit Spreizhose
Marks Empfehlung aus eigener Erfahrung: Konsequent bleiben. Er sagt:
„Uns wurde von den behandelnden Ärzten eingebläut, dass man die Spreizhose auch wirklich „23 Stunden am Tag“ angelegt lassen soll – die eine übrige Stunde war für Wickeln/Baden etc. eingeplant. Wir haben das auch eisern so durchgezogen. Andere Eltern sind da offenbar etwas nachlässiger und nehmen das Kind dann z.B. auch mal ohne Spreizhose in die Babytrage. Das gefährdet aber ganz klar den Behandlungserfolg. Man muss es durchziehen, sonst bringt es nichts.“
Insgesamt solltest du dich bei der Verwendung einer Spreizhose für Babys also immer an die Anweisungen deines Kinderarztes oder deiner Ärztin halten. Allgemein gilt:
Alltag mit einer Spreizhose
Symptome: Wie erkenne ich eine Hüftdysplasie überhaupt?
Für Eltern ist es gar nicht so einfach, eine Hüftdysplasie frühzeitig zu erkennen. Sie bereitet dem Baby keine Schmerzen. Allerdings schränkt die Fehlbildung die Beweglichkeit der Beine ein. Das Kind kann seine Beine nicht richtig abspreizen und es entwickelt eine sogenannte Spreizhemmung.
Klarheit bringt nur eine Ultraschalluntersuchung. Die gehört standardmäßig zur U3-Untersuchung beim Kinderarzt / bei der Kinderärztin. Oft bieten Kliniken die Untersuchung schon für die U2 an. Auf diese solltest du bestehen, wenn es bei euch in der Familie eine entsprechende Vorbelastung gibt. Eine Hüftdysplasie wird meist vererbt.
„Wir baten nach der Geburt unseres Sohnes, dass die Ärzte aufgrund erblicher Vorbelastung (Mutter und Oma hatten Hüftdysplasie) genauer hinschauen. Trotzdem wurde die Fehlstellung im Krankenhaus nicht erkannt – erst bei einer der ersten Untersuchungen beim Kinderarzt wurde der Verdacht geäußert. Eine weitere Untersuchung im Krankenhaus brachte dann Gewissheit“, erinnert sich Mark.
Hüftdysplasie: Ursachen
Eine Hüftdysplasie ist in den meisten Fällen erblich bedingt. Wenn bereits andere Familienmitglieder eine Hüftdysplasie hatten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch deren Babys die Fehlstellung bekommen.
Auch bei den Kindern von Papa Mark war die Hüftdysplasie ganz klar genetisch bedingt, da Mutter und Großmutter mütterlicherseits beide eine Hüftdysplasie hatten.
Aber es gibt auch andere Faktoren, welche diese Fehlbildung begünstigen können. Diese sind:
- Fehllage im Mutterleib
Eine ungünstige Lage des Babys gegen Ende der Schwangerschaft kann eine Fehlbildung begünstigen. So sind Kinder, die in Steiß- oder Beckenendlage geboren werden 25-mal häufiger von einer Hüftdysplasie betroffen. - Mehrlingsschwangerschaften
Durch den Platzmangel im Mutterleib kann es zu Fehllagen kommen und die Babys müssen wahrscheinlich eine Spreizhose tragen. - Hormonelle Faktoren
Das Schwangerschaftshormon Progesteron lockert bei der Mutter den Beckenring als Vorbereitung auf die Geburt auf. Allerdings wirkt sich dieses Hormon auch auf weibliche Föten aus, was zu einer stärkeren Lockerung der Hüftgelenkskapsel führt. - Fehlhaltung nach der Geburt
Das Tragen in der Streckhaltung kann der Hüfte des Kindes schaden. Trage dein Baby besser in der Anhock-Spreizstellung. Hier werden die Beine des Babys auseinandergespreizt und die Knie angewinkelt.
Wie kann man einer Hüftdysplasie vorbeugen?
Da eine Hüftdysplasie meist schon in der Schwangerschaft angelegt ist, kann man nicht vorbeugen. Allerdings sollte der Kinderarzt bei der U2 oder der U3 die Hüfte deines Kindes überprüfen, weil es bei der Behandlung wichtig ist, eine Dislokation frühzeitig zu erkennen. Denn: Je älter dein Baby ist, umso schwerer ist die Fehlstellung zu behandeln.
So kannst du die Hüftreifung generell unterstützen:
- Dein Kind im Tragetuch zu tragen und auf eine korrekte Anhock-Spreizstellung zu achten.
- Alles vermeiden, was die Hüfte zu sehr streckt. In diesem Fall ist also auch das Pucken deines Babys eher nachteilig.
- Baby so breit wickeln, dass die Hüftgelenke gebeugt sind.
- Baby nicht zu früh und zu oft auf den Bauch legen. Wenn dein Kleines nur auf dem Bauch schlafen will, achte darauf, dass die Beinchen angewinkelt und abgespreizt werden.
Resümee: Papas Erfahrung mit der Spreizhose
Spreizhose tragen ist für kein Baby angenehm und der Anblick ist für Eltern auch nicht unbedingt schön. Die Spreizhose kann auch eine ziemliche Zumutung sein. Schließlich muss man sie jedes Mal ablegen, wenn man das Kind wickelt oder umzieht – und danach wieder anlegen.
Unser erstes Kind hat die Spreizhose nicht so gut vertragen und auch mal geschrien, es war aber selten ein richtiger Kampf. Unser zweites Kind ist von Anfang an gut damit klargekommen. Vermutlich lag das aber auch daran, dass meine Tochter sie gleich nach der Geburt bekommen hat.
Es war immer ein bisschen schade für uns Eltern, wenn wir gesehen haben, wie die Kinder wild gestrampelt haben, als die Spreizhose mal kurz weg war. Sie haben es quasi „genossen“, sich freier bewegen zu können – aber wir wussten ja, dass die Spreizhose gleich wieder dran muss.
Aber am Ende lohnt sich der Aufwand! Man sollte so früh wie möglich mit der Spreizhose beginnen und sie lieber zwei Wochen zu lange tragen als zu wenig.