So beeinflussen Kaiserschnitte unsere Evolution

Baby wird der Mutter nach der Geburt gezeigt
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Heutzutage ist es für viele werdende Mütter beruhigend zu wissen, dass sie das Schreckgespenst Geburtsschmerzen durch einen Kaiserschnitt verscheuchen können. Doch wie wirkt sich der Trend zur Schnittentbindung auf uns aus? Eine Studie hat erstaunliche Ergebnisse geliefert!

„Wenn ich mal ein Kind zur Welt bringe, dann nur per Kaiserschnitt!“ Wer kennt so eine Aussage aus seinem Freundeskreis nicht? Tatsächlich stellt der operative Geburtsweg für viele Frauen eine gedankliche Erleichterung dar, denn er bewahrt sie vor ‚höllischen Schmerzen‘ (O-Ton der besten Freundin mit Baby). Doch diese OP hat weitreichendere Auswirkungen, als wir uns in dem Moment, in dem wir uns für sie entscheiden, im Klaren sind.

Gene: Erinnerungszentren des Körpers

Ein Forscherteam von der Universität in Wien fand heraus, dass die steigende Anzahl der Kaiserschnitte auch dazu führt, dass immer mehr Babys einen zu großen Kopf für eine natürliche Geburt haben, denn: Alles was bei der Geburt passiert, wird irgendwie in unseren Genen festgehalten und weitervererbt. Starben früher zu große Babys deshalb, weil ihr Kopf nicht (rechtzeitig) durch den Geburtskanal passte, werden sie heute einfach per Kaiserschnitt geholt. Folglich registrieren die Gene: ‚Es ist kein Problem, wenn der Kopf etwas größer ist – wir überleben trotzdem!‘

Das führt dazu, dass heute 3,3 bis 3,6 Prozent der Neugeborenen nicht durch den Geburtskanal passen, während es vor 50 Jahren noch 3 Prozent waren. Das scheint auf den ersten Blick keine große Veränderung zu sein. Bedenkt man jedoch die Jahrtausende, in denen die Entwicklung des Menschen vonstatten ging, sind 50 Jahre ein wahrer Wimpernschlag, um messbare Veränderungen hervorzubringen.

Wo in den kindlichen Genen festgehalten wird, dass ein großer Kopfumfang keine Probleme mehr darstellt, notieren die Gene der Mutter, das ein breites Becken ebenfalls nicht mehr benötigt wird. Die Folge: Das weibliche Becken wird schmaler.

Ist diese Entwicklung nur schlecht?

Nein! Denn je größer ein Baby bei der Geburt ist, desto größer sind prinzipiell auch seine Überlebenschancen, da es zum Beispiel weniger anfällig für Krankheiten ist. Auch ein schmaleres Becken hat evolutionäre Vorteile, wie der an der Studie beteiligte Philipp Mitteröcker weiß. So begünstige ein schmales Becken die Fortbewegung.

Mitteröcker geht davon aus, dass aus diesem Grund immer weniger natürliche, sondern vermehrt problematische Geburten stattfinden werden. Dennoch glaub er nicht, dass irgendwann Babys ausschließlich per Kaiserschnitt zur Welt kommen.

Der medizinische Fortschritt, der Frühchen betrifft, steuere nämlich in die entgegengesetzte Richtung und zeige: Das Baby überlebt auch, wenn es klein und schwächer ist. Und auch diese Info wird folglich an die Nachkommen weitergegeben.