Was ist der Moro-Reflex? Definition
Bei dem Moro-Reflex handelt es sich um einen sogenannten “Primitivreflex”, der in der 9. Schwangerschaftswoche gebildet wird und sich während der kompletten Schwangerschaft entwickelt. Zum Zeitpunkt der Geburt ist er ausgereift. Geprägt wurde der Begriff von dem Kinderarzt Moro Ernst.
Was passiert beim Moro-Reflex?
Bei dem Moro-Reflex handelt es sich um einen frühkindlichen Überlebensreflex. Wenn das Neugeborene zum Beispiel unerwartet nach hinten fällt oder zurückgeneigt wird, schreckt es auf. Dabei streckt es die Arme, Beine und Finger aus und atmete tief ein. Beim Ausatmen werden die Arme wieder an den Körper angelegt und die Hände zu Fäusten geballt.
Es kann auch sein, dass sich Beine und Hüfte beugen und sich der Herzschlag erhöht. Bei jedem Moro-Reflex werden auch die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet.
Der Moro-Reflex wird aber nicht nur ausgelöst, wenn man das Baby unerwartet hinlegt, auch folgende Situationen können die Reaktion hervorrufen:
Der Moro-Reflex ist überlebenswichtig, denn er löst zum Beispiel den ersten Atemzug nach der Geburt aus und weitet die Luftröhre, wenn das Kind zu ersticken droht.
Außerdem wird vermutet, dass der Reflex dazu dienen soll, dass sich ein Baby in einer Notsituation an die Mutter festklammern kann.
Da dieser Reflex so wichtig ist, testet ihn der Kinderarzt auch bei der ersten Vorsorgeuntersuchung.
Bis wann haben Babys den Moro-Reflex?
Zwischen dem zweiten und vierten Lebensmonat lässt der Moro-Reflex nach oder verschwindet komplett.
Solltest du nach dem vierten Monat merken, dass der Reflex nicht verschwindet, dann ist es ratsam einen Termin beim Kinderarzt zu vereinbaren. Da sich jedes Kind unterschiedlich schnell entwickelt, gibt es nicht gleich Grund zur Sorge.
Dr. Jutta Abendroth, Fachärztin für Kinderheilkunde, rät, dass du, wenn der Moro-Reflex noch im 7. Lebensmonat stark ausgeprägt ist, das spätestens bei der nächsten Vorsorgeuntersuchung ansprechen solltest.
Was passiert, wenn der Moro-Reflex nicht verschwindet?
Es gibt auch Menschen, die den Moro-Reflex mit ins Erwachsenenalter nehmen. Das nennt man dann einen persistierenden Moro-Reflex. Babys und Kinder, die diesen aufzeigen, können unter einer Entwicklungsstörung leiden.
Persistierender Moro-Reflex
In der Regel wird der Moro-Reflex ab dem 4. Lebensmonat durch den erwachsenen Schreckreflex ersetzt. Tritt der nicht auf, spricht man von einem persistierenden Moro-Reflex. Babys zeigen diesen beispielsweise nachts. Betroffene Kinder sind sehr schreckhaft und werden dadurch aus dem Schlaf gerissen.
Aber nicht nur der Schlaf leidet darunter. Ein persistierender Moro Reflex hat für das Kind häufig eine ganze Reihe unangenehmer Folgen. Es ist sehr ängstlich und empfindet Veränderungen als unwohl. Außerdem kann es zu Störungen wie ADS, ADHS, KiSS-Syndrom und KIDD kommen. Andere Folgen sind auch:
- Gleichgewichtsprobleme
- Überempfindlichkeit bei Licht und Lärm
- Koordinationsstörungen
- Schnelle Ermüdung der Augen
Persistierender Moro-Reflex: Behandlung
Wurde bei deinem Kind ein persistierender Moro-Reflex von einem Facharzt diagnostiziert, dann solltet ihr so früh wie möglich mit der Behandlung anfangen.
Eine häufig angewandte Methode ist die Neuro-Reflextherapie. Durch gezielte Übungen wird die Grob- und Feinmotorik, der Gleichgewichtssinn und die Wahrnehmung getestet. Dadurch können die Reflexe ganz oder größtenteils verschwinden.
Moro Reflex: KiSS-Syndrom
Tritt das KiSS-Syndrom auf, kann es vorkommen, dass der Moro-Reflex bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt. Es ist möglich, dass die neurale Entwicklung gestört wird, da Kopfgelenke blockiert und verspannt sind. Die Folge ist, dass der Moro-Reflex nicht durch den erwachsenen Schreckreflex abgelöst werden kann.
Verwechslungsgefahr West-Syndrom
Das West-Syndrom und der Moro-Reflex werden häufig verwechselt, da sie sich auf den ersten Blick ähneln. Beim West-Syndrom handelt es sich jedoch um eine Serie von Krampfanfällen.
Diese äußern sich, indem das Baby häufig nickt, sowie Beine und Arme ausstreckt. Im Gegensatz zum Moro-Reflex sind die Ausmaße des West-Syndroms intensiver. Ursache der Krampfanfälle ist meist die vererbte Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie.
Wissenschaftler der Universität von Iowa vermuten, dass das Zucken dem Baby hilft, bestimmte motorische Fähigkeiten zu entwickeln. So zucken beispielshalber Babys, die gerade lernen zu greifen, eher mit den Händen. Sobald das Kind lernt, seinen Kopf alleine zu halten, nimmt das Zucken des ganzen Körpers meist ab.
Babys, die beginnen sich zu drehen, sollten jedoch nicht mehr gepuckt werden. Außerdem ist die Methode des Puckens auch umstritten. Hier erfährst du alle Pro- und Contras und Anleitungen zum Pucken:
Quellen
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