Muttermilch – Mamas gute Milch
Im Grunde benötigen Babys in den ersten Monaten nichts anderes als Muttermilch, um optimal zu wachsen und gesund groß zu werden. Deshalb empfehlen Experten auch eine lange Stilldauer. Die Nationale Stillkommission empfiehlt beispielsweise, ein Baby in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Und auch während der Beikosteinführung sollte nicht gleich abgestillt werden.
Was macht die Muttermilch so besonders?
Muttermilch hat für dein Kind nichts als Vorteile. Sie kann das, was keine noch so hervorragend hergestellte Flaschennahrung kann – einige Vorteile im Überblick:
#1 Sie passt sich den Bedürfnissen des Kindes an: Beginn der Stillmahlzeit ist die Milch wässrig, um den Durst zu stillen. Im Verlauf des Stillens wird sie immer fettreicher.
#2 Die Milch ist gut verdaulich: Die Fette aus der Muttermilch sind verträglicher und können vom Baby besser aufgenommen werden. Die Milch ist also einfach leichter verdaulich und deshalb angenehmer für dein Baby.
#3 Muttermilch ist einzigartig: Laut dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, enthält die Milch mehr als 200 unterschiedliche Inhaltsstoffe. Zum Beispiel „notwendige Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe, die der Säugling für eine gesunde Entwicklung braucht.“ Außerdem enthält die Milch weiße Blutkörperchen und Antikörper, die nicht künstlich hergestellt werden können.
#4 Die Milch ist sofort fütterungsbereit: Muttermilch ist hygienisch einwandfrei. Dein Kind kann die Milch direkt von der Brust trinken, weil sie von Natur aus immer die richtige Temperatur hat.
#5 Muttermilch schützt vor Krankheiten: Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Milch vor einer Menge Krankheiten schützen kann. Dazu gehören beispielsweise Mittelohrentzündungen, bakterielle
Meningitis, Allergien sowie Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Die Milch hilft auch dabei, das Gehirn des Babys zu entwickeln, sie fördert das Wachstum und lindert das Risiko für späteres Übergewicht.
Zusammensetzung der Muttermilch: das steckt drin
Muttermilch ist alles, was ein Baby in den ersten Monaten essen muss. Sie enthält Wasser, Nährstoffe, Proteine, Fette und Kohlenhydrate in Form von Lactose/Milchzucker. Aber nicht nur das – die Milch enthält auch einige andere Stoffe, die sie so besonders machen. Hier eine kleine Auswahl:
- Weiße Blutkörperchen
Sie stärken das Immunsystem des Babys. - Stammzellen
In der Milch sind auch Stammzellen vorhanden. Sie können die Entwicklung und Heilung von Organen fördern. - Hormone
Sie können schlaffördernd wirken, den Appetit des Babys regeln und sogar die Eltern-Kind-Beziehung stärken. - Mineralien
Sie sind wichtig für eine gesunde Entwicklung. Dazu gehört Wachstum, Organe, Knochen und Zähne. Die Mineralien in der Muttermilch sind auf das Baby abgestimmt. Das heißt, dass das Baby einen großen Teil der Mineralien aufnehmen kann. In der Milch sind unter anderem diese Mineralien enthalten: Eisen, Natrium, Kalzium, Kalium, Magnesium, Phosphat und Chlorid. - Antikörper
In der Milch sind alle fünf bekannten Arten von Antikörpern enthalten. Sie schützen das Immunsystem deines Babys vor Bakterien und Viren. - Langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (LCP)
Fettsäuren sind wichtig für den Aufbau des Nervensystems, des Gehirns sowie des Sehvermögens.
Außerdem enthält Muttermilch verschiedene Aminosäuren, Enzyme und Wachstumsstoffe. Sie sind unter anderem für die Reifung des Nervensystems, der Augen, Leber und des Gehirns wichtig.
Für alle Interessierten: Der Hebammenverband hat eine detaillierte Auflistung alter Inhaltsstoffe der Muttermilch sowie den Inhaltstoffen von Formula zum Vergleich – hier geht’s zum Download.
Warum sieht Muttermilch unterschiedlich aus?
Die Milch ist nicht immer gleich zusammengesetzt, da sie sich auf die jeweiligen Bedürfnisse des Kindes anpasst. Es gibt drei Arten, die unterschieden werden:
#1 Die Vormilch alias das „Kolostrum“: erste Muttermilch
Die erste Milch, die Kinder erhalten, ist fettarm und eiweißreich. Man erkennt sie besonders gut an der eher gelben Farbe – außerdem ist sie dickflüssiger als die spätere Milch. Das Kolostrum ist besonders wichtig für die ersten Tage des Babys. Die darin enthaltenen Abwehrstoffe schützen vor Viren, Bakterien und anderen Krankheiten. Da diese erste Muttermilch viel Natrium enthält, benötigt das Baby die erste Zeit wenig Flüssigkeit. So kann sich der Körper des Kindes an die Nahrungsaufnahme gewöhnen. Außerdem fördert das Kolostrum den Abgang des Kindspechs (also des ersten Stuhlgangs) und ist sehr leicht verdaulich.
Warum die Vormilch so gut für dein Baby ist, kannst du auch hier nachlesen.
#2 Die Übergangsmilch: nach 2 – 5 Tagen
Ab dem dritten Lebenstag verändert sich die Muttermilch. Sie wird heller, ist nicht mehr so dickflüssig und enthält immer mehr Fette und Kohlehydrate. In diesem Zeitraum findet auch der Milcheinschuss statt – den erkennst du daran, dass sich die Brüste da hart, sensibel, gerötet und heiß anfühlen können. Die Übergangsmilch kommt rund 14 Tage vor, dann ist dir Muttermilch voll gereift.
#3 Die reife Muttermilch: nach ca. 2 Wochen
Ist das Baby zwei Wochen alt, erhält es die Milch, die sich bis zum Ende der Stillzeit nur noch wenig an ihrer Zusammensetzung verändert. Dabei bekommt das gestillte Kind nach Angaben vom U.S. Department of Agriculture 70 Kilokalorien pro 100 Milliliter Muttermilch. Im Grunde braucht das Kind also erstmal keine andere Nahrung neben der Milch der Mutter.
Zusammensetzung der Muttermilch verändert sich je nach Milchtyp
Im Laufe der Stillzeit verändert sich neben der Farbe und Konsistenz auch die Zusammensetzung der Muttermilch. Das Kolostrum enthält viel Eiweiß, Vitamin K und A, Mineralien und Abwehrstoffe – aber wenig Fett und Kohlenhydrate. Gegen Ende der Stillzeit enthält die Milch weniger Eiweiß, dafür mehr Fett und Laktose. Deshalb wird die Muttermilch mit der Zeit auch immer Kalorienhaltiger.
5 Fakten zur Muttermilch
Was sind Vorder- und Hintermilch?
Bei der reifen Muttermilch ist der Aufbau der Milch innerhalb einer Stillmahlzeit auch nicht immer gleich.
Vordermilch
Die ersten Schlucke sind die sogenannte Vordermilch – sie ist dünner, weil sie weniger Fette enthält. Dafür hat die Vordermilch viele Proteine, Vitamine, Mineralien und natürlich Wasser.
Laut den Stillinformationen vom Klinikum Obergöltzsch kommt die Vordermilch in den ersten zehn Minuten beim Stillen. Weil die Muttermilch dünner (mehr Wasser) ist, wirkt sie eher durstlöschend als sättigend. Wenn das Baby nur die Vordermilch trinkt, kommt es außerdem zu grünem Stuhlgang.
Hintermilch
Nach circa zehn Minuten setzt die sogenannte Hintermilch ein. Sie ist kalorien- und fettreicher und wirkt damit sättigend. Laut dem Klinikum Obergöltzsch kann man das Einsetzen der Hintermilch daran erkennen, dass das Baby manchmal nach zehn Minuten Stillen ein bisschen unruhig wird.
Für ein Baby ist die gute Mischung aus Vorder- und Hintermilch wichtig, damit es alle wichtigen Nährstoffe bekommt. Zu früh die Brust wechseln kann also dazu führen, dass das Baby sehr viel Vordermilch bekommt. Dann wird es schnell wieder hungrig. Sollte das der Fall sein wird empfohlen, die Stilldauer zu überprüfen und gegebenenfalls nach dem Stillen abzupumpen, damit das Baby das nächste Mal die fettreiche Muttermilch bekommt.
So funktioniert die Milchbildung
Schon in der Schwangerschaft bereitet sich der Körper der Mutter auf das Stillen vor – dabei verändert sich die Brust. Muttermilch wird da aber noch keine gebildet. Laut der La Leche Liga wird „in der Schwangerschaft […] die Milchbildung hormonell noch unterdrückt.“ Die richtige Muttermilch fließt demnach erst nach der Geburt. Die Hormone, die dafür verantwortlich sind, werden „mit dem Ausstoßen der Plazenta“ aufgeschüttet. Was genau in der Schwangerschaft in deiner Brust funktioniert, siehst du im Video.
Wieso kann ich stillen? Das passiert in deiner Brust
Quellen
- Bayerisches Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales: Stillen (Stand 2019). Unter: https://www.schwanger-in-bayern.de/schwanger/stillen/gruende/index.php (Letzter Zugriff: Dezember 2019)
- Nicolai Lund-Blix et. Al.: Infant feeding in relation to islet autoimmunity and type 1 diabetes in genetically susceptible children: the MIDIA Study. (2015) In: Diabetes Care 38(2): S.275-263. http://care.diabetesjournals.org/content/38/2/257 (Letzter Zugriff: Mai 2019)
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Vormilch (Kolostrum). (2016). Auf: familienplanung.de https://www.familienplanung.de/schwangerschaft/nach-der-geburt/das-wochenbett-von-a-bis-z/stillen-von-a-bis-z/vormilch-kolostrum/ (Letzter Zugriff: Mai 2019)
- Olivia Ballard, et. Al.: Human milk composition: nutrients and bioactive factors (2013) In: Pediatric Clinics of North America. 60(1). S. 49-74.
- Medela: Zusammensetzung der Muttermilch: Woraus besteht deine Muttermilch? Unter: https://www.medela.de/stillen/deine-stillzeit/muttermilch-zusammensetzung (Letzter Zugriff: Juni 2019)
- La Leche Liga Deutschland e.V.: Vom Kolostrum zur reifen Muttermilch (Stand 2019). Unter: https://www.lalecheliga.de/stillinformationen/milchbildung/muttermilch (Letzter Zugriff: Mai 2019)
- S. Department of Agriculture: Food Central Search Results: Milk, human, mature, fluid. (2019) Unter: https://fdc.nal.usda.gov/fdc-app.html#/food-details/171279/nutrients (Letzter Zugriff: Mai 2019)
- Klinikum Obergöltzsch Rodewisch: Stillinformationen für Wöchnerinnen. Unter: https://www.klinikum-obergoeltzsch.de/downloads/geburt/Stillinformationen.pdf (Letzter Zugriff: Juni 2019)