Was ist Neurodermitis?
Neurodermitis, auch atopische Dermatitis oder atopisches Ekzem genannt, ist eine chronische, nicht ansteckende Hautkrankheit. Sie gilt als nicht heilbar, ist aber mit der richtigen Behandlung gut therapierbar.
Bei Betroffenen ist die schützende Hautbarriere chronisch gestört. Die Hautzellen teilen sich zu schnell, ohne sich vollständig zu entwickeln. Dadurch bekommt die Haut feine Risse und verliert zu viel Feuchtigkeit. Gleichzeitig kann sie sich nicht mehr richtig gegen eindringende Krankheitserreger schützen.
Ab wann können Babys Neurodermitis bekommen?
90 Prozent der betroffenen Babys bekommen Neurodermitis vor dem 5. Lebensjahr. Bei 50 Prozent tritt die Krankheit den ersten sechs Lebensmonaten auf, bei 60 Prozent vor dem ersten Lebensjahr.
In vielen Fällen bessert sich die Neurodermitis bei Kindern vor dem Schulalter oder bis zur Pubertät, manchmal bleibt sie aber bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Laut den aktuellen Daten aus der „Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS), die vom Robert Koch-Institut durchgeführt wird, sind sieben Prozent der deutschen Mädchen und Jungen derzeit von Neurodermitis betroffen: Das sind etwa 900.000 Kinder und Jugendliche.
Die Veränderungen an der Haut des Kindes sind meist von starkem Juckreiz begleitet. Die Haut schuppt, spannt und nässt. Es ist kaum zu verhindern, dass sich die Kinder kratzen und so die Entzündungen noch begünstigen. Gerade bei Babys mit Neurodermitis stehen schlaflose Nächte bei akuten Schüben an der Tagesordnung.
Eine atopische Dermatitis ist jedoch stark vom Alter abhängig, in dem die Hautkrankheit auftritt. Das heißt, eine Neurodermitis bei Babys kann sich durchaus von einer Erkrankung bei Jugendlichen oder Erwachsenen unterscheiden.
Hat ein älteres Kind Neurodermitis, kann sich das atopische Ekzem im weiteren Verlauf auf den ganzen Körper ausbreiten, vor allem aber häufig an den Streckseiten der Armen und Beine.
Ab dem Kleinkindalter breitet sich die Neurodermitis dann meist zusätzlich an den klassischen Stellen wie Ellenbogen, Knie, Handgelenken, Händen sowie Hals- und Nackenbereich aus.
Typische Neurodermitis-Symptome
- Milchschorf
Hat ein Baby Neurodermitis, wird häufig beobachtet, dass sich Milchschorf vom Kopf ausgehend ausbreitet und an den Außenseiten von Armen und Beinen auftritt. - Hautreizungen
Nässende und gerötete Haut mit Schuppenkruste deuten außerdem auf ein atopisches Ekzem hin. - Starker Juckreiz
Die betroffenen Stellen sind stark gereizt und jucken stark. - Trockene Haut
Hat dein Baby besonders trockene Stellen am Körper, kann das auf Neurodermitis hinweisen. - Hautveränderungen kommen in Schüben
Bestimmte Auslöser bewirken entzündliche Hautveränderungen.
Wie wird Neurodermitis beim Baby diagnostiziert?
Vermutest du aufgrund von entzündlichen Hautveränderungen bei deinem Baby Neurodermitis, solltest du dies beim Kinderarzt oder Dermatologen abklären. Die Diagnose Neurodermitis wird laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung gestellt, indem andere Hauterkrankungen wie etwa Allergien, toxische Ekzeme, Schuppenflechte oder Pilzerkrankungen ausgeschlossen werden.
Nachdem etwa jedes dritte Kind, das an Neurodermitis leidet, ebenfalls von einer Lebensmittelallergie betroffen ist, sollte eine entsprechende Testung nicht ausbleiben, um gegebenenfalls die Ernährung anpassen zu können.
Warum hat mein Baby Neurodermitis? – Ursachen & Auslöser
Die genauen Gründe warum eine Neurodermitis entsteht sind nach wie vor nicht ganz geklärt. Es gibt aber verschiedene Faktoren, die die Krankheit auslösen können:
Genetische Ursachen für Neurodermitis
Die Wissenschaft ist sich einig, dass die Hautkrankheit vererbt werden kann. Hat ein Elternteil an der Krankheit, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass auch das Baby an Neurodermitis leidet, bei 20 – 40 Prozent. Sind beide Elternteile betroffen, liegt die Krankheitsrisiko sogar zwischen 60 – 80 Prozent.
Umweltfaktoren und Allergien als Auslöser von Neurodermitis
Aber auch Allergien und andere Umweltfaktoren können Neurodermitis bei Babys auslösen oder verschlimmern. So sind Kinder, die unter Allergien wie Pollen, Tierhaaren und Lebensmitteln leiden, eher betroffen.
In diesen Fällen kommt es auch oft zu sogenannten “Komorbiditäten” mit Krankheiten wie Asthma oder Allergien. Das heißt, tritt ein Neurodermitisschub auf, können auch andere bestehende Krankheiten ausbrechen. Laut der österreichischen Ärztezeitung entwickeln auch 30 Prozent der Kinder mit Neurodermitis Lebensmittelallergien.
Neurodermitis-Schübe & Provokationsfaktoren
Weil Neurodermitiker eben ein überempfindliches Immunsystem haben, reagiert die Haut zum Teil heftig auf äußere Einflüsse. Schübe, bei denen dein Kind besonders unter der Neurodermitis leidet, sind daher typisch.
Häufigste Provokationsfaktoren bei Neurodermitis
Typisch für solche Schübe ist die Wechselbeziehung von verschiedenen Allergien und Neurodermitis. Das kann dazu führen, dass sogenannte “Provokationsfaktoren” neurodermitische Schübe auslösen können.
Folgende Faktoren sind am häufigsten:
Außerdem spielen psychische Faktoren eine Rolle, etwa Stress oder belastende Situationen. So kommt es häufig vor, dass Kinder durch den Stress vor der Einschulung neurodermitische Schübe entwickeln.
Ärztliche Behandlung von Babys mit Neurodermitis
Hat dein Baby Neurodermitis, ist eine individuelle Therapie notwendig, die ganz nach seinen Bedürfnissen ausgerichtet ist.
Im Vordergrund stehen immer die Linderung von Beschwerden, das Erreichen von beschwerdefreien Phasen sowie eine entsprechende Stabilisierung.
Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V. erklärt:
„Eine regelmäßige konsequente Basistherapie ist in jeder Krankheitsphase der Grundpfeiler der Neurodermitisbehandlung. Gemeint ist damit die tägliche Hautpflege. Ziel ist es, die gestörte Hautbarriere so zu stabilisieren, dass Krankheitsschübe hinausgezögert, abgemildert oder sogar verhindert werden.“
ABC-Behandlung von Neurodermitis
Grundsätzlich wird Neurodermitis auf der Grundlage von drei Pfeilern behandelt. Die Therapie ist in der Regel bei Babys, Kindern und Erwachsenen dieselbe und richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung. Als Übersicht dient der von Dermatologen entwickelte ABC-Stufenplan:
Stufe | Symptome | Therapie |
A = Antientzündliche Therapie |
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B = Barriere-Therapie |
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C = Cortison |
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5 Tipps, um deinem Baby mit Neurodermitis zu helfen
Um bei einem Baby mit Neurodermitis das Leben zu erleichtern, gibt es einige Dinge, die du tun kannst:
1. Die richtige Kleidung
- Weite Kleidung
Meide zu enge Kleidung und Kleidung aus Wolle, Seide oder Kunstfasern. Besser ist weite Kleidung aus hautfreundlichen Materialien wie Baumwolle oder Leinen. - Schwitzen vermeiden
Achte im Sommer darauf, dass dein Kind nicht schwitzt. Weiße und leichte Kleidung ist dafür perfekt - Schlafhygiene
Auch beim Schlafen sollte dein Kind nicht schwitzen. Eine leichte Decke und ein dünner Schlafsack reichen in den meisten Fällen aus. - Richtig waschen
Wasche die Kleidung vor dem ersten Tragen. Verwende bei allen Waschgängen nur hautschonendes Waschmittel.
2. Hautpflege und Hygiene
- Reichhaltige Hautpflege
Achte auf die sorgfältige Anwendung der Basistherapie aus feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Pflegeprodukten. Lass dich dabei von einem Hautarzt beraten, welche Produkte für dein Kind am geeignetsten sind. - Duschen statt Baden
Ab einem gewissen Alter solltest du dein Kind besser duschen statt baden, da so der Haut weniger Feuchtigkeit entzogen wird. - Sorge für gute und frische Luft
Achte darauf, dass auch Innenräume stets gut gelüftet sind. Vor allem sollte dein Kind keinem Zigarettenrauch ausgesetzt sein
3. Hilfe gegen den Juckreiz
- Kurze Fingernägel
Die Fingernägel deines Kindes solltest du immer kurz schneiden, damit sich dein Baby nicht verletzen kann. - Kratzhandschuhe
Bei Babys helfen auch spezielle Fäustlinge, um das Kratzen zu verhindern. - Linderung durch Ablenkung
Ablenkung gegen den Juckreiz und Alternativen zum Kratzen (zum Beispiel ein gekühlter Löffel) können schon bei ganz kleinen Kindern wirkungsvoll sein.
4. Geduld und Aufmerksamkeit
- Neurodermitis-Tagebuch
Du kannst ein Neurodermitis-Tagebuch führen und so möglichen Auslösern für die Schübe deines Babys auf die Schliche kommen. - Fürsorge
Kinder leiden sehr unter dem ständigen Juckreiz. Versuche also, dich mit viel Geduld und Aufmerksamkeit um dein Baby zu kümmern.
5. Hilfe für Eltern
- Hilfe beim Arzt
Es ist wichtig, dass du auch als Elternteil entsprechende Unterstützung erfährst. Ein guter Kinderarzt oder Dermatologe ist bei einem Baby mit Neurodermitis Gold wert. - Selbsthilfegruppen
Darüber hinaus können Selbsthilfegruppen oder Internetforen zum Austausch mit anderen betroffenen Eltern genutzt werden. - Genügend Schlaf
Außerdem ist es wichtig, dass sich die Eltern durchwachte Nächte teilen, sodass ausreichend Kraft für den Alltag getankt werden kann.
Vorbeugen von atopischer Dermatitis
Hier findest du eine Checkliste, wie du Neurodermitis bei Babys vorbeugen kannst:
- Kinderärzte empfehlen konsequentes Stillen ohne Zufüttern bis zum einschließliche sechsten Lebensmonat. Das hilft, Allergien vorzubeugen.
- Rauchen vermeiden. Das gilt nicht nur in der Schwangerschaft, sondern auch in den folgenden Jahren, da Kinder aus rauchenden Familien eher Neurodermitis entwickeln.
- Keine Haustiere. Gerade ein früher Kontakt mit Katzen steht unter dem Verdacht, verschiedene Allergien und Neurodermitis auslösen.
- Schaffe eine ruhige Umgebung für dein Baby. Stress kann ein Auslöser für Neurodermitis sein.