Pille nach Geburt und andere hormonelle Verhütungsmittel

Mann und Frau schlafen im Bett
©Twenty20/Isaiah Stofferahn

Hormonhaltige Verhütungsmittel sind während der Stillzeit nur zum Teil geeignet. Kombinationspräparate, z.B. die klassische Pille, enthalten die Hormone Östrogen und Gestagen. Östrogene sind in der Stillzeit ungeeignet, da sie die Milchproduktion und -qualität stören können und auch in die Muttermilch und damit zum Säugling gelangen. Lies hier alle Infos zu hormoneller Verhütung nach der Geburt.

Eine gute Alternative stellen rein gestagenhaltige Verhütungsmittel dar, wie etwa die Minipille. Zwar geht das Gelbkörperhormon (Gestagen) auch in die Muttermilch über, allerdings in so geringen Mengen, dass für das Kind keine Auswirkungen nachweisbar sind. Auf die Milchbildung haben östrogenfreie Mittel keinen Einfluss. Hormonhaltige Verhütungsmittel gelten, bei korrekter Anwendung bzw. Einnahme, generell als sehr sicher. Allerdings greifen sie in den Hormonhaushalt ein, können unerwünschte Nebenwirkungen haben und sind verschreibungspflichtig. Hier eine kleine Übersicht:

Die klassische Anti-Baby-Pille

Funktionsweise:

Es wird täglich eine Tablette eingenommen, in einem Zeitfenster von zwölf Stunden. Der Eisprung wird unterdrückt und die Konsistenz des Zervixschleims verändert, sodass Spermien der Weg zur Gebärmutter erschwert ist. In der Pillenpause setzt die Blutung ein.
Ab wann: Etwa drei bis vier Wochen nach der Geburt.
Pro: Sehr sicher. Zeitpunkt der Blutung bekannt und planbar. Oft sind Blutung und Periodenschmerzen schwächer.
Contra: Nebenwirkungen wie Übelkeit, Zwischenblutungen, Libidoverlust oder Gewichtszunahme möglich. Etwas Disziplin für die tägliche Einnahme nötig. Wurde eine Einnahme vergessen, muss sieben Tage lang zusätzlich verhütet werden. Thrombosegefahr erhöht. Wirkverlust bei Durchfall, Erbrechen und der Einnahme von Antibiotika.
Sicherheit: Pearl-Index 0,2-2
Kosten: Ca. 8 bis 12 Euro im Monat
Stillzeit: Für stillende Mütter nicht geeignet, da östrogenhaltig. Wird nur zum Teil gestillt und nicht voll, kann die sogenannte Mikropille mit niedriger Östrogendosis eine Alternative sein.

Die Minipille

Funktionsweise:

Es wird täglich eine Tablette eingenommen (ohne Pillenpause), in einem Zeitfenster von drei Stunden. Aufbau der Gebärmutterschleimhaut wird verringert, was der Einnistung von Eizellen vorbeugt. Zusätzlich wird der Zervixschleim im Gebärmutterhals verdickt, um Spermien am Durchkommen zu hindern.
Ab wann: Etwa sechs Wochen nach der Geburt.
Pro: Geringere Hormondosis, Eisprung wird nicht unterdrückt. Wirkt sich oft günstig auf Hautprobleme aus.
Contra: Nebenwirkungen möglich, ähnlich der normalen Pille. Disziplin für die tägliche Einnahme nötig. Wurde eine Einnahme vergessen, muss zusätzlich verhütet werden. Wirkverlust bei Durchfall, Erbrechen und der Einnahme von Antibiotika.
Sicherheit: Pearl-Index 0,5-2,5
Kosten: Ca. 8 bis 12 Euro im Monat
Stillzeit: Für stillende Mütter geeignet, da Gestagene keinen Einfluss auf Qualität und Menge der Muttermilch haben. Keine Auswirkungen für das Kind bekannt.

Neuere Arten der Minipille (z.B. Cerazette) beinhalten den Wirkstoff Desogestrel (Hormon aus der Gruppe der Gestagene). Sie weisen eine höhere Sicherheit auf (Pearl-Index 0,14-0,4), da die Einnahme nicht mehr ganz so uhrzeitgenau erfolgen muss. Durch einen höheren Gestagengehalt steigt allerdings auch das Risiko für Nebenwirkungen.

Hormonring

Funktionsweise:

Flexibler Kunststoffring, der von der Frau selbst eingeführt werden kann. Der Vaginalring wird dann für drei Wochen in der Scheide belassen, nach einer Pause von einer Woche muss ein neuer Hormonring eingelegt werden. Eisprung wird unterdrückt.
Ab wann: Nach Rückbildung der Gebärmutter, etwa sechs bis acht Wochen nach der Geburt.
Pro: Geringere Hormondosis als die normale Pille. Kein tägliches Erinnern nötig. Einfache Handhabung, kein Arztbesuch zum Legen und Entfernen nötig.
Contra: Nebenwirkungen möglich, ähnlich der normalen Pille. Es sollte regelmäßig selbst geprüft werden, ob der Ring noch korrekt liegt. Fremdkörpergefühl möglich.
Sicherheit: Pearl-Index 0,4-1,2
Kosten: Ca. 15 Euro im Monat
Stillzeit: Für stillende Mütter nicht geeignet, da östrogenhaltig.

Verhütungspflaster

Funktionsweise:

Das hautfarbene Pflaster (4,5 x 4,5 cm) wird einmal pro Woche für sieben Tage aufgeklebt. Danach wird ein neues benötigt. Nach drei Wochen wird für eine Woche pausiert. Körperstelle beliebig wählbar (außer Brüste und behaarte Regionen). Unterdrückt den Eisprung, den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und verdickt den Zervixschleim.
Ab wann: Ab etwa drei Wochen nach der Geburt.
Pro: Einfache Handhabung. Bei korrekter Anwendung sehr sicher. Gute Verträglichkeit durch konstante Hormondosis.
Contra: Korrekter Sitz sollte regelmäßig selbst kontrolliert werden. Hautreizungen möglich. Hormonbedingte Nebenwirkungen möglich. Löst sich das Pflaster, muss ein neues aufgeklebt und evtl. zusätzlich verhütet werden (nach 24 Stunden ohne Pflaster). Evtl. kosmetisches Problem. Nicht empfohlen für übergewichtige Frauen.
Sicherheit: Pearl-Index 0,7-0,9
Kosten: Ca. 14 Euro pro Monat.
Stillzeit: Für stillende Mütter nicht geeignet, da östrogenhaltig.

Hormonimplantat (Verhütungsstäbchen)

Funktionsweise:

Vom Arzt wird ein etwa fünf Zentimeter langes, zwei Millimeter dickes Hormonstäbchen an der Innenseite des Oberarms unter der Haut eingesetzt, dort bleibt es für drei Jahre. Die enthaltenen Gestagene vermindern den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und verdicken den Schleim vor dem Muttermund. Zusätzlich wird der Eisprung gehemmt.
Ab wann: Ab etwa drei Wochen nach der Geburt.
Pro: Sehr sicher. Langfristige Verhütung.
Contra: Verrutschen des Implantats möglich. Hormonbedingte Nebenwirkungen wie Zwischenblutungen, Akne, Gewichtszunahme oder depressive Verstimmungen möglich. Eingriff mit lokaler Betäubung nötig. Einsetzen und Entfernen nur durch einen Arzt.
Sicherheit: Pearl-Index 0,1-0,8
Kosten: Ca. 300 Euro für drei Jahre.
Stillzeit: Für stillende Mütter nicht empfehlenswert, da noch zu wenig erforscht. Durch die enthaltenen Gestagene ist aber kein Einfluss auf die Milchproduktion und den Säugling zu erwarten.

 

Dreimonatsspritze

Funktionsweise:

Vom Arzt wird alle drei Monate eine Gestagenspritze in den Pomuskel gesetzt. Verhindert den Eisprung und den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut. Verdickung der Zervixschleimhaut.
Ab wann: Ab etwa sechs Wochen nach der Geburt.
Pro: Sehr sicher.
Contra: Häufige Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Blutungsstörungen, Akne etc. Bei Unverträglichkeit kein vorzeitiges Absetzen möglich. Regelmäßiger Arztbesuch nötig. Nach Absetzen dauert es oft längere Zeit bis die Fruchtbarkeit zurückkehrt.
Sicherheit: Pearl-Index 0,3-1,4
Kosten: Ca. 25 Euro für drei Monate.
Stillzeit: Für stillende Mütter eher nicht empfehlenswert, wegen vergleichsweise hoher Hormondosis.

Hormonspirale

Funktionsweise:

Wird vom Arzt in die Gebärmutter eingelegt, wo sie für fünf Jahre verbleiben kann. Gestagene verhindern den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und verdicken den Zervixschleim.
Ab wann: Nach Rückbildung der Gebärmutter, etwa sechs bis acht Wochen nach der Geburt.
Pro: Sehr sicher. Oft schwächere und weniger schmerzhafte Periode, bei vielen Frauen hört die Blutung sogar ganz auf. Langfristige Verhütung. Niedrige Hormondosis. Wirkt direkt am Einsatzort, daher geringere Hormonbelastung für den Körper. Kann jederzeit wieder gezogen werden.
Contra: Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, Übelkeit etc. möglich. Selten kann es zu einem Verrutschen oder Ausstoßen der Spirale kommen. Einlegen empfinden manche Frauen als unangenehm oder sogar schmerzhaft. Regelmäßige Lagekontrolle durch den Arzt. Kann nur vom Arzt entfernt werden. Leicht erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften und Infektionen.
Sicherheit: Pearl-Index 0,1-0,3
Kosten: Ca. 300 Euro für fünf Jahre.
Stillzeit: Für stillende Mütter geeignet.

Kupferspirale (hormonfreie Verhütung)

Funktionsweise:

Wird vom Arzt in die Gebärmutter eingelegt, wo sie für etwa drei bis vier Jahre verbleiben kann. Das mit Kupferdraht umwickelte T-Stück erschwert den Spermien den Weg zur Eizelle und verhindert die Einnistung einer Eizelle in der Gebärmutter.
Ab wann: Nach Rückbildung der Gebärmutter, etwa sechs bis acht Wochen nach der Geburt.
Pro: Sehr sicher. Hormonfreies Verhütungsmittel. Langfristige Verhütung. Kann jederzeit wieder gezogen werden.
Contra: Oft stärkere, längere, schmerzhaftere Periodenblutung. Einlegen empfinden manche Frauen als unangenehm oder sogar schmerzhaft. Regelmäßige Lagekontrolle durch den Arzt. Kann nur vom Arzt entfernt werden. Leicht erhöhtes Risiko für Eileiterschwangerschaften und Infektionen.
Sicherheit: Pearl-Index 0,8-3
Kosten: Ca. 130 bis 200 Euro für drei bis vier Jahre.
Stillzeit: Für stillende Mütter geeignet.

Nur im Notfall: Die „Pille danach“

Funktionsweise:

Nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr muss innerhalb von 72 Stunden (je eher desto wirkungsvoller) die „Pille danach“ eingenommen werden. Enthält eine oder zwei Tabletten.
Pro: Nachträgliche Verhütung, zum Beispiel wenn versehentlich das Kondom beim Liebesspiel geplatzt ist. Relativ sicher bei rechtzeitiger Einnahme.
Contra: Verschreibungspflichtig. Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Unterleibsschmerzen, Blutungen möglich.
Sicherheit: Pearl-Index 1-5
Kosten: Ca. 17 Euro
Stillzeit: Für stillende Mütter geeignet, allerdings gehen die Hormone in die Muttermilch über. Deswegen sollte direkt vor der Einnahme gestillt und für sechs bis 36 Stunden (je nach Präparat) pausiert werden.