RS-Virus: Erneute Infektions-Welle 2022
Die von Experten und Kinderärzten befürchtete Infektionswelle mit dem RS-Virus ist offenbar eingetreten. Im November 2022 berichteten mehrere Bundesländer von einer Überlastung von Kinderkliniken wegen vieler Infektionen.
Das Respiratory Synthical Virus, kurz RSV oder RS-Virus genannt, ist bei Säuglingen und Kleinkindern der weltweit häufigste Erreger von Erkrankungen der Atemwege.
Während bei älteren Kindern und Erwachsenen meist nur leichte erkältungsähnliche Beschwerden auftreten, kann die Virus-Infektion in den ersten Lebensmonaten einen schweren Verlauf nehmen und muss häufig im Krankenhaus behandelt werden.
Wie gefährlich ist der RS-Virus?
In Europa tritt die Erkrankung vor allem in der Zeit von November bis April auf. Das Virus ist hochansteckend und wird in erster Linie durch Tröpfcheninfektion übertragen.
Im Alter von zwei Jahren hat nahezu jedes Kind mindestens einmal eine RSV-Infektion durchgemacht.
In vielen Fällen besteht kein Grund zur Sorge und es bleibt bei vergleichsweise harmlosen Erkältungssymptomen, die nach einigen Tagen wieder abklingen. Der mit RSV einhergehende Husten kann sich hingegen mehrere Wochen hinziehen.
Babys in den ersten drei Lebensmonaten sind besonders anfällig für die Virusinfektion: Ihre Lunge ist noch sehr klein und kann daher Entzündungen schlechter abwehren. Zudem sind auch die weißen Blutkörperchen, unser körpereigener Infektionsschutz, noch nicht voll ausgebildet.
Vor allem bei Frühchen sowie Neugeborenen mit einem geschwächten Immunsystem oder einer Grunderkrankung besteht ein erhöhtes Risiko für Bronchiolitis (Entzündung der kleinen Bronchien) oder eine Lungenentzündung.
Mit dem RS-Virus kann man sich leicht anstecken. Die Übertragung erfolgt nicht nur beim Sprechen, Niesen und Husten durch Tröpfchen-Infektion von Mensch zu Mensch, sondern auch indirekt über kontaminierte Hände oder Spielzeug. Auch symptomfreie Personen können das Virus weitergeben, nach der Infizierung sind Betroffene bis zu acht Tagen ansteckend.
Einzelerkrankungen sind in Deutschland nicht meldepflichtig. Tritt RSV jedoch gehäuft in medizinischen Einrichtungen auf, muss der Ausbruch gemäß Infektionsschutzgesetz an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden.
RSV Symptome: Wie erkenne ich das Virus bei meinem Kind?
Anfänglich können bei der Virusinfektion unspezifische Beschwerden wie Schnupfen und Appetitlosigkeit auftreten, weshalb die Erkrankung zunächst nicht eindeutig zu erkennen ist.
Bei Säuglingen und Kleinkindern machen sich nach ein bis drei Tagen meist folgende Symptome bemerkbar:
Was tun bei RSV?
Treten bei deinem Kind Erkältungssymptome mit Atemnot und hohem Fieber auf, solltest du umgehend den Kinderarzt kontaktieren oder evtl. eine Notfallambulanz aufsuchen.
Es gibt keine wirksame ursächliche Therapie gegen das RS-Virus, die Behandlung zielt deshalb auf die Linderung der Symptome ab:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Fiebersenkende Maßnahmen wie Wadenwickel oder die Gabe altersgerechter fiebersenkender Arzneimittel
- Unterstützung der Atmung
- Maßnahmen zum Freihalten des Nasen-Rachen-Raums
Bei Säuglingen oder Kleinkindern mit schweren Verläufen empfiehlt der Arzt meist einen stationären Aufenthalt im Krankenhaus, um eine engmaschige Kontrolle zu gewährleisten und die Ausbreitung der Infektion möglichst einzudämmen.
Kann ich mein Baby durch eine Impfung vor RSV schützen?
Es gibt bislang noch keine Impfung gegen das RS-Virus. Die medizinischen Fachgesellschaften empfehlen für bestimmte Risikogruppen wie Frühgeborene oder Babys mit angeborenem Herzfehler die sogenannte RSV-Prophylaxe.
Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine Impfung, sondern eine passive Immunisierung mit Palivizumab, um natürliche Abwehrmechanismen des Körpers gegen Krankheiten zu aktivieren. Das Mittel wird in der RSV-Saison zweimal per Injektion verabreicht, die Schutzwirkung setzt bereits mit der ersten Dosis ein.
Aufgrund intensiver Forschungsarbeit befinden sich einige Impfstoffe für ältere Kinder und Erwachsene in der klinischen Testung. Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren ein Impfstoff gegen RSV verfügbar sein wird.
Damit dann auch Babys in den ersten Lebensmonaten von dem Impfstoff profitieren können, empfehlen Wissenschaftler der University of Warwick und des Kenya Medical Research Institutes die sogenannte Cocoon-Strategie.
Danach sollen Eltern und ältere Geschwisterkinder von bis zu sechs Monate alten Babys gegen RSV geimpft werden, um die Infizierung des Säuglings weitgehend zu verhindern.
So kannst du einer RSV-Infektion bei deinem Säugling vorbeugen
Die Einhaltung bestimmter Hygieneregeln kann nachweislich das Ansteckungsrisiko eines Neugeborenen deutlich senken:
- Häufiges gründliches Händewaschen
- Niesen und Husten in Ellenbeuge statt in die Hände
- Regelmäßige Desinfektion von Spielzeug und anderer gemeinsam genutzter Gegenstände
- Eltern, Geschwisterkinder und andere enge Kontaktpersonen sollten soweit möglich in der RSV-Saison Umgebungen mit vielen Kleinkindern meiden.
Falls du dein Baby stillst, bietet das ebenfalls einen gewissen Schutz: Stillkinder sind nämlich seltener von Atemwegserkrankungen betroffen.