Mehr als Sonnencreme: Der richtige Sonnenschutz für Baby und Kleinkind

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Sonnenschutz: Baby sitzt mit UV-Kleidung am Wasser
Kleidung & Creme: der richtige Sonnenschutz für Babys
© Unsplash/ Buntes Licht

Sonne tut gut und ist vor allem für Kinder wichtig, damit der Körper Vitamin D zum Aufbau gesunder Knochen, Muskeln und Zähne bilden kann. Ein Zuviel an UV-Strahlung kann jedoch Sonnenbrand und gefährliche Hautschäden verursachen. Was ist also das richtige Maß an Sonne für die Kleinen? Und wie schütze ich Kinderhaut am besten vor einem Sonnenbrand?

Warum ist Sonne für Kinder gefährlich?

Die Haut von Kindern ist deutlich empfindlicher als die Erwachsener. In den ersten Lebensjahren ist der Eigenschutz der Haut gegen die UV-Strahlung noch nicht vollständig ausgebildet. Wichtig ist daher, in jeder Jahreszeit auf ausreichenden Sonnenschutz zu achten und Sonnenbrand unbedingt zu vermeiden. Der ist für dein Kind nicht nur unangenehmen oder schmerzhaft, langfristig können sich dadurch Hautschäden entwickeln und das Risiko für Hautkrebs erhöht sich.

„Die Anzahl der Neuerkrankungen mit Hautkrebs in seinen unterschiedlichen Formen nimmt seit Jahren kontinuierlich zu”, erklärt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen (BVDD). Besonders für Kinder, die sich ungeschützt lange Zeit in der Sonne aufhalten, sei das Risiko hoch. „Die Aufklärung über notwendige UV-Schutzmaßnahmen mit Textilien und Sonnenschutzcremes ist daher wichtig“.

Welche Strahlen sind gefährlich?

Die Sonne schickt ein ganzes Bündel verschiedener Strahlen auf die Erde: Gut die Hälfte dieser Strahlen kommt hier als sichtbares Licht an. Über 40% sind Wärmestrahlen. Die ultraviolette Strahlung ist für das menschliche Auge nicht sichtbar, sie ist aber besonders energiereich und wird im Zusammenhang mit ihrer Wellenlänge in drei Gruppen unterschieden. Je kurzwelliger die Strahlung ist, desto stärker ist ihre gefährliche Wirkung. Glücklicherweise wird der größte Teil der UV-Strahlung durch die Erdatmosphäre zurückgehalten.

  • UV-A-Strahlen
    [320 – 400 nm Wellenlänge]
    Sie dringen tief in die Haut ein und erreichen die Basalzellschicht, die für die Neubildung von Hautzellen zuständig ist.
    Zu viel UVA greift die Zellmembrane an, und es kann zu vorzeitiger Hautalterung, Faltenbildung und Sonnenflecken kommen. UVA bewirkt auch die Bräune.
  • UV-B-Strahlen
    [280 – 320 nm Wellenlänge]
    Sie verursachen die sofort sichtbare Hautschädigung, den Sonnenbrand. Außerdem regen sie die Bildung der schützenden Lichtschwiele an.
    Hoch dosierte UVB-Strahlung erhöht das Hautkrebsrisiko und schwächt das Immunsystem.
  • UV-C-Strahlen
    [100 – 280 nm Wellenlänge]
    Wird durch die Ozonschicht praktisch vollständig absorbiert.

Der richtige Sonnenschutz für Babys: Infos & Tipps

Um dein Kind von Anfang an richtig zu schützen, sollte für Babys der Aufenthalt in der direkten Sonne im ersten Lebensjahr absolut tabu sein. Sie sollten sich nur im Schatten aufhalten. Schon wenige Minuten in der Sonne reichen aus, um der sensiblen Babyhaut ernsthaften Schaden zuzufügen. Vor allem weil Dermatologen empfehlen, Säuglinge nicht mit Sonnenschutzmittel einzucremen.

Zudem können Babys ihre Körpertemperatur noch nicht gut selbst regulieren, indem sie Wärme über die Haut abgeben. In der direkten Sonne würde schnell eine Überhitzung drohen.

Warum keine Sonnencreme für Babys verwenden?

Die Haut ist in den ersten Lebensmonaten sehr dünn und besonders empfindlich, Sonnencreme würde die sensible Babyhaut unnötig belasten. Es ist nicht ausreichend untersucht ist, wie (vor allem) chemische UV-Filter auf die Haut wirken. es wird befürchtet, dass aufgrund der noch unausgereiften Hautbarriere potenziell gefährliche Inhaltsstoffe leichter in den Körper geraten können. Die Anwendung einer Sonnencreme für Babys sollte deshalb erst nach dem vollendeten ersten Lebensjahr erfolgen.

Welche Sonnencreme für Babys & Kleinkinder?

Im Handel sind Sonnencremes für Kinder mit chemischen und mineralischen UV-Filtern erhältlich. Für Kleinkinder wird von Mitteln mit chemischen Filtern abgeraten. Es ist noch nicht hinlänglich erforscht, wie diese auf die empfindliche Kinderhaut wirken.

Dabei stehen vor allem die UV-Filter Homosalat und Octocrylen in der Kritik.

  • Homosalat soll Nieren, Leber und Schilddrüse schädigen können.
  • Octocrylen bildet als Zerfallsprodukt krebserregendes Benzophenon. darum solltest du Sonnencreme nie zu lange aufheben.

Gute Sonnencreme für Kinder sollte außerdem keine Nano-Partikel enthalten. Diese sind zum Beispiel mit „Zinx Oxide (Nano)“ auf der Verpackung gekennzeichnet. Auch sollte der Sonnenschutz frei von Parfüm-, Duft -, Konservierungs- und Farbstoffen sein und keinen Alkohol enthalten. Das kann die Babyhaut unnötig reizen.

: gute Sonnencreme für Kinder?

Ökotest hat im Juni 2022 Sonnencremes für Babys und Kinder getestet. Von den 21 getesteten Sonnencremes erhielten neun Produkte die Note „sehr gut“. Hier liest du die ausführlichen Testergebnisse.

Sind alle chemische UV-Filter für Kinder ungeeignet?

Sonnencremes für Babys und Kleinkinder mit chemischen UV-Filtern sind besser als ihr Ruf. Gute chemische Filter ziehen nämlich nicht in die Haut ein. Und sie schützen sogar besser vor UV-Strahlung als mineralische.

Entscheidend ist, dass chemische UV-Filter photostabil sind. Das bedeutet, die chemischen Verbindungen dürfen bei Sonneneinstrahlung nicht zerfallen und sich radikalisieren.

Diese Liste enthält alle verträglichen chemischen UV-Filter:

Hier kannst du die Liste ausklappen.

Wie wirken mineralische Sonnencremes?

Mineralische UV-Filter sind zum Beispiel Titaniumdioxid oder Zinkoxid (Titanium Dioxide, Zinc Oxide). Sie gelten als sehr gut verträglich und lösen keine allergische Reaktionen aus. Mineralische Sonnencremes hinterlassen oft eine weiße Schicht auf der Haut. Die blockiert das Sonnenlicht und schützt damit die Haus. Doch Kinder finden das auf der Haut oft unangenehm. Um die Texturen leichter zu machen, verwenden hersteller daher oft Nano-Partikel. Doch diese könne auch in die Haut eindringen und sind potenziell bedenklich. Noch ist das aber nicht abschließend wissenschaftlich geklärt.

Übrigens darf zertifizierte Naturkosmetik nur mineralische UV-Filter enthalten.

Wo und wann ist Sonnenschutz für Babys und Kinder besonders wichtig?

Ein wirksamer Sonnenschutz ist für Kinder – und generell in jedem Lebensalter – unverzichtbar. Wie stark die UV-Strahlung ist, lässt sich anhand des UV-Index erkennen, der in nahezu jeder Wetter-App integriert ist.

Schon bei UV-Index 3 ist ein ausreichender Schutz der Haut erforderlich.

  • In unseren Breitengraden ist die UV-Strahlung in der Regel von Mai bis August am höchsten.
  • Besonders intensiv sind die ultravioletten Strahlen zwischen 11 und 15 Uhr.
  • Achtung: Auch an bewölkten Tagen ist Sonnenschutz notwendig. Leichte Bewölkung kann die UV-Strahlung sogar noch verstärken.
  • Je höher ein Ort liegt, desto stärker die UV-Strahlung. In den Bergen besteht deshalb erhöhte Sonnenbrandgefahr.
  • Heller Sand und Wasser reflektieren die Strahlen. Selbst einen halben Meter unter der Wasseroberfläche beträgt die UV-Strahlung noch 40 Prozent. Im Schwimmbad, am Strand und See muss man also besonders vorsichtig sein.

Vermeiden, bekleiden, eincremen: So schützt du dein Kind vor gefährlicher UV-Strahlung

Das Bundesamt für Strahlenschutz bringt seine Sonnenschutz-Empfehlungen mit einer einfachen Formel – genau in der unten genannten Reihenfolge – auf den Punkt:

#1 Sonne vermeiden = die wirksamste Maßnahme

  • Mit Babys in den ersten 12 Monaten grundsätzlich nicht in die Sonne gehen.
  • In der strahlenintensiven Mittagszeit – von 11 bis 15 Uhr – sollten sich auch Kleinkinder drinnen oder allenfalls nur im Schatten aufhalten.

Schatten ist nicht gleich Schatten: Sonnenschirm und Markise halten die UV-Strahlung je nach Material nur zu 10 bis 30 Prozent ab. Zudem kann es darunter bedenklich heiß werden, für Kinder besteht dann die Gefahr der Überhitzung. Die besten Schattenspender sind sehr dicht belaubte Bäume und Häuser.

#2 Sonnengerechte Bekleidung für Baby und Kleinkind

  • Nie ohne Kopfbedeckung: Gesicht, Nacken und Ohren sind besonders empfindlich. Den Kleinen deshalb immer Sonnenhut oder Schirmkappe mit Nackenschutz aufsetzen.
  • Je mehr Haut bedeckt ist, desto besser: Ideal sind langärmelige Shirts oder Kleidchen und lange Hosen, die weit geschnitten und aus luftigen, sonnendichten Materialien hergestellt sind.
  • Im Handel gibt es Kleidung mit speziellem UV-Schutz. Achte beim Kauf darauf, dass diese dem UV-Standard 801 entspricht. Der UV-Schutzfaktor (UPF) gibt zudem an, in welchem Maß sich die Eigenschutzzeit der Haut verlängert. Bei UPF30 erhöht sie sich um das 30-fache, also von z.B. 10 Minuten auf 300 Minuten bzw. fünf Stunden.
  • Auch beim Planschen im Wasser sind Brust, Schultern und Rücken mit einem Hemdchen zu bedecken. Aufgrund der Strahlenreflektion der Wasseroberfläche ist ein Shirt mit UV-Schutz sinnvoll.
  • Die kleinen Füßchen sind ebenfalls zu schützen – am besten mit atmungsaktiven Schuhen oder Sandalen, die Fußrücken und Ferse bedecken.

#3 Gut eincremen

Die folgenden Empfehlungen gelten erst für Kinder ab dem 2. Lebensjahr – Experten raten, Babys in den ersten 12 Monaten nicht einzucremen!

  • Alle Körperstellen, die nicht mit Textilien bedeckt sind, sorgfältig mit einem Sonnenschutzmittel eincremen. Am besten bereits eine halbe Stunde, bevor es nach draußen geht.
  • Gehe mit Sonnencreme nicht zu sparsam um, sonst wirkt der Lichtschutzfaktor nicht. Empfohlen sind 2 Milligramm Gramm pro Quadratzentimeter Haut – das entspricht beim Kleinkind ca. einem gehäuften Teelöffel fürs Gesicht bzw. fünf gut gehäuften Teelöffeln Sonnencreme für den gesamten Körper.
  • Sonnenschutz mindestens alle zwei Stunden auffrischen bzw. nach jedem Aufenthalt im Wasser. Selbst wasserfeste Sonnencreme verliert beim Schwitzen und Baden ihren UV-Schutz.
  • Regelmäßiges Eincremen muss auch bei bewölktem Himmel sein – und im Auto. UV-Strahlen dringen auch durch Fensterglas.
  • Verwende ausschließlich spezielle Sonnenschutzmittel für Kinder mit mindestens Lichtschutzfaktor 30. Beim Aufenthalt am Wasser und in den Bergen ist LSF 50 oder 50+ angezeigt.

Bei Sonne auch die Augen schützen

Die Augen reagieren ebenfalls sensibel auf helles Sonnenlicht und UV-Strahlung. In den Bergen oder am Wasser sollten sie immer mit einer Kopfbedeckung mit breitem Schirm oder einer Sonnenbrille mit UV-Filter geschützt werden. Da die Brille beim Kind bequem sitzen muss, ist hier der Optiker vor Ort die beste Anlaufstelle.

So lässt sich dem Vitamin-D-Mangel beim Kind vorbeugen

Trotz Rundum-Sonnenschutz müssen Eltern nicht befürchten, dass zu wenig Vitamin D gebildet wird. Babys sind über die Vitamin-D-Tabletten ausreichend versorgt. Für Kleinkinder genügt es, wenn Gesicht, Hände und Arme mehrmals pro Woche für einige Minuten der Sonne ausgesetzt sind. Dafür reicht bereits der Weg zu Krippe und Kindergarten oder kurzes Spielen im Halbschatten.

Quellen