Stillpositionen: So kannst du dein Baby richtig anlegen

Die richtigen Stillpositionen kann das Stillen erheblich erleichtern
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Es gibt so viele verschiedene Haltungen – wie soll man da den Überblick behalten? Wir haben dir die sieben bewährtesten Stillpositionen unter Müttern herausgesucht.

Im Video zeigen wir dir außerdem Anleitungen für drei beliebte Haltungen zum Stillen: Football-Position, Wiegenhaltung und Stillen im Liegen.

geprüft von Sandra Schneider, Hebamme

Die richtigen Stillpositionen

Die richtige Stillhaltung kann dir (und deinem Baby) das Stillen um einiges erleichtern. Angenehme Stillpositionen und ein korrektes Anlegen erlauben es deinem Baby, deine Muttermilch effektiver zu trinken.

Und auch für dich bringen angenehme Stillhaltungen Vorteile mit sich. „In der richtigen Stillposition ist die Mama entspannt und auch das Baby liegt bequem. Das ist wichtig, damit bei der Mama die Milchhormone gut arbeiten und das Baby gut saugen kann. Und in der richtigen Position wird das Risiko verringert, dass die Brustwarzen wund werden und das Stillen schmerzt.“, erklärt Hebamme Sandra Schneider, 1. Vorsitzende des Vereines HebaVaria g.e.V. und Teil unseres Experten-Teams.

So findest du dir richtige Stillhaltung

Die richtige Stillposition für dich und dein Kind wirst du vor allem durch Ausprobieren herausfinden. Versuche doch mal eine der Haltungen, die in diesem Artikel vorgestellt werden und schau, ob eine der Positionen bequem für euch beide ist. Wie bei so vielen anderen Dingen gilt auch hier: Vertraue auf deine Intuition!

„Welche Position ihr zum Stillen am liebsten wählt, kann von Zeit zu Zeit unterschiedlich sein. Zu Beginn der Stillbeziehung mögen viele Mütter den Rückengriff gerne, mit dem sie Brust und Baby gut im Griff haben“, sagt Schneider.

Ihr Tipp: Frühzeitig ausprobieren in der Seitenlage zu stillen. Das sei vor allem nachts sehr bequem, Mutter und Kind können dann entspannt wieder ein- und weiterschlafen.

#1 Stillen im Sitzen: Stillposition „Wiegenhaltung“

Stillpositionen - Wiege

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So funktioniert die Wiegenhaltung

Die Wiegenhaltung ist eine der klassischen Stillpositionen – so stellt man sich eine stillende Frau vor – ausklappen für mehr Infos.

Für wen eignet sich die Wiegenhaltung?

Die Wiegenhaltung ist eine sehr beliebte Stillhaltung – sie eignet sich aber nur bedingt bereits für Neugeborene. Denn kleine Babys brauchen bessere Unterstützung – vor allem im Kopfbereich. Bei anderen Stillpositionen aus dieser Liste ist dein Baby besser gestützt.

Bei dieser Stillposition solltest du auch darauf achten, dass dein Kind nicht zu hoch liegt – sonst muss es seinen Kopf verkrampfen, um richtig saugen zu können.

#2 Stillen im Sitzen: Stillposition „Kreuzhaltung“

Stillpositionen - Kreuzhaltung

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So funktioniert die Kreuzhaltung

Diese Position ähnelt der Wiegehaltung – für mehr Infos ausklappen.

Für wen eignet sich die Kreuzhaltung?

Im Gegensatz zur normalen Wiegenhaltung eignet sich diese Haltung immer gut für Neugeborene. Da du in dieser Stillposition auch eine freie Hand hast, kannst du deine Brust formen oder den Kopf deines Kindes sanft zur Brustwarze führen. Deswegen profitieren auch kleine Babys oder Babys, die Probleme beim Ansaugen haben, von solchen Stillpositionen.

#3 Stillen im Sitzen: Stillposition „Football-Haltung“

Stillpositionen Football

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So funktioniert die Football-Haltung

In der Football-Haltung – oder auch Rückengriff – liegt dein Baby nicht wie üblich vor deinem Bauch, sondern sein Körper geht seitlich an dir vorbei – für mehr Infos ausklappen.

Für wen eignet sich die Football-Haltung?

Die Football-Haltung ist eine optimale Stillposition für die Zeit nach der Geburt – denn dein Baby wird hier gut gestützt, kann seinen Kopf gut bewegen und du kannst sein Gesicht sehen. Es ist eine der Stillpositionen, bei denen du ganz leicht dein Baby richtig anlegen kannst.

: Hebammen-Tipp
Football-Griff bei Milchstau

Schneider erklärt: „Falls die Brust mal einen kleinen Milchstau hat oder ein Bereich in der Brust immer voller wird als andere ist es gut, den Football-Griff zu kennen. Denn immer da, wo dein Baby sein Kinn hat, wird die Brust am effektivsten geleert.“

Die Football-Haltung eignet sich sehr gut für Mamas mit großen Brüsten und Zwillings-Mamas. In der Position kannst du nämlich nicht nur ein hungriges Baby stillen. Wenn du einen Kaiserschnitt hattest, kann es dir auch nicht passieren, dass die Babyfüße versehentlich gehen deine verheilende Narbe kommen.

#4 Stillen im Sitzen in aufrechten Stillpositionen

So funktioniert diese Stillposition:

Oft wird diese Haltung auch Hoppe-Reiter-Sitz genannt. Und, wie der Name schon sagt, sitzt dein Baby hier auf deinem Oberschenkel oder deiner Hüfte. Mit deinen Händen stützt du dann seinen Kopf und seinen Rücken.

Für wen eignen sich solche Stillpositionen?

Die Position eignet sich eher für Babys, die weniger Stütz-Hilfe brauchen – Neugeborene musst du in dieser Stillposition sehr gut schützen. Vor allem Babys mit Reflux oder Ohrenentzündungen finden diese Haltung meistens angenehmer.

#5 Stillen im Liegen: Stillposition „Seitenlage“

Stillpositionen - im Liegen Stillen

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So funktioniert die Seitenlage

Diese Stillhaltung ist recht einfach zu erklären – für mehr Infos ausklappen. 

Für wen eignet sich die Seitenlage?

Stillpositionen, bei denen du liegst, eignen sich besonders gut, wenn du einen Kaiserschnitt hattest oder eine Geburtsverletzung genäht werden musste. So belastest du das Gewebe nicht zusätzlich. Auch nachts ist das Stillen im Liegen meistens angenehmer.

#6 Stillen im Liegen in der zurückgelehnten Haltung

Die meisten Mütter benutzen irgendwann intuitiv diese Stillposition. Wenn du dein Kind auf deinen Bauchlegst, dann wird es instinktiv den Weg zu deiner Brust finden – dieses Phänomen nennt sich auch „Breast Crawl“ oder „self attachment“.

: kurz erklärt

So funktioniert diese Stillposition:

Wenn du dein Baby im Liegen stillen willst, dann kannst du dich einfach in deinem Bett oder auf dem Sofa zurücklehnen. Du kannst Stillkissen und Decken verwenden, damit du nicht ganz flach liegen musst.

Dann nimmst du dein Baby in die Wiegehaltung. Eine andere Version dieser Stillposition ist es, dein Baby bäuchlings auf deinen Bauch zu legen.

Für wen eignen sich solche Stillpositionen?

Wenn dein Baby sich oft an deiner Milch verschluckt, kann diese Position Abhilfe schaffen. Die Haltung eignet sich also gut für Mütter mit einem stark ausgeprägten Milchspendereflex.

Da dein Baby auf dir liegt, könnt ihr beide auch die Nähe und den Körperkontakt genießen – besonders in der Zeit nach der Geburt können solche Stillpositionen die Mutter-Kind-Bindung stärken.

 

#7 Stillen mal anders im Vierfüßler-Stand


So funktioniert diese Stillposition:

Und jetzt noch eine Stillposition, die du vielleicht noch nicht kanntest. Der Vierfüßler-Stand. Dabei kniest du auf allen Vieren über deinem Baby. Klar, irgendwie erinnert das an eine Milchkuh…und sonderlich bequem ist das wahrscheinlich auch nicht, aber es gibt gute Gründe, wieso du dir diese Position trotzdem merken solltest.

Für wen eignet sich diese Position?

Solche ungewöhnlichen Stillpositionen sind meistens beliebt, weil sie gegen Stillprobleme wirken. Bei dieser Position wird kaum Druck auf deine Brust ausgewirkt – das ist angenehm, wenn du Mastitis oder einen Milchstau hast. In dieser Position leert dein Baby dann auch die Stellen deiner Brust, an denen sich der Milchstau gebildet hat.

Auch ist sie geeignet, wenn die Milch allgemein schlecht fließt oder wenig Milch da ist.

Stillpositionen: Nice to know

  • Stillhaltungen wählen und wechseln: Nimm die Haltung ein, die du besonders bequem findest, wechsle aber regelmäßig zwischen zwei bis drei verschiedenen Stillpositionen, damit deine Brust an allen Stellen geleert wird. So vermeidest du auch wunde Brustwarzen und Brustentzündungen.
  • Die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS) betont auch, dass es bei jeder Stillposition wichtig ist, „dass das Baby zur Brust geführt wird oder sich selbstständig zur Brust bewegt – und nicht die Brust zum Baby.“ So wird Zug auf die Brustwarze verhindert, wenn man sich wieder zurücklehnt. Dieser kann Reibung und so wunde Brustwarzen verursachen.
  • Stillzubehör wie zum Beispiel Stillkissen, Nackenkissen und zusätzliche Decken kann jede Stillposition etwas bequemer für dich machen – probiere einfach, was sich für dich und dein Baby am besten anfühlt.

Richtig Stillen: So kannst du dein Baby richtig anlegen

Ganz unabhängig von den Stillpositionen, ist . Dabei kommt es darauf an, dass das Baby genug Brustgewebe in den Mund nimmt und nicht nur an der Brustwarze saugt. Das führt dann nämlich zu wunden Brustwarzen.

Scheider betont: „Ich finde besonders wichtig den Müttern zu sagen, dass sie ihr Baby in dem Moment in dem es den Mund weit öffnet, mutig zur Brust führen sollen.“ Wenn sie zögern, etwa aus Angst vor Schmerz, dann ist das Baby vielleicht schon wieder dabei, den Mund zu schließen, wenn man es an die Brust führt und sie bekommen nicht ausreichend Brustgewebe zu fassen.

Im nachfolgendem Video zeigt sie dir noch einmal, wie du dein Baby richtig anlegen kannst:

Mit diesen Hinweisen kannst du dein Baby richtig anlegen:

  1. Lege dein Baby bequem in die richtige Stillposition
    Wichtig dabei ist, dass sein Mund deine Brust gut erreichen kann. Wenn dein Baby den Kopf verdrehen muss, wird das Stillen für das Kind schnell unangenehm. Das Baby wird nun den Mund öffnen, hilf gegebenenfalls nach, indem du es an der Wange kitzelst, dies löst einen Reflex aus und das Baby öffnet den Mund.
  2. Lege dein Baby erst dann an die Brust an, wenn es den Mund weit genug öffnet
    Nur so wird es die Brustwarze fast komplett im Mund verschwinden lassen können. Gerade am Anfang der Stillzeit muss dein Baby dies erst lernen. Vorstellungen vom „vornehm an der Spitze der Brustwarze nuckelnden“ Säuglingen sollte man vergessen, so werden die Brustwarzen nur wund. Der Mund des Kindes sollte die Brustwarze weitgehend umschließen, nur so kann es richtig saugen.
  3. In manchen Stillpositionen drückt das Baby die Nase an die Brust.
    Hier versichert auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), dass du da keine Sorge haben musst. Dein Baby kommt auch hier genug Luft oder hören selbstständig mit dem Nuckeln auf. Wenn du auf Nummer sichergehen willst, kannst du die Stillposition verändern, indem du „den Po näher an [dich heranrückst]. Damit entfernt sich der Kopf leicht von der Brust.“ Das Baby sollte immer ganz nah am Körper der Mutter liegen, damit es gut Luft bekommt beim Saugen.
  4. Lasse dein Baby zwischendurch aufstoßen.
    Lege es dir dazu an die Schulter und streichle sanft seinen Rücken oder klopfe dabei leicht auf den Rücken. Da öfter ein wenig Milch beim Aufstoßen mitkommt, ist es ratsam, ein Lätzchen auf die Schulter zu legen und auch Möbel auf eine solche Art vor Milchflecken zu schützen.

Die Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen (AFS) weist außerdem darauf hin, dass „eine professionelle Anleitung zum richtigen Anlegen des Kindes durch Hebamme, Krankenschwester oder Stillberaterin helfen [kann], um Probleme beim Stillen zu vermeiden.“

Quellen