Wie viel kann mein Baby verstehen?

Baby liegt in seinem Bettchen und lächelt
©Twenty20/Darby S

Neugeborene sind wie Besucher aus einem anderen Land. Sie sprechen unsere Sprache nicht und können nicht verstehen was wir sagen. Aus Erfahrung während der Zeit im Bauch, lauschen Babys auf die Stimmen der Eltern. Nach der Geburt beginnen sie aus der Melodie der Wörter und Sätze die Bedeutung herauszufinden. Außerdem setzen sie ihre Beobachtungsgabe ein, um komplizierte Dinge wie Zeit, Ursache und Wirkung und die emotionalen Dinge wie Liebe und Vertrauen zu lernen.

Astrid Lindgren in ihrer Rede zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 1978:

„Ob ein Kind zu einem warmherzigen, offenen und vertrauensvollen Menschen mit Sinn für das Gemeinwohl heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen Menschen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist, je nachdem, ob sie ihm zeigen, was Liebe ist oder aber dies nicht tun.

‚Überall lernt man nur von dem, den man liebt‘, hat Goethe einmal gesagt, und dann muss es wohl wahr sein.
Ein Kind, das von seinen Eltern liebevoll behandelt wird und das seine Eltern liebt, gewinnt dadurch ein liebevolles Verhältnis zu seiner Umwelt und bewahrt diese Grundeinstellung sein Leben lang.“

Wann beginnt ein Kind seine Welt zu verstehen?

Es handelt sich hier um einen langen Lernprozess: Zu Beginn versteht Dein Kind die Bedeutung der Wörter die Du benutzt nicht, aber es erkennt Deine Emotionen wie z.B. Liebe, Sorge und Ärger. Wenn es dann etwa vier Monate alt ist, erkennt es seinen eigenen Namen. Mit acht bis zwölf Monaten wird es einfache Anweisungen wie „Nein“ und „Nicht anfassen“ verstehen. Nach 27 Monaten ist Dein Baby in der Lage zweiteilige Anweisungen zu verstehen wie z.B. „Geh in die Küche und hol deine Schuhe“. Mit drei Jahren hat es ein Vokabular von mehreren hundert Wörtern und versteht komplizierte Vorgänge wie Einkaufen und Sauber machen.

Wie entwickelt sich das „Verstehen“?

Neugeborene bis 1 Monat:

Wann immer Dein Baby wach ist, nimmt es Informationen über die Welt in der es sich befindet auf und benutzt dabei seine Sinne um herauszufinden, was um es herum passiert. Es hat nicht die Informationen die Erwachsene oder ältere Kinder haben, um den Geschehnissen Sinn zu geben aber viele Experten meinen, dass Babys viel mehr verstehen als die meisten Eltern denken. Babys sind emotional auf die Menschen eingestimmt, die es umgeben. Sie brauchen diese Fähigkeit zum Überleben und sind in der Lage, an Deiner Betonung, Deiner Mimik, Deiner Atmung, Deiner Haut und dem Funkeln Deiner Augen zu verstehen, was Du fühlst oder denkst. Dein Baby leitet seine Version der Realität aus Deinen Antworten ab: Es erkennt dass es wertgeschätzt wird, weil Du es aufnimmst wenn es weint, es liebevoll ansiehst und ihm Nahrung gibst wenn es hungrig ist.

2 bis 3 Monate:

Dein Baby saugt alles in sich auf, was in seiner Umwelt geschieht. Seine liebste Tätigkeit ist es, zuzusehen was um es herum geschieht und es versteht nun dass Du Dich kümmerst, es fütterst und mit ihm spielst wenn es dies braucht. Sein erstes bewusstes Lächeln erscheint in dieser Zeit auf seinem Gesicht und bringt Dir Freude. Es erkennt, dass dies ein Weg ist um Dir mitzuteilen, dass es zufrieden ist. Mit drei Monaten fügt er seinem Lächeln noch ein paar gurgelnde Laute hinzu, womit es eine primitive Konversation mit Dir beginnt.

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4 bis 7 Monate:

Dein Baby kennt nun seinen Namen und versteht, dass Du es rufst wenn Du ihn aussprichst. Es antwortet, indem es sich zu Dir hinwendet. Es ist jetzt auch noch mehr auf Deine Stimme eingestimmt. Wenn Du freundlich sprichst reagiert es fröhlich und wenn Du es streng ansprichst wird es möglicherweise weinen. Es unterscheidet fremde von bekannten Gesichtern und fängt vielleicht an zu weinen, wenn es von jemandem auf den Arm genommen wird den es nicht (er)kennt.

8 bis 12 Monate:

Dein Baby beginnt einfache Aufforderungen zu verstehen. Sagst Du z.B. Nein, wenn es an die Steckdosen fassen will, hält es inne und sieht Dich an. Es testet auch Deine Reaktion auf sein Verhalten: Es wirft z.B. Essen auf den Boden nur um Deine Reaktion zu sehen und speichert diese in seinem Gedächtnis. Später testet es das Gleiche vielleicht mit Wasser, um zu sehen ob Du genauso reagierst.

12 bis 18 Monate

Mit 18 Monaten kann Dein Kind etwa 50 Wörter verstehen und benutzen. Es kann außerdem Anweisungen folgen, auch wenn diese zwei verschiedene Aktionen verlangen, z.B. „Heb die Bauklötze auf und leg sie in die Kiste.“

19 bis 23 Monate

Dein Kind beginnt zu verstehen, dass seine Wünsche nicht unbedingt mit Deinen übereinstimmen. Es wird versuchen, sich durchzusetzen: Es verschränkt z.B. resolut die Arme wenn Du es an die Hand nehmen willst.

Es fängt auch an, einfache Konzepte zu begreifen wie z.B. Raum und Dimension: Es kann vielleicht ein einfaches Puzzle zusammensetzen und kennt den Unterschied zwischen Dreiecken und Vierecken und kann die geometrischen Formen in einem Steckkasten richtig einwerfen.

Es erkennt auch Ursache und Wirkung: Es weiß, dass, wenn es die Dose mit dem Clown öffnet, dieser herausgesprungen kommt.

24 bis 36 Monate

Inzwischen hat Dein Kind ein gutes Sprachverständnis entwickelt. Experten sagen, dass die meisten Zweijährigen ungefähr 150 Wörter verstehen und täglich ca. 10 neue Wörter hinzulernen. Wenn der Neuerwerb von Sprache Deinem Kind schon zur zweiten Natur geworden ist, kann es seine Aufmerksamkeit auf andere, komplizierte Konzepte lenken, welche die Gefühle einschließen.

Zwischen zwei und drei Jahren wird Dein Kind die Grundpfeiler von Freundschaften verstehen: Liebe und Vertrauen! Es weiß, dass Du und der Rest der Familie sich um es kümmern und auf seiner Seite stehen. Diese wichtigen Konzepte lernt es anhand der Art, wie Du die ersten Lebensjahre mit ihm umgegangen bist. Deine Zuwendung, Dein Eingehen auf seine Bedürfnisse und Deine Bemühungen um seine Sicherheit halfen ihm, ein grundsätzlich optimistisches und sicheres Kind zu werden.

Dein Kind fängt auch an, komplexere Dinge des Alltagslebens durch Beobachtung zu verstehen, dazu gehört Einkaufen, sauber machen etc..

Ebenso gewinnt es ein tieferes Verständnis dafür, wie es mit Anderen umgehen soll (ebenfalls dadurch, dass es Dich beobachtet). Der einfachste Weg, um zu erreichen, dass Dein Kind zu einem freundlichen und hilfsbereiten Menschen heran wächst, ist also, wenn Du mit Anderen und besonders Deinem Kind auf solche Weise umgehst.

Wie geht es weiter?

Die Anzahl der Wörter, die Dein Kind verstehen und sagen kann wird kontinuierlich und rapide zunehmen. Im Alter von sechs Jahren haben die meisten Kinder einen Wortschatz von 13.000 Wörtern. In den nächsten Jahren wird Dein Kind immer kompliziertere Ideen und Situationen und Dinge wie Richtig und Falsch unterscheiden können, erkennen was als nächstes passiert und einfache Mathematik verstehen.

Deine Aufgabe

Sprich und lies viel mit Deinem Kind, das wird ihm helfen, gute Kommunikationsfähigkeiten aufzubauen. Im Allgemeinen wird es die Bedeutung eines Wortes verstehen bevor es dieses aussprechen kann.

Wenn Du mit Deinem Kind spielst, wird ihm dies helfen, mehr darüber zu lernen wie die Welt funktioniert. Fordere es mit altersgerechtem Spielzeug und Spielen heraus, die seine geistige und körperliche Entwicklung unterstützen.

Gehe zärtlich mit Deinem Kind um und zeige ihm, wie sehr Du es liebst. Dies ist der beste Weg um ihm wichtige emotionale Fähigkeiten wie z.B. Einfühlungsvermögen zu vermitteln.

Auffälligkeiten in der Entwicklung

Wenn Dein Kind im Alter von drei Jahren Probleme zu haben scheint, die einfachsten Anweisungen und Vorschläge zu verstehen, sprich mit Deinem Kinderarzt! Sollte Dein Kind bei einfachen Aufforderungen ernsthaft überfordert wirken, ist ein Gespräch mit dem Kinderarzt ebenfalls ratsam.