Bei der Definition des Begriffs „windelfrei“ gibt es viele Missverständnisse. Dabei geht es generell nicht darum komplett auf Windeln zu verzichten. Es bedeutet einfach, dass das Baby eine Möglichkeit bekommt, das Geschäft außerhalb der Windel (ins Töpfchen oder Klo) zu machen. Windeln können trotzdem als Sicherheitsnetz genutzt werden.
Also: Wenn du willst, dass dein Baby windelfrei aufwächst, musst du bestimmte Signale deines Nachwuchses rechtzeitig erkennen können. Durch Geräusche und Mimik signalisiert dir dein Kind, wenn es aufs Klo muss.
Zu den Windelfrei-Signalen gehören:
Wenn Eltern nach der Geburt nicht auf diese Signale reagieren – weil sie keine windelfreie Erziehung gewählt haben – werden die Signale mit der Zeit weniger oder gar nicht mehr gesendet. Etwa zwischen dem dritten und fünften Lebensmonat nehmen die Signale langsam ab.
Windelfrei bedeutet aber nicht, dass die Eltern den ganzen Tag auf die Ausscheidungskommunikation ihrer Kinder achten und die Kinder ohne Windel unterwegs sind. Manche Paare lassen ihre Kinder zum Beispiel nur nachmittags windelfrei herumlaufen. In der Nacht bevorzugen viele Eltern es, wenn ihr Kind eine Windel trägt.
Mama Bettina hat eine solche „Teilzeit-Windelfrei“-Methode bei ihrem Kind probiert. Ihre Erfahrungen teilt sie in diesem Artikel:
Baby abhalten: Ab wann macht windelfrei Sinn?
Achte darauf, dass du die windelfreie Erziehung möglichst direkt ab der Geburt beginnst oder spätestens im dritten Monat einführst. Sonst wird es für dein Kind schwer, sich an den plötzlichen Wechsel zu gewöhnen und es wird vermutlich auch keine deutlichen Signale mehr äußern.
Trotzdem kannst du auch später damit beginnen, dein Kind windelfrei zu erziehen. Dann kann es aber öfter noch zu Unfällen kommen.
Wie bekomme ich mein Kind windelfrei?
Beim Abhalten geht es nicht darum das Kind möglichst schnell trocken zu bekommen. Vielmehr soll es das Bedürfnis aufs Klo zu gehen verstehen lernen. Es gibt außerdem nicht die eine Methode für die windelfreie Erziehung.
Windelfrei: Hilfsmittel und Techniken
Um dir die windelfreie Erziehung zu erleichtern, gibt es viele verschiedene Hilfsmittel und Methoden.
- Spezielle Töpfchen
Neben den gewohnten Töpfchen gibt es auch den sogenannten China-Topf. Er ist kleiner, hat einen breiten Rand und besitzt eine rundliche Form. Der Topf muss von dem Elternteil zwischen die Beine geklemmt werden. Das Baby wird sitzen oder liegend auf den Schoß genommen.
Besser eignet sich der China-Topf für Mädchen. Jungen sollten ein größeres Töpfchen benutzen.
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- Über der Toilette halten
Das Baby abhalten funktioniert auch bei einer regulären Toilette. Dafür musst du dich mit leicht geöffneten Beinen auf die Toilette setzen und dein Kind auf den Schoß nehmen. Oder aber du stehst und nimmst die Beine deines Babys fest in die Hände. Dein Sprössling lehnt sich daraufhin mit seinen Rücken gegen deinen Bauch und entleert sich.
- Schlüsselwörter
Sobald du dein Kind über das Töpfchen oder das Waschbecken hältst, kannst du auch ein bestimmtes Schlüsselwort verwenden – zum Beispiel ‚Pipi‘.
Auch ein imitiertes Pinkel-Geräusch eignet sich dafür. Der Sinn dahinter: Dein Kind soll lernen, seinen Drang so lang einzuhalten, bis es von dir das Schlüsselwort oder Geräusch hört.
- Praktische Kleidung
Viele Eltern, die ihr Baby abhalten wollen, verzichten auch auf Hosen und Einteiler für das Baby. So können sie schnell die Windel öffnen, wenn das Baby „Muss“. Damit dem Baby nicht kalt wird, werden so genannte Babylegs, eine Art Stulpen für die Beinchen, angezogen. Andere Eltern schwören auf Splitpants, die einen Schlitz im Schritt haben und so das Abhalten erleichtern.
Schwierig kann es werden, wenn ihr unterwegs seid. Daher empfiehlt es sich immer ein paar Notfallwindeln dabei zu haben.
Windelfrei nachts: Wie klappt’s?
Tagsüber lässt sich das Baby abhalten leichter gestalten als nachts. Daher ist es anfangs auch besser das Kind nur über den Tag hinweg windelfrei zu bekommen. Wenn es schläft, hat es nämlich keine wirkliche Kontrolle über seinen Stuhlgang und Blase.
Wenn du es aber trotzdem mal versuchen möchtest (erst wenn das Kind drei oder vier Jahre alt ist), gibt es folgende Dinge zu beachten:
- Nutze eine wasserdichte Matratzenauflage
- Lege einen Schlafanzug zum Wechseln neben dem Bett
- Hab zwei Bettbezüge zur Hand
Du wirst merken, dass du öfter aufstehen musst und es öfter zu „Unfällen“ kommen wird.
Wenn du merken solltest, dass es für dich und dein Kind zu anstrengend wird, ist es ratsam das nächtliche Abhalten nochmal zu einem anderen Zeitpunkt zu probieren.
Baby abhalten: Vor- und Nachteile
Es gibt einige Gründe, die für und gegen eine windelfreie Erziehung sprechen.
Windelfrei: Vorteile
1. Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung
Dadurch, dass Eltern ihre Kinder windelfrei erziehen und sehr auf die Signale ihrer Kleinen achten, findet eine intensive Kommunikation statt.
2. Weniger Hautprobleme
In einer vollen Windel sammeln sich Urin und Kot um den Po und Intimbereich des Kindes – meistens lange genug, um Hautirritationen oder Windeldermatitis auszulösen. Windelfreie Kinder können natürlich auch Ausschläge und Hautirritationen bekommen.
Weil die Ausschläge dann aber trocken und an der Luft sind, verbessert sich die Haut auch schneller.
3. Günstiger und umweltfreundlicher
Laut dem Umwelt Bundesamt werden in Deutschland täglich etwa zehn Millionen Windeln verwendet und weggeworfen. Bis dahin entsteht jede Menge Müll. Windelfreie Erziehung ist also umweltfreundlich – Eltern können so auch ein bisschen Geld sparen, das sie sonst in Windeln investiert hätten. Das gilt übrigens auch für das Wickeln mit Stoffwindeln.
4. Babys fühlen sich ohne Windel wohl
Wahrscheinlich ist dir selbst schon aufgefallen, wie gerne Babys ohne Windel herumstrampeln und krabbeln. Deswegen gilt die windelfreie Erziehung auch als natürlichste Methode der Sauberkeitserziehung.
Windelfrei: Nachteile
1. Rechtfertigen und Vorurteile
Da sich nicht jeder mit der Thematik auseinandergesetzt hat, kann es schnell zu Vorurteilen kommen. Das kann verunsichern und man muss sich häufig für seine Entscheidung rechtfertigen.
2. Geduldsprobe und Zeitintensiv
Wenn du dein Kind windelfrei trocken bekommen möchtest, musst du sehr viel Geduld und Zeit aufbringen. Gerade zu Beginn ist die Umstellung für viele Kinder schwer.
3. Häufiger waschen und putzen
Nicht immer wird es dein Säugling rechtzeitig auf die Toilette schaffen. Vor allem anfangs. Daher wird es ab und an zu „Unfällen“ kommen.
Wichtig ist auch hier, dass du deinem Sprössling sein Tempo lässt. Daher ist fürs Trocken werden auch viel Geduld gefragt.