Es ist süß, ich liebe es – aber wie funktioniert es?
So, oder so ähnlich, lassen sich meine Gedanken und Gefühle beschreiben, jedes Mal, dass ich eines meiner Kinder als Babys im Arm hielt. Klar, ich war sofort verliebt, sie waren mein Ein und Alles und natürlich ganz wahnsinnig süß, hübsch und wohlgeraten. Nur: Wo war eigentlich die Gebrauchsanweisung? Die wurde irgendwie nicht mitgeliefert! Und so stellte ich mich gefühlt (und wahrscheinlich auch tatsächlich) einfach nur ständig unglaublich unbeholfen an.
Ich werde nie vergessen, als wir nach der Geburt des ersten Kindes das Krankenhaus verließen, um heimzufahren, dabei alle paar Meter stehenbleiben mussten (kein Baby hat JEMALS mehr GESCHRIEN als mein Söhnchen) und sich irgendwo zwischen all diesen Glückshormonen klammheimlich noch ein anderes Gefühl einschlich. Beschreiben lässt es sich etwa so: „WAAAS? ICH SOLL JETZT FÜR DIESES BÜNDEL SORGEN? ECHT JETZT?! WIE ZUM TEUFEL GEHT DAS?“
Hilfe, ich glaube, ich tauge nicht zum Baby-Papa!
Was soll ich sagen? Es ging! Allerdings mehr schlecht als recht… Ich bin ein kleiner Perfektionist, der die Dinge ganz gerne im Griff hat. Tja, diese Hoffnung kann man mit einem Säugling getrost fahren lassen – und auch beim zweiten wird es nicht besser. Diese beiden kleinen Menschlein hatten die ersten Monate ihres Lebens definitiv MICH im Griff (okay, das haben sie zum Teil nach wie vor…).
Bei meinem Sohn war es die meiste Zeit so eine Art Trial-and-Error-Sache. Baby weinte und ich probierte mich durch einen Dschungel an Möglichkeiten, die irgendwie alle nicht wirklich der Weisheit letzter Schluss waren. Wenn er mal zufällig zu schreien aufhörte, dann war das mehr Zufall als väterliches Können. Manchmal hat er auch einfach nur kurz Luft geholt, um lautstark weitermachen zu können… Wenn er nicht gerade getrunken hat, hat er halt einfach geschrien. Irgendwann hab ich das achselzuckend zur Kenntnis genommen und ihn eben schreiend durch die Gegend geschleppt. Bis heute hat er übrigens kein Wort darüber verloren, was denn damals eigentlich das Problem war.
Wenn Babys schreien:
Töchterchen war da etwas pflegeleichter. Die hat zwar nicht permanent geschrien, verstanden habe ich sie aber trotzdem nicht, wenn sie da so durch die Gegend giggerte, grunzte und kreischte. Das hat dafür der große Bruder übernommen, à la „der Babyflüsterer“. Er hat ihr im Handumdrehen alle Wünsche von den Augen abgelesen, vermutlich sogar die, die sie gar nicht hatte. Aber naja, mir war das recht. Seit der Babyzeit mit meinem Schrei-Söhnchen war mein Credo: Stille wird nicht hinterfragt, sie wird demütig hingenommen!
Erste Schritte und erste Worte? Bitte mehr davon – viel, viel mehr!
Nach dem ersten Geburtstag ging es dann sprichwörtlich Schritt für Schritt und Wort für Wort. Einmal begonnen, konnte ich gar nicht genug davon kriegen. Herumlaufende und plaudernde Kleinkinder – welch ein Segen! Endlich konnten sie mir SAGEN, was sie wollen, brauchen, lieben und hassen. Wir konnten über die Dinge reden, sie diskutieren, zu gütlichen Lösungen kommen… Nun, das war natürlich nur ein Spaß!
Aber eines stimmt: Erstmalig hatte ich das Gefühl, dass ich den Entwicklungen nicht mehr nur hilflos ausgeliefert bin. Vielleicht war ich kein sehr talentierter „Babyflüsterer“, aber als „Kleinkindflüsterer“ konnte ich mich ganz sicher sehenlassen…
Retrospektiv kann man jedem Alter etwas abgewinnen
Rückblickend betrachtet war die Babyzeit mit meinen Sprösslingen (jaja, AUCH mit dem fordernden Schreibaby ;)) natürlich wunderbar. Aber wie das so ist, im Laufe der Zeit fängt man eben an, die Dinge ein bisschen zu verklären. Der Sprung in die Pubertät mit knallenden Türen, jugendlichen Tobsuchtsanfällen und Widerworten aus Prinzip führt einem halt vor Augen, dass es doch manchmal ganz nett war, als sie noch so süß, klein und wortkarg waren. So ist es eben, wie mit allem anderen auch: Jede Zeit hat ihren Charme! Das gilt auch für den Alltag mit Kindern.