Ein schwieriges Thema: Kinder und alternative Ernährungsformen

Mädchen trägt Schüssel mit Gemüse
Kinderernährung nur mit Obst und Gemüse – geht das wirklich ?
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Ernährung ist lange über den Status bloßer Nahrungsaufnahme hinaus, sie ist ein wichtiger Faktor im modernen Lifestyle und oft genug Ausdruck deiner persönlichen Überzeugungen. Mit der größer werdenden Vielfalt der Ernährungsformen scheint die Frage immer dringlicher zu werden, welche davon denn nun „die Richtige“ sei. Das ist schon unter Erwachsenen ein vieldiskutiertes und kontroverses Thema und wird es umso mehr, wenn es um die „richtige“ Ernährung deines Kindes geht.

Essgewohnheiten der Eltern prägen früh

Ein positiver Aspekt der Debatten um das Für und Wider verschiedenster alternativer und „herkömmlicher“ Ernährungsformen ist das allgemein steigende Bewusstsein für die Bedeutung von Ernährung. Das ist nicht gleichbedeutend damit, dass die praktische Umsetzung unbedingt diesem Bewusstsein folgt – immerhin müssen die Grundsätze einer bestimmten Ernährungsweise vor der alltäglichen Realität bestehen. Aber es ist ein Anfang und besonders erfreulich, wenn (angehende) Eltern um den Stellenwert von Lebensmitteln und deren Verzehr wissen.

Sind alternative Ernährungsformen wirklich kindgerecht?

Unter solchen Voraussetzungen sollte es dir also leichtfallen, dir stets deine Verantwortung für das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Entwicklung deines Kindes vor Augen zu halten, auch hinsichtlich der Ernährung. So sehr Vegetarismus, Low Carb, Paläo, Makrobiotismus oder andere Ernährungsformen eine bestimmte, ganz persönliche Denkweise, vielleicht sogar Weltanschauung wiederspiegeln, so sehr sind sie doch ein bestimmender Faktor für die Kindererziehung.

Für viele Eltern mag es außer Frage stehen, dass ihre Vorstellung einer richtigen Ernährungsweise auf ihre Kinder übertragen wird (wie viel du generell über die richtige Ernährung deines Kindes weißt, kannst in unserem Test überprüfen). Vielleicht gehörst du aber auch zu denjenigen, die sehr wohl fragen, ob sie damit die besonderen Bedürfnisse ihres Kindes voll erfüllen können. Ungeachtet dessen sind es aber zumeist die Ernährungswissenschaften selbst, die alternative Ernährungsformen dahingehend anzweifeln, dass sie für Kinder vollauf geeignet sind.

Vorbildfunktion in vielerlei Hinsicht

Das ist die Ausgangssituation für viele, anhaltende Kontroversen, die nicht immer mit einem eindeutigen Ergebnis abgeschlossen werden können. Letztendlich liegen die Verantwortung und die Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Ernährungsweise bei dir. Im Zweifelsfall kannst du dich außerdem immer noch an den zuständigen Kinderarzt oder Beratungsstellen wenden, um ganz sicher zu gehen. Unabhängig von der jeweiligen Ernährungsform musst du dir darüber klar sein, dass Dir ohnehin in Ernährungsfragen eine wichtige Vorbildfunktion zukommt.

Denn wie in vielen Dingen wird sich dein Kind auch beim Essen an deinem Verhalten orientieren, wird bestimmte Lebensmittel genauso bevorzugen wie du – wenigstens solange, bis die alterstypische Totalverweigerung gegenüber allem mutmaßlich Gesundem einsetzt –, dich bei Tisch nachahmen und so sein eigenes Essverhalten langsam entwickeln. Dein Einfluss beschränkt sich also nicht nur darauf, deinem Kind eine bestimmte Ernährungsform näherzubringen, die Erziehung im Bereich Ernährung geht viel weiter. Durch dein Vorbild

  • hilfst du deinem Kind dabei, die motorischen Fähigkeiten für das eigenständige Essen zu erlernen;
  • vermittelst du Tisch- und Essmanieren;
  • gibst du festgelegte Regeln vor und schaffst Essrituale.

Ganz zu schweigen davon, dass du dein Kind von klein an miteinbeziehen kannst (und solltest), wenn es darum geht, die Lebensmittel für das gemeinsame Essen auszusuchen und zuzubereiten. Auf diese Weise lernen Kinder schon früh, einen eigenverantwortlichen Umgang mit Nahrungsmitteln und der Ernährung im Allgemeinen. Das ist, wie schon gesagt, keine Garantie dafür, immer eine hundertprozentige Übereinstimmung in Essensangelegenheiten zu erreichen.

Mädchen will ihr Gemüse nicht essen

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Trotzreaktionen und der Versuch, den eigenen Willen durchzusetzen, müssen nicht zwingend in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Geschmack des Essens stehen – sie sind für gewöhnlich genauso als ein Austesten der Grenzen zu werten. Wenn statt Salat als „Belohnung“ für das Aufbegehren gegen deinen Speiseplan etwas Süßes steht, können diese Auseinandersetzungen auch einmal häufiger auftreten.

Deshalb ist es wichtig, ein möglichst reichhaltiges Angebot zur Verfügung zu stellen. So kann sich einerseits der Geschmack deines Kindes in ganz verschiedene Richtungen entwickeln, zum anderen hast du so eine Vielzahl an Alternativen in der Hinterhand, wenn Brokkoli plötzlich mal wieder gar nicht gehen sollte.

Alternativ und kindgerecht – geht das überhaupt?

Nicht auszuschließen also, dass dein Kind irgendwann ohnehin keine große Lust mehr verspürt, deiner eigenen Ernährungsweise zu folgen. Bis es soweit ist, stellt sich natürlich trotzdem die Frage, ob eine bestimmte Diät oder Ernährungsform geeignet ist, die besonderen Erfordernisse deines Kindes abzudecken. Für Kleinkinder ab einem Jahr beispielsweise empfiehlt das Dortmunder Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) eine optimierte Mischkost, abgekürzt OptimiX. Dahinter verbirgt sich eine vergleichsweise kurze Liste von Grundregeln, die du – eine Ernährung, die den Fleischverzehr einschließt, vorausgesetzt – befolgen solltest:

  • Regel 1:
    Kinder sollen ausreichend trinken, wofür sich in erster Linie Wasser oder andere Getränke eignen, die energiearm bzw. energiefrei sind. Das bedeutet, sie sind ungesüßt und enthalten gar keinen Zucker.
  • Regel 2:
    Reichlich darf bei pflanzlichen Lebensmitteln zugelangt werden, also bei Obst und Gemüse, Getreide und Getreideprodukten sowie Kartoffeln.
  • Regel 3:
    In Maßen erlaubt sind tierische Lebensmittel, von Fleisch und Wurstwaren über Fisch, Eiern bis hin zu Milch und Milchprodukten wie Käse, Quark und Joghurt.
  • Regel 4:
    Sparsam solltest Du mit fett- und zuckerhaltigen Lebensmitteln umgehen, das heißt Süßigkeiten oder „Snacks“ wie Chips und dergleichen sind eher die Ausnahme.

Grundlage der optimierten Mischkost ist das Verhältnis der ausgesuchten Lebensmittel. Unterschieden werden nach diesem Modell zunächst empfohlene Lebensmittel, die einen hohen Gehalt an Mikronährstoffen (das sind Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente) vorweisen können. Mit ihnen solltest du etwa 90 Prozent des Energie- und Nährstoffbedarfs deines Kindes abdecken. Die übrigen 10 Prozent darfst du mit den sogenannten „geduldeten Lebensmitteln“ ergänzen – Genussmittel und Süßigkeiten bleiben also erlaubt, allerdings nur in kleinen Dosen.

Kein großer Unterschied zu alternativen Ernährungsformen

Hinzu kommt, dass die Empfehlungen des FKE grundsätzlich nicht sonderlich weit entfernt liegen von den meisten alternativen Ernährungsformen. Im Gegenteil lassen sich einige Gemeinsamkeiten ausmachen:

  • Etwa, dass in den meisten alternativen Ernährungsformen vorwiegend auf pflanzliche Nahrungsmittel gesetzt wird.
  • Ähnlich ist auch die Haltung gegenüber zu stark verarbeiteten Lebensmitteln (Fertiggerichte wären ein gutes Beispiel, aber in der heutigen Lebensmittelindustrie längst nicht das einzige), auf die gänzlich verzichtet wird.
  • Selbst schonende Zubereitung ist zwar in den Grundregeln des FKE nicht ausdrücklich enthalten, allerdings ist nur so gewährleistet, dass die wichtigen Mikronährstoffe erhalten bleiben.

Darüber hinaus muss allerdings schon festgestellt werden, dass alternative Ernährungsmethoden häufig mit weltanschaulichen Aspekten verbunden sind. Die müssen gar nicht immer ethischer Natur sein, wie es zum Beispiel beim Fleischverzicht aus Respekt vor dem Leben der Tiere der Fall ist. Legitim ist genauso der Fokus auf den Menschen und dessen Gesundheit, wie es nun einmal bei einer Vielzahl der Ernährungsformen ist. In der Praxis sind die Grenzen ohnehin deutlich weniger klar gezogen als auf dem Papier und Überschneidungen absolut gängig – die Lebensmittelauswahl ist in den meisten Fällen nahezu identisch, ganz gleich, ob die Orientierung eher in Richtung Weltanschauung oder Gesundheit geht.

Dass das allgemeinhin und üblicherweise einhergeht mit einem stärkeren Bewusstsein für regionale und saisonale Lebensmittel, für eine ökologischere Landwirtschaft und Produktion ist in diesem Zusammenhang gewissermaßen ein Bonus. Wenn du dich nach diesen Maßstäben ernährst, lernt dein Kind von Anfang an den Wert nachhaltig produzierter Lebensmittel kennen – auch wenn es ihm vermutlich in erster Linie um den Geschmack und erst nachrangig um das Thema Gesundheit gehen dürfte.

Vorbild ja, aber mit Blick auf die kindlichen Bedürfnisse

Dennoch musst du beachten, dass deine Bedürfnisse bei der Ernährung nicht dieselben sind wie die deines Kindes. Damit sind nicht einmal so spezielle Situationen gemeint, in denen eine Ernährungsumstellung etwa dazu dient, dein Gewicht zu reduzieren. Was ja schon aus Disziplin-Gründen keine einfache Angelegenheit ist, noch dazu mit dem Alltag vereinbar sein sollte und gleichzeitig einen langen Katalog der Do’s und Dont’s beinhaltet, den es für einen dauerhaften Erfolg – wir sprechen hier ja nicht von einer Null-Diät inklusive fiesem Jojo-Effekt – zu beachten gilt.

Ganz allgemein gesprochen gehört zu jeder alternativen Ernährungsform eine bestimmte „Diät“ in dem Sinne, dass der Verzicht auf manche Lebensmittel eine ganz neue Zusammenstellung des Speiseplans erfordert, damit du die darin enthaltenen Nährstoffe trotzdem noch deinem Körper zuführen kannst. Durch Mangelerscheinungen wirst du schließlich nicht gesünder und darin liegt letzten Endes auch der hauptsächliche Kritikpunkt, wenn Kinder mit alternativen Kostformen großgezogen werden: Um das Nährstoffgleichgewicht im Körper aufrechtzuerhalten, ist eine wohlbedachte und sehr ausgewogene Ernährung unerlässlich.

Das kann selbst für Erwachsene auf lange Sicht eine echte Herausforderung werden, insbesondere dann, wenn vollständig auf tierische Produkte verzichtet wird. Bei Kindern wird diese Herausforderung noch dadurch größer, weil die Versorgung mit den richtigen Nährstoffen für ihre Entwicklung eine kritische Angelegenheit ist. Selbstverständlich sind Mangelerscheinungen auch für einen erwachsenen Menschen weder angenehm noch gesundheitsfördernd, aber für gewöhnlich können sie diesen vor dem Hintergrund einer vollentwickelten Physis begegnen.

verschiedenes Obstm gemüse und Getreide auf einer schwarzen Platte

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Dein Kind kann das nicht, erst recht nicht im Säuglings- und Kleinkindalter, wenn seine Entwicklung in großen Teilen noch vor ihm liegt. Auch im Grundschulalter und darüber hinaus ist es zwingend notwendig, bestimmte Mindestmengen wichtiger Nährstoffe einzuhalten, um diese Entwicklung nicht zu beeinträchtigen. Je nach Kostform besteht das Risiko unterschiedlicher Nährstoffdefizite, daher musst du genau berücksichtigen, auf welche Lebensmittel du bei der jeweiligen Ernährungsform verzichten musst.

  • Lakto-ovo-vegetarisch:
    Milch, Milchprodukte und Eier sind erlaubt, verzichtet wird hingegen auf Fleisch und Fisch. Fehlen kann es dadurch an (tierischen) Proteinen, Eisen, Zink und Vitamin B12, zusätzlich an Jod und Omega-3-Fettsäuren, die im Fisch enthalten sind.
  • Lakto-vegetarisch:
    Durch den Verzicht auf Eier vergrößert sich die Lücke bei den tierischen Proteinen noch mehr, dazu kommt ein möglicher Mangel der Vitamine D und A.
  • Vegan:
    Bekanntermaßen wird bei streng vegetarischer Ernährung auf jedwedes tierische Produkt verzichtet. Die Milch fälllt damit als letzter Lieferant tierischer Proteine weg, außerdem müssen die enthaltenen Mengen Calcium, Jod, Vitamin B12, B2, D und A ausgeglichen werden.
  • Makrobiotisch:
    Bei einer makrobiotischen Ernährungsweise kommt als zusätzliche Schwierigkeit hinzu, dass neben Fleisch, Fisch, Eiern und Milch auch bestimmte pflanzliche Lebensmittel nicht mehr auf den Speiseplan kommen. Neben den bisher genannten Nährstoffen, die gewissermaßen durch die Bank in geringeren Mengen aufgenommen werden, kann es zu einem Mangel an Energie und Fett kommen.

Vorsicht vor Eisenmangel

Besonders kritisch kann der Verzicht auf bestimmte Lebensmittel hinsichtlich der Versorgung deines Kindes mit Eisen werden. Das ist – auch wenn es landläufig meistens anders vermittelt wird – in Fleisch zwar nur in geringen Mengen enthalten (absolut gesehen). Allerdings kann das in Fleisch enthaltende Eisen schnell und in großem Umfang vom Körper aufgenommen werden – die sogenannte Bioverfügbarkeit liegt damit deutlich höher als bei Getreide, Milch oder Eiern.

Das ist übrigens ein potenzielles Problem, dass sich mit der Zeit noch vergrößert: Nach der Vollendung des ersten Lebensjahres erhöht sich der Anteil des Gesamtkörpereisens bei deinem Kind stark, weshalb die ausreichende Versorgung umso wichtiger wird. Besonders Säuglinge nach dem Abstillen und Kleinkinder, aber auch Mädchen, bei denen bereits die Regelblutung eingesetzt hat, müssen bei einer vegetarischen Ernährungsform genügend eisenhaltige Lebensmittel bekommen, um einen Eisenmangel zu verhindern. Vor allem Getreide- bzw. Vollkornprodukte können wegen ihres sehr hohen Eisengehalts eine wichtige Rolle spielen.

Ebenfalls wichtig: Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte solltest du immer in Verbindung mit Vitamin C-reichen Lebensmitteln anbieten, damit der Körper das Eisen besser aufnehmen kann. Das kann zum Beispiel ein Obstsaft sein oder Obst im Allgemeinen (das passt bei größeren Kindern etwa sehr gut zum Frühstücksmüsli), ansonsten natürlich auch alle  Gemüsesorten, die als gute Vitamin C-Lieferanten bekannt sind. An dieser Stelle macht sich eine Ernährungserziehung bezahlt, die von Anfang an Wert auf Vielfalt legt. Damit umgehst du im besten Fall die Diskussionen darüber, ob der Rosenkohl oder der Blumenkohl wirklich notwendig sind.

Mutter stillt Baby

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Die Vitamin-Debatte

Was im ersten Moment paradox erscheinen mag, ist trotzdem immer noch Gegenstand kontroverser Debatten: Denn wenngleich eine Ernährungsweise, die auf frische, pflanzliche Kost setzt, doch eigentlich schon eine Überversorgung mit Vitaminen annehmen lässt, ist vielfach das Gegenteil der Fall. Eine unzureichende Vitamin-Zufuhr muss allerdings nicht zwangsläufig im Zusammenhang mit der Ernährungsform stehen. Vitamin D zum Beispiel fehlt bei vielen Kindern, weshalb die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin DGKJ zu einem entsprechenden Ausgleich über Supplementierung oder dasEssverhalten rät.

Da der regelmäßige Verzehr von Fisch zu diesem Zweck bei vielen alternativen Ernährungsformen nicht in Frage kommt, muss in solchen Fällen eine individuell umsetzbare Lösung gefunden werden. Im Zweifelsfall setzt du dich mit dem behandelnden Kinderarzt in Verbindung, um einen Weg zu finden, mit dem der Vitamin D-Mangel verhindert werden kann.

Noch schwieriger wird es bei der Versorgung mit Vitamin B12, die vor allem bei einer rein veganen Ernährungsweise kritisch sein kann – und zwar schon für Säuglinge. Dass der Mangel genauso gut Kinder und Jugendliche in jedem Alter betreffen kann und von Schwangeren und stillende Mütter diesen an den Nachwuchs weitergeben können, macht die Warnungen vor einer Unterversorgung nur noch eindringlicher.

Das hängt unter anderem damit zusammen, dass ein Defizit von Vitamin B12 schon bei Säuglingen zu Anämie, also Blutarmut, und einer negativen Beeinflussung von Wachstum, Konzentrations- und anderen Funktionsstörungen führen kann, was auch die Entwicklung des Gehirns entscheidend betrifft. Besonders hinsichtlich der möglichen neurologischen Folgen ist Vorsicht angesagt, da in diesem Bereich entstandene Schäden nicht so einfach durch eine ausreichende Vitamin-Zufuhr behoben werden können, wie es wiederum bei der Blutarmut der Fall ist. Die Funktion von Vitamin B12 beim Wachstum deines Kindes ist zu wichtig, um es auf einen Mangel ankommen zu lassen.

Alternative Ernährung für Kinder – unter Vorbehalt

Lässt sich daraus ableiten, dass eine alternative Ernährungsform, bei der du auf Fleisch, Fisch oder andere Lebensmittel verzichtest, für dein Kind nicht in Frage kommt? Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung spricht sich jedenfalls klar dafür aus, dass beispielsweise aufgrund der bestehenden Gesundheitsrisiken und eventuell drohenden Mangelversorgung mit bestimmten Nährstoffen eher eine Kostform gewählt werden sollte, die keine Lebensmittelgruppen kategorisch ausschließt. Das Fazit der DGE zur veganen Ernährung während der Schwangerschaft, der Stillzeit und durch das gesamte Kindesalter hindurch: Vegane Ernährungsformen können den Nährstoffbedarf und somit die Gesundheit des Kindes nicht gewährleisten.

Tatsächlich ist es mit der Beurteilung alternativer Ernährungsformen und deren Eignung für (Klein-)Kinder nicht so einfach. Denn es gibt durchaus andere Ergebnisse, wie sie zum Beispiel erst kürzlich die VeChi Diet-Studie (das steht für „Vegetarian and vegan Children Study“) in einem vorläufigen Bericht geliefert hat. Die bisherigen Erkenntnisse:

  • Mit rund 90 Prozent war der Anteil an Kindern, die sich vegetarisch oder vegan ernähren und eine normale Entwicklung ihres Körpergewichts und ihrer Körpergröße, recht hoch.
  • Was die Versorgung mit Kalzium, Jod und Vitamin B12 anbelangt, konnten ebenfalls keine Unterschiede zwischen Vegetariern, Veganern und Mischköstlern festgestellt werden. Auffallend war allerdings, dass vegane Kinder vor allem bei der Kalziumzufuhr Nachholbedarf haben – hier konnten nur die Hälfte der untersuchten Kinder die eigentlich empfohlenen Werte vorweisen.
  • Umgekehrt liegen die veganen Kinder bei Eisen und Folsäure im Bereich der durchschnittlichen Zufuhrmengen und damit sogar um bis zu 50 Prozent über den Werten von Mischkostkindern.
  • Die kritische Versorgung mit Vitamin B12 wurde bei nahezu allen veganen Kindern in der Studie durch entsprechende Präparate gewährleistet, bei vegetarisch ernährten Kindern sah es deutlich schlechter aus. Nur etwa 50 Prozent dieser Kinder waren ausreichend mit dem Vitamin versorgt.
Familie mit drei Kindern kocht zusammen

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Insgesamt scheinen die vielfach geäußerten Bedenken gegen alternative Ernährungsformen für Kinder also weitaus weniger schwerwiegend, als es die übliche Berichterstattung glauben lässt. Du musst also nicht grundsätzlich auf deine vegetarische oder vegane Ernährung verzichten, wenn du schwanger bist oder stillst, und dein Kind kann sich auch dann noch normal entwickeln, wenn es weder Fleisch noch Fisch, Milch oder Eier bekommt.

Völlig klar ist unter solchen Voraussetzungen aber, dass dann besondere Bedingungen für einen ausreichenden Speiseplan gelten, wie der Ökotrophologe Dr. Markus Keller ausführlich erklärt. Ohne ein gutes Ernährungswissen ist die Umsetzung in der Praxis ansonsten doch schwierig. Deshalb raten Ernährungsexperten durch die Bank auch dazu, lieber regelmäßig individuelle Beratungen in Anspruch zu nehmen. Das ist alleine schon wegen der Vielzahl unterschiedlicher, alternativer Ernährungsformen sinnvoll. Mit verallgemeinerten Ratschlägen ist vor diesem Hintergrund nämlich niemandem so recht geholfen.

Zum Thema „Vegane Ernährung bei Kindern“ kannst du übrigens Deine Meinung im Rahmen unserer Hallo:Eltern-Umfrage abgeben.