Anderer Haushalt – andere Sitten?
Nach dem, was man manchmal so zu hören bekommt, könnte man glatt glauben, die Großeltern von heute verderben den Nachwuchs fürs Leben. So wagt es manche Oma tatsächlich, dem Enkel eine zweite Portion Eis zu spendieren. Und Opa drückt beide Augen zu, wenn es darum geht, den elektronischen Babysitter – genannt Fernseher – ein halbes Stündchen länger laufen zu lassen.
Hört man manche Mütter und Väter darüber reden, klingt es fast so, als wären Großeltern gemeingefährlich. Zwei Wesen, die nur danach trachten, ihre Nachkommen zu mediensüchtigen Diabetikern zu machen. In einigen Elternforen oder persönlichen Gesprächen klingt es jedenfalls so. Großeltern, die präsent sind, sich engagieren und den Nachwuchs betreuen? Ja, bitte! Dabei aber gleichzeitig akzeptieren, dass bei Oma und Opa aber auch tatsächlich deren Regeln gelten und ein bisschen verwöhnt werden an der Tagesordnung steht? Auf gar keinen Fall!
Bitte pass auf mein Kind auf – aber so, wie ICH es möchte!
Großeltern werden liebend gerne zu Betreuungszwecken genutzt. Sobald es dann aber nach ihren Vorstellungen läuft, ist der Aufschrei groß. Denn der Sprössling darf nicht mit Zucker in Kontakt kommen, muss zwingend stundenlang an die frische Luft und Punkt zwölf Uhr ist Mittagsschlaf angesagt.
Halten sich die werten Großeltern nicht an diese Vorgaben, ist Stress vorprogrammiert. Sehr schade – vor allem für die Zwerge! Denn welches Kind genießt es nicht, im Mittelpunkt zu stehen und von Oma und Opa verwöhnt zu werden? Warum um Himmels Willen sollte man seinen Sprösslingen das verwehren? Ein wenig Maß und Ziel vorausgesetzt, sollte das doch völlig in Ordnung sein, oder? Mal ehrlich, wir haben das als Kinder doch auch genossen, oder etwa nicht? Und geschadet hat es uns ja nun wirklich nicht!
Verwöhnen? Ja, bitte! Unbedingt!
Deshalb: Ja, die Oma darf unsere Kinder nach allen Regeln der Kunst verwöhnen, so sie das möchte! Bei Oma gibt’s Extraportionen Süßes, Sonderwünsche beim Mittagessen, eine zweite Folge der Lieblingssendung oder so lange aufbleiben, bis die Augen ganz von selbst zuklappen. Wieso auch nicht? Die Kinder sind glücklich, die Oma ist glücklich – klassische Win-win-Situation, wie man so schön sagt.
Streng genommen sogar eine Win-win-win-Situation, denn nicht zuletzt sind auch Papa und Mama glücklich. Immerhin hält die liebe Oma ihnen den Rücken frei – sei es, weil sie arbeiten müssen, oder weil sie Zeit für Zweisamkeit brauchen. In dem Sinne: Danke den tollen Omas und Opas da draußen! Fürs Aufpassen, für den sicheren Hafen und fürs Verwöhnen – daran werden sich die Kinder nämlich noch als Erwachsene gerne erinnern!