Bei unserem ersten Sohn habe ich mir eine DVD für Mama-Baby-Yoga gekauft. Er fand es toll, auf meinen Unterschenkeln durch die Gegend zu fliegen. Kleiner Tipp: Niemals unmittelbar nach der Mahlzeit des Babys dieses auf den Unterschenkeln schaukeln … Babykotze im Gesicht lässt die Entspannung verschwinden. Er freute sich aber auch, wenn er auf der Matte lag und ich über ihm turnte. Bewegungen über ihm fand er spannend. Ein weiterer Tipp direkt aus der Praxis: Niemals den Greif-Radius des Babys unterschätzen. Sobald die Haare sich so schön bewegen, schnappen die kleinen Hände zielsicher zu. Und lassen nicht ohne viel Beute los. Wer es sich bis hierhin nicht gedacht hat: Die fließenden Bewegungen bei ruhiger Atmung stellten sich bei mir beim Mama-Baby-Yoga nicht ein.
Yoga-Karten für die Motivation
Danach war erst einmal jahrelang Ruhe mit meiner Ambition, Kinder und Yoga irgendwie zu verbinden. Im letzten Jahr kaufte ich aber für die Sommerferien ohne Mann Yoga-Karten. So freie Tage mit Kindern brauchen Struktur. Jedes Kind – bis auf Kind 4 – suchte jeden Morgen eine Karte aus und ich habe zwei ergänzt. Auf den Karten werden die Übungen per Zeichnung gezeigt. Das stieß auf große Begeisterung bei den Kindern. Ich hielt mich mit Kritik zurück und korrigierte nur ganz leicht die Haltung des Rückens, wenn dieser sehr krumm war. Was ich an Yoga liebe, ist tatsächlich die Freiheit von Ehrgeiz.
Sohn 1 sah Yoga anders. „Ich komme weiter runter als du.“, wurde zu seinem Motto, bis Sohn 2 keine Lust mehr hatte und sich dem Yoga verweigerte. Gespräche führten auf beiden Seiten zu nichts. (Wie so oft, überlegte ich, dass ich mich für ein Verhandlungsführungsseminar anmelden sollte. Vielleicht würde ein Seminar für „Verhandlungen mit Geiselnehmern“ im Anschluss unseren Familienalltag erleichtern.) Egal, wie sehr ich betonte, dass es kein Wettkampf sei, bei uns im Wohnzimmer war es das doch. Nach den Ferien schlief das Yoga-Ritual wieder ein.
Kritisches Publikum
Ich habe versucht, jeden Morgen zumindest fünfzehn Minuten Zeit für mich und mein eigenes Yoga zu haben. Direkt nach dem Aufstehen gehe ich auf die Matte. Als Sohn 1 das erste Mal runterkam und mich mit rotem Gesicht im Schulterstand vorfand, schüttelte er nur den Kopf. „Glaubst du nicht, du bist zu alt dafür?“, lautete seine kühle Frage, als ich an den Tisch kam. Die Frage habe ich ignoriert. Da er vor zwei Jahren noch gerne erzählte, ich sei 58, halte ich ihn für keinen Experten in diesen Fragen. Tochter 1 setzte sich einige Tage später gemütlich auf das Sofa und schaute zu. Nach fünf Minuten stöhnte sie: „Das sieht bei dir aber ganz verkehrt aus. Außerdem knackst du sehr laut, Mama.“ Mittlerweile habe ich mir fünfzehn Minuten am Morgen für mich und mein Yoga erkämpft. Das bedeutet, dass ich so früh aufstehe, dass einfach kein anderer da ist, um mir zuzuschauen. Kein Publikum, keine Kommentare.
Verwandlung in allerlei Getier
Die viele freie Zeit aktuell verleitet mich zu neuen Experimenten mit dem Yoga und den Kindern. Mit einem neuen Yoga-Buch wollte ich entspannte Zeit für alle schaffen. Jetzt stehen die Kinder wieder als Baum oder Berg in unserem Wohnzimmer. Aufgrund des letzten Experimentes herrscht bei uns während der Übungen Schweigen. Tochter 1 und Tochter 2 brechen das zwar oft genug durch Kichern, aber immerhin wird nicht mehr verglichen. Wir machen dreimal den Sonnengruß, buckeln als Katze und verwandeln uns in Hunde, die nach unten schauen. Ich gebe Tipps, wie einen Punkt zu fixieren beim geraden Stand und freue mich. Tochter 1 und Tochter 2 sind mit viel Begeisterung dabei. Wenn auch die Konzentration schwierig ist. Aber mit Tiernamen und der ein oder anderen Geschichte finden sie Yoga dann doch wieder gut.
Und der Pups gehört dazu
Wie das mit einer Truppe Kinder ist, von denen zwei im Krippen- beziehungsweise Kindergartenalter sind: beim Yoga wird gepupst. Und darüber wird gelacht und mit und lauter und doller gepupst. Am Anfang habe ich versucht, das zu unterbinden. Aber wie das bei diesen ganzen Pups-Witzen eben ist, je mehr man sie beachtet, desto toller sind sie. Wenn also wieder mal einer der nach unten schauenden Hunde pupsen muss, mache ich einfach weiter. Es wird kurz gelacht und vielleicht einmal extra gepupst und dann ist wieder gut.
Leider nicht so cool
Ich fühlte mich zumindest einmal am Tag mit dem Yoga richtig pädagogisch. Die Kinder turnen friedlich unter meiner Anleitung. Egal wie die restlichen Tage laufen, der Start in die Tage könnte für mich nicht schöner sein. Ich war mir sicher, dass auch meine Kinder diese gemeinsame Zeit entspannend finden. Bis ich durch das gekippte Fenster ein Gespräch zwischen Sohn 1 und Sohn 2 im Garten hörte. „Findest du das Yoga eigentlich auch so langweilig?“ „Ja, total öde.“ Dann war eine kurze Pause. „Aber Mama ist so stolz darauf, deswegen sollten wir da mitmachen.“ „Hmmm. Schade, dass sie nicht so was Cooles gut findet. Karate oder so.“ „Ja. Dafür baut sie gut und liest was vor.“ Seitdem müssen meine Söhne nicht mehr mitmachen. Aber manchmal gesellen sie sich doch dazu. Auch wenn es nicht so cool wie Karate ist.