Blinddarmentzündung: Symptome bei Kindern rechtzeitig erkennen

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Kleines Mädchen hat Schmerzen im Unterbauch wegen einer Blinddarmentzündung
© Bigstock / NYSa

Von einer Blinddarmentzündung sind Kinder und Jugendliche am häufigsten betroffen. Gerade bei jungen Patienten können die Symptome der Blinddarmentzündung jedoch nicht eindeutig oder allenfalls mild sein. Da die Entzündung eine umgehende ärztliche Behandlung erfordert, sollten Eltern bei diffusen Beschwerden im Bauchraum immer hellhörig werden.

Was ist eine Blinddarmentzündung?

Der Begriff Blinddarmentzündung ist etwas irreführend. Tatsächlich ist nicht der gesamte Blinddarm – der sich meistens auf der rechten Seite des Unterbauchs befindet – entzündet, sondern der Wurmfortsatz, der dem Blinddarm anhängt. Er wird im medizinischen Fachjargon Appendix genannt: Ärzte sprechen deshalb auch von einer Appendizitis.

: gut zu wissen
Häufigkeit

Eine Blinddarmentzündung tritt am häufigsten im Alter von 10 bis 15 Jahren auf, bei Jungen etwas öfter als bei Mädchen.

Es können jedoch auch jüngere Kinder betroffen sein, in den ersten beiden Lebensjahren kommt die Appendizitis allerdings nur selten vor.

Wie kommt es zu einer Appendizitis?

Das circa acht Zentimeter lange, wurmförmige Anhängsel des Blinddarms hat zwar einen Eingang, jedoch keinen Ausgang und kann deshalb leicht verstopfen. Der Verschluss kann durch verhärtete Stuhlreste – sogenannte Kotsteine – oder einen versehentlich verschluckten Kirschkern entstehen.

Als mögliche Ursachen der Blockade, die die Entzündungsreaktion auslöst, kommt auch ein Abknicken des Appendix oder geschwollene Lymphknoten im Darm in Frage.

Welche Anzeichen deuten auf eine Blinddarmentzündung hin?

Als typische Beschwerden einer Appendizitis gelten

  • Erbrechen
  • heftige krampfartige Bauchschmerzen, die vom Nabel meist in den rechten Unterbauch ziehen
  • stark angespannte, sehr berührungsempfindliche Bauchdecke
  • Übelkeit und Appetitlosigkeit
  • erhöhte Temperatur (etwa 38°C)

Die Bauchschmerzen treten in der Regel plötzlich auf und verstärken sich bei Erschütterung oder wenn das rechte Bein im Liegen angezogen wird.

Für Eltern ist es nicht einfach, eine Blinddarmentzündung zu erkennen. Kinder im Vorschul- oder Grundschulalter können oft nicht genau beschreiben, warum sie sich unwohl fühlen oder wo der Schmerz lokalisiert ist.

Bei Kleinkindern treten die beschriebenen Symptome einer Blinddarmentzündung zudem seltener oder in abgeschwächter Form auf, weshalb die Erkrankung manchmal erst spät festgestellt wird.

Wann muss ich mit dem Kind zum Arzt?

Bauchschmerzen können die unterschiedlichsten Erkrankungen oder auch seelische Probleme des Kindes zugrunde liegen. Bei Kleinkindern kann auch eine Verstopfung Bauchschmerzen auslösen. Um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden, sollte man bei unklaren Bauchschmerzen, die länger als drei Stunden anhalten, immer einen Kinderarzt aufsuchen oder in die nächstgelegene Klinik fahren.

Wird eine Appendizitis nicht rechtzeitig erkannt bzw. behandelt, kann es zu einem Blinddarmdurchbruch kommen. Dabei gelangen Bakterien und Kot in die Bauchhöhle, was eitrige Abszesse oder eine gefährliche Bauchfellentzündung auslösen kann.

Wie diagnostiziert der Arzt eine Appendizitis beim Kind?

Da die Symptome nur in etwa der Hälfte der Fälle eindeutig sind, stellt die Diagnosestellung selbst einen erfahrenen Arzt vor eine Herausforderung. Neben einem vorsichtigen Abtasten von Bauch und Enddarm sowie dem Messen der Körpertemperatur werden Blut und Urin untersucht.

Eventuell macht der Arzt bei Verdacht auf eine Blinddarmentzündung einen Test, indem das Kind auf einem Bein hüpfen lässt. Verstärkt sich der Schmerz durch die Erschütterung, kann auch das auf eine Appendizitis hindeuten.

Zusätzlich erfolgt meistens eine Ultraschalluntersuchung. Lässt diese keine klaren Rückschlüsse zu, kann eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden.

Muss mein Kind bei einer Blinddarmentzündung operiert werden?

Bei einer Blinddarmentzündung sind grundsätzlich zwei Behandlungswege denkbar:

  • Eine konservative Therapie mit Bettruhe und Antibiotika oder
  • die umgehende operative Entfernung des Blinddarms

Konservative Maßnahmen kommen allerdings nur in Frage, wenn CT oder MRT ergeben haben, dass es sich um eine unkomplizierte Appendizitis handelt – also lediglich der Wurmfortsatz betroffen ist und sich keine weiteren Entzündungsherde im Bauchraum befinden.

Selbst bei einer erfolgreichen Antibiotikatherapie ist es jedoch möglich, dass sich beim Kind erneut eine Blinddarmentzündung entwickelt, weshalb Ärzte im Allgemeinen eine Operation empfehlen.

Der chirurgische Eingriff – in medizinischen Fachkreisen Appendektomie genannt – erfolgt in den meisten Fällen minimal-invasiv. Gegenüber einer klassischen OP hat diese Schlüsselloch-Methode den Vorteil, dass die Wunde schneller verheilt, weniger Schmerzen auftreten und die Narbe kaum sichtbar ist. Der Eingriff erfolgt unter Vollnarkose, in der Regel kann der kleine Patient das Krankenhaus nach zwei bis drei Tagen verlassen.

Wann kann das Kind nach einer Blinddarm-OP wieder in die Schule?

Meistens können Kinder nach etwa einer Woche bis zehn Tagen wieder zur Schule oder in den Kindergarten gehen. Schwimmen und sportliche Aktivitäten sollten hingegen in den ersten Wochen unterbleiben. Wann das Kind wieder voll belastbar ist, ist mit dem behandelnden Kinder- und Jugendarzt zu klären.

Quellen