Jeder macht mal Fehler. Gehen die Fehler auf Kosten anderer, entschuldigen wir uns und bittet um Verzeihung. Doch auch wenn es nur wenige Worte braucht, fällt eine aufrichtige Entschuldigung oftmals schwer. Schließlich bedeutet das auch, die eigenen Fehler einzugestehen.
„Dabei ist eine aufrichtige Entschuldigung das Bedeutendste, das wir Menschen die wir lieben geben können“, erklärt die bekannte amerikanische Kinderpsychologin und Autorin („Peaceful Parent, Happy Kids“) Dr. Laura Markham. Allerdings ist sie der Meinung, dass gerade wir Eltern damit oft Schwierigkeiten haben. Besonders wenn es das eigene Kind ist, bei dem es sich zu entschuldigen gilt.
Die Angst, eigene Fehler einzugestehen
Viele Eltern haben die Sorge, durch eine Entschuldigung Autorität einzubüßen. Doch mit diesem Verhalten vermitteln sie nur, dass es ein Zeichen von Schwäche ist, Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen. Die Folge: Ihren Kindern bleibt die wahre Bedeutung einer Entschuldigung verwehrt. Für sie verliert das Wort an Bedeutung, was sich früher oder später im Umgang mit anderen Gleichaltrigen als soziales Hindernis herausstellen kann.
Werden Kinder nicht aufrichtig erzogen, können aus ihnen später keine aufrichtigen Menschen werden. Darunter leidet nicht nur die Beziehung zu Mitmenschen. Diesen Kindern wird auch nicht die Möglichkeit gegeben, ihren eigenen Emotionshaushalt zu regulieren. Wie kann jemand das befreiende Gefühl von Vergebung empfinden, wenn er nicht weiß, wie man jemanden um Verzeihung bittet? Ebenso schmerzhaft fühlt es sich an, wenn die eigene Tat nicht vergeben wird. Bei Entschuldigungen geht es aber nicht nur darum, sich hinterher besser zu fühlen. Sie helfen auch, sich auszudrücken und Probleme zu lösen.
Lernen durch Vorbilder
„Als Eltern ist es unsere Aufgabe, unseren Kinder zu guten Menschen zu erziehen. Das geht nicht mit Lektionen sondern über das, was sie tatsächlich erleben“, sagt Markham. Für Kinder sollte eine Entschuldigung also normal sein. Jeder macht Fehler und das ist in Ordnung. Man sollte aber dazu bereit sein, Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen. Das gilt selbstverständlich auch für den umgekehrten Fall. Wird dem Kind etwas angetan, was nicht fair oder verletzend war, hat es ebenso ein Recht auf eine ernstgemeinte Entschuldigung.
Damit ist jedoch nicht gemeint, sich ständig für alles bei seinen Kindern zu entschuldigen. Auch braucht es keine aufgeblasenen, hoch emotionalen Entschuldigungen à la „Es tut mir leid, dass ich dich als Mutter oft enttäusche“. Diese Metaebene würden Kinder ohnehin noch nicht verstehen. Markham empfiehlt, sich stattdessen für kleinere, alltägliche Dinge zu entschuldigen.
Zum Beispiel: Es tut mir leid, dass ich deinen Saft in der Küche habe stehen lassen. Das wird dein Kind viel besser verstehen. Höre in dieser Angelegenheit auf dein Bauchgefühl, um das richtige Maß zu finden.