Grenzwerte in zwei Fällen überschritten
Nahezu alle deutschen Kinder und Jugendlichen haben Weichmacher im Körper. Das berichtete der „Spiegel“ und zitiert eine Untersuchung des Umweltbundesamts und des Robert-Koch-Instituts, die feststellen sollte, wie stark Kinder und Jugendliche in Deutschland durch Umwelteinflüsse belastet sind.
Demnach wurden Urinproben von 2.500 Kindern und Jugendlichen zwischen drei und 17 Jahren ausgewertet. Das Ergebnis: Bei 97 bis 100 Prozent der untersuchten Kinder wurden Rückstände verschiedener Plastikinhaltsstoffe gefunden – insbesondere Weichmacher. Für einige der 15 untersuchten Stoffe existieren gar keine gesundheitskritischen Grenzwerte. Bei denen, für die es welche gibt, wurden diese zweimal überschritten.
Die Untersuchung zeige „eindeutig, dass Plastikinhaltsstoffe mit steigender Produktion auch vermehrt im Körper auftreten“, so Marike Kolossa-Gehring, Mitautorin und Toxikologin beim Umweltbundesamt im „Spiegel“-Interview.
Kinder nehmen mehr Weichmacher auf
Die Grünen-Umweltpolitikerin Bettina Hoffmann gibt dem „Spiegel“ gegenüber zu bedenken, dass es zu wenig erforscht sei, „wie die vielen Stoffe in ihrer Summe auf unsere Körper wirken“. Besonders bedenklich seien die, in der Studie entdeckten hohen Werte von Perfluoroktansäure (PFOA). Dieser Stoff wird beispielsweise für Outdoorkleidung verwendet. Bei 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen sollen die PFOA-Rückstände über dem Grenzwert gelegen haben. Laut Umweltbundesamt ist der Stoff schädlich für die Fortpflanzung und kann zu Leberschäden führen.
Bei den aller Jüngsten war die Quote sogar noch höher, da sie besonders in den ersten Jahren alles in den Mund nehmen – eben auch Plastikspielzeug. Hoffmann ebenfalls gegenüber „Spiegel“:
„Es kann nicht sein, dass jedes vierte Kind zwischen drei und fünf Jahren so stark mit Chemie belastet ist, dass langfristige Schäden nicht sicher ausgeschlossen werden können.“
Das bestätigte eine weiteren Studie des Umweltbundesamtes. So konnte bei 1,5 Prozent der Kinder eine gesundheitsschädigende Wirkung durch Weichmacher nicht ausgeschlossen werden.
Wir essen und atmen Plastik
Das sin erschreckende Zahlen und bedenkliche Ergebnisse. Aber was sind Weichmacher eigentlich genau? Weichmacher sind Stoffe, die spröden Materialien zugesetzt werden, um sie – wie der Name schon sagt – weich, biegsam und dehnbar zu machen. Sie sind beispielsweise in Gummistiefel oder eben auch Outdoorkleidung enthalten.
Wichtig: Weichmacher sind nicht fest an den Kunststoff gebunden. Sie können in die Luft entweichen und durch Flüssigkeiten – zum Beispiel dem Speichel beim Aufblasen eines Wasserballs –, insbesondere aber durch Fett gelöst und aufgenommen werden.
Plastik kann aber auch durch Produktverpackungen über unsere Nahrung und über Deos oder Parfums über die Atemwege in unseren Körper gelangen. Nach Angaben einer vergleichbaren WWF-Studie nehmen Menschen täglich eine kleine Menge Mikroplastik zu sich. Bis zu fünf Gramm der winzigen Teilchen gelangen so pro Woche in den Körper. Das ist in etwa so viel, wie eine Kreditkarte wiegt.
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