Ein bisschen Magie…
Die Wunschzettel sind geschrieben, der Adventskalender gefüllt, die Plätzchen gebacken. Nun fehlt eigentlich nur noch der Weihnachtsmann auf seinem Schlitten, der den Kindern die Geschenke bringt. Oder?
Viele Eltern wollen den Glauben ihrer Kinder nicht zerstören und bestärken sie in dem Glauben, der Weihnachtsmann würde durch den Schornstein kommen, die Geschenke unter den Baum legen und dann wieder verschwinden. Aber kann diese Lüge auch schaden?
These #1: Lügen schwächt das Vertrauen
Das sagen zumindest sind zwei Forscher aus Großbritannien und Australien in ihrer Studie in „The Lancet Psychiatry“. Die Begründung: Jede Lüge würde irgendwann auffliegen:
„Kinder finden alle irgendwann heraus, dass ihre Eltern unverfroren über Jahre hinweg eine Lüge aufrechterhalten haben“.
Und wenn Mama und Papa sie in der Hinsicht schon belogen haben, was ist dann noch alles erfunden?
These #2: Über Religion sollte man nicht lügen
Der Religionspädagoge Albert Biesinger beleuchtet in einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen diese Lüge noch aus religiöser Sicht und spricht sich dafür aus, Kinder in religiösen Ansichten von Anfang an nicht zu belügen.
Er hat einen Tipp für Eltern, denen religiöse Erziehung wichtig ist: Er erzähle den Kindern beispielsweise, dass man Weihnachten die Geburt Jesus feiere. Und weil Jesus so ein großes Geschenk sei, beschenken Mama und Papa ihre Kinder zu Weihnachten. Würden Kinder beim Weihnachtsmann schon belogen werden, steigt seiner Meinung nach das Risiko, dass sie später die ganze Religion anzweifeln.
#These 3: Der Mythos ist eine Bereicherung
Es gibt aber glücklicherweise auch Experten, die den Weihnachtsmann nicht schädigenden Mythos sehen – wie der Berliner Psychologe Peter Walschburger. Er sagt, dass die Weihnachtsmann-Lüge eine Bereicherung für Kinder ist.
Er sieht die Mythen und Märchen rund um Weihnachtsmann und Christkind als einen angenehmen Gegenpol zur sonst so rationalen Welt:
„Wir Menschen brauchen beides: aufgeklärtes Denken und Verzauberung“.
Wichtig ist allerdings, dass dein Kind den Weihnachtsmann-Mythos nicht mit Drohungen in Verbindung setzt. Verzichte also auf Aussagen wie „Nur wenn du ein braves Kind bist, bringt der Weihnachtsmann dir Geschenke.„
Bis sie vier Jahre alt sind, können Kinder noch nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Erst danach fangen sie an, Geschichten zu hinterfragen. Diese „magische Phase“ ist wichtig und normal, hier liest du mehr darüber.
Ab einem bestimmten Alter sollten Eltern ihren Kindern erklären, dass die Geschichte zwar erfunden sei, sie aber einen wahren Kern enthalte. Ob vorher Christkind oder Weihnachtsmann die Geschenke bringen, ist dabei nicht so wichtig.
Und: In den meisten Fällen beginnen Kinder selbst, den Weihnachtsmann-Mythos zu hinterfragen. Ab diesem Zeitpunkt solltest du auch nicht mehr versuchen, den Mythos aufrechtzuerhalten.
Fazit: Und was mach ich jetzt?
Wie in so vielen Fällen solltest du dich nicht verrückt machen. Dein Kind wird keinen psychischen Schaden nehmen, wenn es an den Mann in Rot oder das Christkind glaubt. Ebenso wenig dann, wenn es über die Geschichte schon früh aufgeklärt wird.
Je nach deinem Bauchgefühl, deiner Weltanschauung und eigener Kindheitserfahrung gilt: Jede Variante ist total in Ordnung.