Diphtherie: Was ist das?
Die Diphtherie ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien (Corynebacterium diphtheriae) verursacht wird. Das Bakterium bildet im Körper ein Gift, das sogenannte Diphtherie-Toxin. Es greift die Schleimhäute an und kann sogar Körperzellen zerstören.
Es handelt sich hierbei also um eine akute bakterielle Infektion. Oft wird zwischen zwei Arten der Diphtherie unterschieden:
- Rachendiphtherie: Meistens sind bei der Erkrankung vor allem die Schleimhäute im Rachen sowie die oberen Atemwege betroffen. Da Diphtherie früher vor allem Kinder betraf, wird diese Art auch als „Würgeengel der Kinder“ bezeichnet.
- Haut- oder Wunddiphtherie: Wenn die Bakterien in eine offene Wunde geraten, können sich auch Geschwüre auf der Haut bilden. Diese Art der Krankheit ist in tropischen Ländern mehr verbreitet.
Wie infiziert man sich mit Diphtherie?
Diphtherie wird über eine Tröpfcheninfektion übertragen – also von Mensch zu Mensch. Durch Husten, Niesen und Sprechen können die Bakterien sich ausbreiten. Deswegen ist es auch so wichtig, deinen Kindern Hygieneregeln beizubringen und ihnen das richtige Niesen und Husten (in ein Tuch oder den Ellbogen) beizubringen.
Sobald sich erste Symptome zeigen, ist der Angesteckte selbst ansteckend.
Diphtherie: Symptome
Was sind die Symptome von Diphtherie? Meistens zeigen sich schon einige Tage nach einer Ansteckung die ersten Symptome. Hier eine kleine Auswahl:
- Angeschwollene Schleimhäute
- Weißliche Beläge auf den Mandeln
- Halsschmerzen
- Schluckbeschwerden
- Fieber
- Angeschwollene Lymphknoten
- Husten
- Heiserkeit
- Süßlich-fauliger Mundgeruch
- Bei Kindern kann ein blutiger oder eitriger Ausfluss aus der Nase dazukommen (blutige Nachsendiphtherie)
Das wichtigste Anzeichen für eine Diphtherie sind die weißlichen Beläge auf den Mandeln (eine sogenannte Pseudo-Membran). Danach wird auch der Arzt suchen. Die Beläge können sich bis in den Rachen hinein ausbreiten. Wenn du sie bemerkst, solltest du sie nicht entfernen – sonst kann die Schleimhaut anfangen zu bluten.
Am Anfang wird eine Diphtherie oft mit einer Mandel- oder einer Kehlkopfentzündung verwechselt – da die Erkrankung jedoch auch gefährlich werden kann, ist eine schnelle Diagnose wichtig.
Du solltest vor allem darauf achten, dass sich die Krankheit nicht zu weit im Körper ausbreitet. Wenn die Diphtherie sich in den Kehlkopf ausbreitet, kommt es zum Beispiel zu einem bellenden Husten (Krupp-Husten) – nimmt die Schwellung weiter zu, kann es zur Atemnot bei deinem Kind kommen.
Wie gefährlich ist Diphtherie für mein Kind?
Neben einer akuten Atemnot kann es im schlimmsten Fall zum Ersticken kommen.
Wenn sich das Bakterien-Gift ausbreitet und die inneren Organe angreift, können Symptome wie Herzrhythmusstörungen, Lungenentzündungen oder Nierenversagen auftreten. Ist das Nervensystem betroffen, kann es zu einer Lähmung der Kopfnerven kommen – Nervenschäden treten laut dem Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V. (BVKJ) meist erst einige Wochen nach der Infektion auf.
Eine besonders schwere Komplikation entsteht, wenn die Diphtherie-Bakterien das Herz angreifen. Kommt es zu einer Entzündung des Herzmuskels, endet das oft im Herztod.
Wie stehen die Überlebenschancen?
Eine Diphtherie kann also sehr schlimme Folgen haben. Je früher sie bemerkt und behandelt wird, desto besser. Laut dem BVKJ sterben jedoch trotz einer rechtzeitigen Therapie zwischen fünf und 10 Prozent der Betroffenen.
Bei Kleinkindern und alten Menschen liegt die Sterberate laut dem Berufsverband Deutscher Internisten e.V. bei 40 Prozent, wenn die Behandlung zu spät begonnen oder falsch behandelt wird.
Diphtherie: Wann impfen?
Die wirksamste Methode gegen eine Ansteckung ist eine rechtzeitige Impfung. Bei der Diphtherie-Impfung empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) die frühe Immunisierung von Kindern. Die Grundimmunisierung besteht aus vier Teilimpfungen:
- Teilimpfung (ab dem vollendeten 2. Lebensmonat)
- Teilimpfung (ab dem vollendeten 3. Lebensmonat)
- Teilimpfung (ab dem vollendeten 4. Lebensmonat)
- Teilimpfung (bis zum Ende vom ersten Lebensjahr – zwischen dem 11. und 14. Lebensmonat)
Kinder bekommen die Impfung meistens im Rahmen der U-Untersuchungen – du kannst aber auch extra Impftermine bei deinem Kinderarzt ausmachen. Wichtig ist: Solle das Kind eine akute Erkrankung haben, muss die Impfung eventuell verschoben werden.
Die Diphtherie-Impfung gilt als recht gut verträglich. Nebenwirkung kommen nur in sehr seltenen Fällen vor. Da Diphtherie im schlimmsten Fall tödlich für dein Kind enden kann, solltest du eine Impfung auf jeden Fall in Betracht ziehen.
Wann muss die Diphtherie-Impfung aufgefrischt werden?
Nach der Grundimmunisierung sollte die Impfung mit fünf bis sechs Jahren und dann zwischen neun und 16 Jahren aufgefrischt werden. Danach wird eine Auffrischimpfung alle 10 Jahre empfohlen.
Die Situation in Deutschland: Wie häufig kommt Diphtherie wirklich vor?
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) erkranken durch die hohen Impfraten (die Impfquote liegt bei über 97 Prozent) in Deutschland nur noch sehr wenige Kinder an Diphtherie – alle paar Jahre gibt es einzelne Fälle. Jedoch ist rund die Hälfte der Jugendlichen und etwa ein Drittel der Erwachsenen nicht ausreichend geschützt.
Auf der Website impfen-info.de weist die BZgA auch auf die Wichtigkeit von Impfungen für Kinder und Erwachsene hin:
[Es] wird eine Impfung dringend empfohlen, da Diphtherie in anderen Ländern noch weit verbreitet ist und daher jederzeit wieder nach Deutschland eingeschleppt werden kann. Nur solange ein genügend großer Teil der Bevölkerung geimpft ist, werden Ausbrüche verhindert.
Wirf doch mal einen Blick in die Impfpässe deiner Familie – auch im Erwachsenenalter ist eine Nachholimpfung noch möglich und ratsam.
Wo gibt es noch Diphtherie?
Diphtherie kann überall auf der Welt vorkommen. Früher waren laut dem Berufsverband Deutscher Internisten vor allem gemäßigte Klimazonen vor allem im Herbst und Winter. „In den westlichen Industrieländern erkranken jedoch seit den 1950er Jahren immer weniger Menschen“, erklärt Professor Thomas Löscher in einem Artikel. Diphterie ist aktuell noch in vielen Teilen Afrikas und Asiens sowie im Südpazifik und in Osteuropa verbreitet. Hier kommt es immer wieder zu Epidemie-artigen Ausbrüchen.
Die letzte große Diphtherie-Epidemie in Deutschland kam zwischen 1942 und 1954 vor.
Verdacht auf Diphtherie: Was soll ich tun?
Natürlich gibt es auch Kinder, die aufgrund von Krankheiten oder Allergien nicht geimpft werden können. Wenn du denkst, dass dein Kind Diphtherie haben könnte, solltest du sofort deinen Kinderarzt anrufen. Eine schnelle Diagnose und ein rechtzeitiger Behandlungsstart sind sehr wichtig.
ABER: Fahre nicht einfach in der Praxis vorbei – so steckt dein Kind vielleicht andere Kinder an. Erwähne am Telefon deine Vermutung, dann können in der Praxis spezielle Vorbereitungen getroffen werden.
Beim Arzt wird dein Kind ausgiebig untersucht – eine eindeutige Diagnose kann aber erst nach einer Blutuntersuchung gestellt werden. Dein Arzt kann wahrscheinlich das Diphtherie-Risiko gut einschätzen – er sagt dir, was du sonst noch tun solltest.
Mein Kind hat eine Diphtherie: Was passiert jetzt?
Wenn die Diagnose definitiv gestellt ist, beginnt auch schon die Behandlung. In den meisten Fällen verläuft die Behandlung einer Diphtherie ähnlich – es kann aber auch zu Abweichungen kommen. Hier kannst du aber den Ärzten vertrauen – sie kennen sich aus!
Übrigens: Die Diphtherie (und sogar der bloße Krankheitsverdacht) ist in Deutschland meldepflichtig!
#1 Gegenmittel
Wenn jemand sich mit Diphtherie infiziert hat, bekommt er ein Gegenmittel (ein sogenanntes Diphtherie-Toxin). Es hat die Aufgabe, die Giftstoffe im Körper zu neutralisieren. Jedoch wirkt das Gegengift nur gegen Toxine, die sich frei im Körper bewegen. An Zellen gebundene Gifte werden damit nicht neutralisiert.
#2 Antibiotikum
Das Bakterium wird zusätzlich mit einem Antibiotikum bekämpft – so wird auch die Produktion von neuen Giftstoffen eingeschränkt. Meistens bekommen Kinder das Antibiotikum für zehn Tage.
#3 Bettruhe
Für etwa einen Monat heißt es auch: Bettruhe. Bei Kindern ist das meistens ein bisschen schwerer durchzusetzen. Vor allem, am Ende der Behandlung, wenn sich das Kind schon wieder besser fühlt, will es natürlich auch wieder toben. Bücher, Kinderserien und kindergerechte Apps können dabei helfen, das kranke Kind im Bett zu halten.
#4 Isolierung
Da Diphtherie hochansteckend ist, werden Infizierte sofort isoliert – also unter Quarantäne gestellt. Ab diesem Zeitpunkt dürfen nur noch Menschen, die geimpft sind, mit dem Kranken Kontakt haben – sonst besteht ein hohes Ansteckungsrisiko. Alle Personen, die mit deinem Kind Kontakt hatten, werden untersucht – oft wird auch vorsorglich ein Antibiotikum gegeben.
Nicht-geimpfte Kontaktpersonen werden außerdem sofort geimpft. Du musst dein Kind in diesem Fall also nicht allein lassen – sondern einfach selbst geimpft sein.