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So bestimmst du die dominante Hand deines Kindes

Kind mit einem lila Spielzeug
Ist dein Kind Rechts- oder Linkshänder?
© Unsplash/ Sven Brandsma

Eine dominante Hand haben Kinder von Geburt an. Aber vor allem in ihren ersten Lebensjahren benutzen Kinder normalerweise beide Hände gleich häufig. Deshalb stellen sich Eltern in dieser Zeit häufig die Frage: Ist mein Kind nun Rechts- oder Linkshänder?

Ab wann kann ich feststellen, ob mein Kind ein Rechts- oder Linkshänder ist?

Laut dem Aufsatz „Prenatal thumb sucking is related to postnatal handedness“ vom Psychologen Peter Hepper finden sich die ersten Hinweise zur späteren Händigkeit eines Kindes schon auf den Ultraschallbildern ab der 13. Schwangerschaftswoche. In einer Studie hat Hepper nämlich mehr als 1000 Ultraschallbilder untersucht und festgestellt, dass 90 Prozent der Föten am rechten Daumen nuckelten. Eine Nachuntersuchung von 75 Kindern zwischen zehn und zwölf Jahren ergab, dass sie sich alle zu Rechtshändern entwickelt haben. Von den Links-Nucklern wurden 2/3 auch zu Linkshändern. Bezüglich des letzten Drittels vermutet Hepper, dass sie passiv oder aktiv umgeschult worden sind.

Definitiv feststellen, ob ein Kind Rechts- oder Linkshänder ist, kannst du meist aber erst nach dem ersten Geburtstag. Kinder zeigen zu dieser Zeit langsam die persönliche Vorliebe für eine Hand. In den meisten Fällen benutzen Babys ihre Hände bis dahin gleich oft.

Aber: Auch in dieser Zeit benutzen Kinder trotzdem nach wie vor beide Hände, jedoch kommt die Arbeitshand immer häufiger zum Einsatz. Eine wirklich klare Präferenz ist meistens erst im Alter zwischen drei und fünf Jahren erkennbar. Spätestens im letzten Kindergartenjahr sollte die dominante Hand jedoch definitiv feststehen, damit sie bis zum Schuleintritt trainiert werden kann.

Wie kann ich die dominante Hand meines Kindes erkennen?

Du kannst dein Kind im Alltag beobachten, um erste Hinweise auf die Händigkeit zu gewinnen. So kannst du beispielsweise auf diese Dinge achten:

  • Gestik – Winken, Grüßen, Hinzeigen und Deuten
  • Einsatz der Hand beim Spielen – Bewegen von Spielfiguren und Bausteinen
  • Greifen von Gegenständen, die für beide Hände erreichbar sind
  • Feine Greifbewegungen – etwas Kleines halten oder aufheben
  • Einsatz der Hand bei unbekannten Musikinstrumenten – Zupfen von Saiten oder Trommeln
  • Drehbewegungen – Öffnen von Dosen und Gläsern

Oft wird angenommen, dass vor allem das Halten von Besteck und Stiften sehr aussagekräftig ist. Jedoch ahmen Kinder hier oft einfach nach, was sie bei ihren Eltern sehen.

Außerdem sollten Eltern bedenken, dass einige Gegenstände speziell für Rechtshänder konzipiert sind und deshalb auch von Linkshändern meist mit rechts benutzt werden. Wenn dein Kind beim Basteln mit rechts schneidet, kann es zum Beispiel nur sein, dass es eine Schere für Rechtshänder benutzt.

Wie du dein Kind bei der Suche nach der dominanten Hand unterstützen kannst

Du solltest dein Kind auf keinen Fall zu einer bestimmten Händigkeit hin beeinflussen. Jedoch kannst du es beim Herausfinden seiner persönlichen Präferenz unterstützen. Hier findest du fünf Tipps, wie du deinem Kind helfen kannst – ohne es direkt zu beeinflussen:

#1: Lass dein Kind selbst bestimmen, welche Hand es für Tätigkeiten benutzen will! Das heißt ganz einfach: Gib deinem Kind Spielsachen nicht in eine bestimmte Hand, sondern halte sie ihm einfach nur hin.

#2: Biete deinem Kind immer beide Varianten an. Du kannst Besteck zum Beispiel in die Mitte vom Teller legen, damit dein Kind selbst entscheiden kann, in welche Hand das Messer gehört. Gib deinem Kind die Chance, so lange zwischen den Varianten zu wechseln, bis es sich sicher genug fühlt.

#3: Dränge dein Kind nicht, eine dominante Hand zu finden. Manche Kinder brauchen einfach ein bisschen länger, um eine klare Präferenz zu entwickeln. Hier ist es besonders wichtig, dass Eltern ihrem Kind genug Zeit für die Entwicklung geben.

#4: Lass dein Kind wissen, dass es dir egal ist, welche Hand es bevorzugt. Kinder wollen, dass ihre Eltern stolz auf sie sind. Wenn du deinem Kind das Gefühl gibst, dass es Rechtshänder sein soll, dann kann das dein Kind stark beeinflussen.

#5: Schütze dein Kind vor Versuchen von Anderen, den Gebrauch der rechten Hand zu fordern. Es gibt zum Beispiel viele Menschen, die unbewusst die linke Hand zum Gruß verweigern. Das kann dein Kind falsch verstehen und annehmen, dass es immer die rechte Hand hernehmen muss.

Dein Kind zeigt trotzdem keine klare Präferenz – das kannst du tun

In den meisten Fällen zeigt sich die dominante Hand des Kindes irgendwann klar. Aber manchmal ist es für Eltern dann doch nicht so eindeutig, welche Hand ihr Kind bevorzugt. Wenn ein Kind immer von rechts nach links wechselt, spricht man von einer Beidhändigkeit. Das kann verschiedene Ursachen haben. Kinder können von Eltern oder Verwandten beeinflusst worden sein oder einfach nur nachahmen, was sie im eigenen Umfeld sehen. Aber auch, wenn die eigentlich dominante Hand für eine lange Zeit ruhiggestellt war – zum Beispiel nach einem Knochenbruch – kann das eine wechselnde Händigkeit zur Folge haben.

In diesem Fall fragen sich Eltern oft zurecht, welche Händigkeit ihr Kind denn jetzt hat. Es gibt dafür einige Tests im Internet, die versuchen, die dominante Hand zu bestimmen. Ein möglicher Test ist zum Beispiel das Klatschen. Denn bei den meisten Linkshändern soll dabei die linke Hand oben liegen – und bei Rechtshändern die rechte. Außerdem finden sich zahlreiche Fragebögen, die die Händigkeit bestimmen wollen. Jedoch liefern diese Tests keine verlässlichen Ergebnisse. Wenn ein Kind lange Zeit keine Präferenz zeigt, kann der Besuch bei einem Fachmann – zum Beispiel einem Linkshänderberater – Klarheit schaffen.

Warum du dein Kind auf keinen Fall Umschulen solltest

Lange Zeit galt Linkshändigkeit als Makel. Obwohl dieser Gedanke heute eher weniger verbreitet ist, gibt es immer noch ein paar Menschen, die denken, dass es für ein Kind ein Nachteil wäre, Linkshänder zu sein. Deshalb versuchen sie, durch das Umschulen ihr Kind zum Rechtshänder zu machen. Das kann sich aber sehr negativ auf die Entwicklung des Kindes auswirken. Eine Umschulung ist ein Eingriff in die normale Denkweise des Gehirns – dadurch entsteht dann eine dauerhafte Fehlbelastung. Gegenüber Ze.tt vergleicht Johanna Barbara Sattler, die deutsche Expertin auf dem Gebiet der Händigkeit, das mit einem Knoten im Gehirn.

Eine Umschulung kann beim Kind unter anderem zu diesen Problemen führen:

  • Sprachprobleme wie Stottern und Stammeln
  • Leserechtschreibschwäche oder Rechenschwäche
  • Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen
  • wiederkehrende Kopfschmerzen/Migräne
  • unerklärliche Bauchschmerzen
  • dauerhafte Schmerzen in der rechten Hand
  • Angststörungen und Depression
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