Darf sich ein Junge die Fingernägel lackieren?
Sam ist fünf Jahre alt. Er ist wild, tobt gerne, liebt Autos, ist immer dreckig und interessiert sich für Sport. Auf den ersten Blick könnte man sagen, dass Sam ein „typischer“ Junge ist. Doch er mag auch „Mädchensachen“. Er hat eine ganze Sammlung von Handtaschen und er liebt Nagellack. Besonders roten Nagellack – zur Unterstützung der „Patriots“, seiner Lieblingsfootballmannschaft. Kein Problem oder? Leider doch.
Zumindest wenn es nach den anderen Kindern in Sams Kindergarten geht. Die fanden die bunten Nägel des Fünfjährigen gar nicht so toll, hänselten ihn und lachten ihn aus. Als seine Mutter ihn am Abend abholte, weinte Sam und bat sie, den Nagellack zu entfernen, damit sich die anderen Kinder nicht mehr über ihn lustig machen würden.
„Sam hat absolut keine Ahnung von dem Konzept ‚Nagellack ist Mädchenkram‘ und konnte sich nicht vorstellen, dass auch nur irgendwer ein Problem mit hübschen Fingernägeln haben könnte“, erklärt sein Vater Aaron Gouveia auf Twitter.
So he proudly wore his red nail polish to kindergarten this morning because Sam has absolutely no concept of nail polish only being for girls or reason to think anyone would possibly have a problem with beautiful nails. pic.twitter.com/WsHHupgw9H
— Daddy Files (@DaddyFiles) October 23, 2018
Er legt nach: Die Kinder, die seinen Sohn gemobbt und ausgelacht haben, seien erst im Kindergarten. Mit höchster Wahrscheinlichkeit würden sie einfach das nachahmen, was ihnen ihre Eltern vorleben würden.
Männliche Männer: Ein überholtes Konzept?
Fußball schauen, Bier trinken und bloß nicht zu oft zum Arzt gehen: Echte Männer müssen stark sein. Gefühle zeigen, Nagellack oder Handtaschen sind in diesem Konzept der Männlichkeit nicht vorgesehen. Und genau da liegt das Problem der „toxischen Männlichkeit“, so wie Gouveia diese Denkweise nennt. Viele Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen seien seiner Meinung nach gesellschaftlich konstruiert und nichts sei scheinbar – auch heute noch – schlimmer, als diese Regeln zu brechen. An die Eltern der Mobber gerichtet, twittere der Familienvater:
„Ich hoffe, Ihr schlaft heute Nacht gut, jetzt, da die natürliche Ordnung wiederhergestellt und Geschlechternormen bei einem kleinen Jungen gefestigt wurden, dessen einziges Vergehen es war, verwegen genug gewesen zu sein, bunte Fingernägel zu mögen.“
I hope you sleep well tonight knowing order has been at least partially restored and gender norms solidified for one more little boy whose terrible infraction was having the audacity to like brightly painted fingernails.
— Daddy Files (@DaddyFiles) October 23, 2018
#ImWithSam: Twitter zeigt sich solidarisch
Der emotionale Post des Vaters ging viral. Der Tweet wurde fast 40.000 mal geteilt und knapp 77.000 haben auf „Gefällt mir“ geklickt. Doch damit nicht genug. Unter dem Tweet haben tausende Menschen ihre Geschichten geteilt und Fotos mit lackierten Fingernägeln hochgeladen.
My husband, a fellow Patriots fan, says hi. He also says that a boy is not defined by what he decides to wear but by how he treats others. My husband is the kindest man I ever met and that’s the reason I fell in love with him pic.twitter.com/zjpfrOIe9T
— Sara Lando (@bruko) October 26, 2018
Sam hat sich laut den Berichten seines Vaters letztendlich doch dafür entschieden auch weiterhin Nagellack zu tragen, egal was die anderen Kinder sagen. Sein großer Bruder und Aaron selbst haben sich ebenfalls dazu entschlossen Nagellack zu tragen, um Sam zu zeigen, dass es völlig ok ist nicht in die enge Geschlechterschublade der Gesellschaft zu passen.
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