Kita-Start mit Münchner oder Berliner Eingewöhnungsmodell?

Mutter bringt vier Kinder zum Kindergarten
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Welchen Unterschied macht eine Eingewöhnung nach dem Berliner Modell und dem Münchner Modell?  Und was tun, wenn die Eingewöhnung gar nicht klappt? Die Antworten auf diese Fragen haben wir dir hier zusammengefasst und haben die Unterschiede aber auch die Gemeinsamkeiten der verschiedenen Eingewöhnungsmodelle gegenübergestellt.

Münchner vs. Berliner Eingewöhnungsmodell

Es gibt in Deutschland derzeit unterschiedliche Modelle für die Kita-Eingewöhnung: das Berliner Modell und das Münchner Modell. Sie unterscheiden sich in Dauer und Ablauf.

Die Kitas können teilweise selbst entscheiden, welches Eingewöhnungsmodell sie bevorzugen. In jedem Fall wirst du in der Regel einige Wochen vor dem Beginn der Betreuung zu einem Informationsgespräch eingeladen. Dort triffst du auf die zukünftigen Betreuer:innen deines Kindes. Diese werden dir erklären, ob das Münchner oder das Berliner Eingewöhnungsmodell genutzt wird, wie es jeweils funktioniert und welche Vorteile es mit sich bringt.

In diesem Gespräch hast du außerdem bereits die Möglichkeit, auf Besonderheiten deines Zwerges hinzuweisen und gegebenenfalls eigene Ideen einzubringen.

Eingewöhnung nach Berliner Modell

Beim Berliner Modell erfolgt die Trennung stufenweise. So wird sichergestellt, dass dein Kind nicht plötzlich mit einer vollkommen neuen Situation konfrontiert ist. Bei der Eingewöhnung spielen die Reaktionen und Bedürfnisse des Kindes eine große Rolle.

Das Berliner Eingewöhnungsmodell gliedert sich in vier Phasen:

  1. Grundphase
    In der Grundphase des Berliner Eingewöhnungsmodells begleitest du dein Kind in die Kita und hältst dich mit ihm wenige Stunden im Gruppenraum auf. In der dreitägigen Phase beobachtet der/die Erzieher:in dein Kind und nimmt vorsichtig Kontakt zu ihm auf – meist über Spielangebote oder über eine Beteiligung am Spiel.
  2. Stabilisierungsphase
    Nach dem Berliner Modell beginnt am vierten Tag die nächste Phase. In dieser versucht der/die Erzieher:in, deinem Kind beim Mittagessen zu helfen und mit ihm zu spielen, um so eine Vertrauensbasis aufzubauen. Du reagierst in dieser Phase nur dann auf Signale deines Kindes oder greifst anderweitig aktiv ein, wenn es seine Erzieher:innen noch nicht akzeptiert hat. Die Interaktion besteht nur zwischen Erzieher:in und Kind – du bist sozusagen nur anwesend.
  3. Der erste Trennungsversuch
    Du verabschiedest dich von deinem Zwerg, verlässt den Raum für ungefähr eine halbe Stunde, bleibst aber in der Nähe, damit du bei Bedarf geholt werden kannst. Die Reaktion deines Kindes auf diese erste Trennung entscheidet über die Dauer der Eingewöhnungszeit. Verhält es sich von der Trennung wenig irritiert, erfolgt eine ungefähr sechstägige Eingewöhnungszeit. Wenn dein Kind bei der Trennung jedoch versucht, die Kita mit dir zu verlassen, es weint und sich nicht von den Erzieher:innen trösten lässt, wird die Eingewöhnungszeit in der Regel auf etwa zwei bis drei Wochen verlängert.
  4. Schlussphase
    Die letzte Phase ist erreicht, wenn dein Kind ein erstes emotionales Band zur seinen Erzieher: innen geknüpft hat. Es kann sein, dass dein Kind noch immer protestiert, wenn du dich verabschiedest, lässt sich aber trösten. In der Schlussphase hältst du dich nicht mehr im Kindergarten auf – bist aber jederzeit erreichbar.

Vor- und Nachteile des Berliner Eingewöhnungsmodells

Die Eingewöhnung nach dem Berliner Modell ist ein sehr bedürfnisorientiertes Konzept. Das Kind kann sich dann lösen, wenn es wirklich bereit dafür ist. Doch dafür braucht es Zeit und Geduld und erfordert Flexibilität, um sich auf jedes Kind individuell einlassen zu können.

Je nach Größe und Auslastung der Kita kann das nicht immer im gewünschten Rahmen gewährleistet werden. In machen Einrichtungen sind die zeitlichen Vorgaben für die Eingewöhnung eher starr.

Eine Eingewöhnung nach dem Berliner Modell erfordert aber eben gerade von den Eltern Zeit und Flexibilität. Die Zeit nehmen wir uns zwar gerne, doch in manchen Familien kann das zu Schwierigkeiten führen. Etwa, wenn noch jüngere Geschwister betreut werden müssen oder es die Arbeit schlicht nicht zulässt. Wenn dein Kind eventuell etwas mehr Zeit für die Eingewöhnung braucht, dafür haben viele Arbeitgeber zum Beispiel oft nur wenig Verständnis. Flexibel sein wird daher wieder zur Herausforderung.

Eingewöhnung nach Münchner Modell

Das Münchner Modell ist quasi eine Variante des Berliner Eingewöhnungsmodells mit etwas anderen Schwerpunkten. Doch auch hier ist eine behutsame Eingewöhnung vorgesehen. Charakteristisch für dieses Modell ist, dass alle Beteiligten die Kindertageseinrichtung besuchen, aktiv einbezogen werden und Eltern und Kinder den Alltag etwa zwei Wochen miterleben, bevor die erste Trennung stattfindet.

Das Münchner Eingewöhnungsmodell gliedert sich in vier Phasen:

  1. Kennenlernphase
    In der einwöchigen Kennenlernphase nimmt das Kind gemeinsam mit einem Elternteil an den Aktivitäten der Gruppe teil. Will das Kind von sich aus alleine aktiv werden und beispielsweise an einem Gruppenspiel teilnehmen: super! Es findet aber kein aktiver Trennungsversuch statt. Vielmehr kann dein Kind selbstständig entscheiden, wie stark es sich jetzt schon in die Gruppe integrieren möchte.
  2. Sicherheitsphase
    Anschließend folgt die ebenfalls rund einwöchige Sicherheitsphase. In dieser sollen die Eltern als Bezugsperson in den Hintergrund rücken und nach und nach durch eine Vertrauensperson unter den Erzieher:innen ersetzt werden. Das Elternteil bleibt also weiterhin innerhalb der Gruppe präsent, immer mehr Aufgaben werden aber nun durch die Erzieher:innen übernommen.
  3. Vertrauensphase
    In dieser Zeit soll dein Kind Vertrauen in die Abläufe gewinnen und die Angst vor der fremden und neuen Situation endgültig verlieren. Bevor du dein Kind erstmals alleine lässt, erklärst du ihm, dass du jetzt gehst und gleich wiederkommst. Anschließend hängt alles von der Reaktion des Kindes ab: Beruhigt es sich nach kurzer Zeit und nimmt eine aktive Tätigkeit auf, ist die Eingewöhnung nach dem Münchner Modell abgeschlossen. Gerät dein Kind in Panik und lässt sich von den Betreuer:innen nicht beruhigen, erfolgt erst nach einigen Tagen ein neuer Trennungsversuch.
  4. Reflexionsphase
    Hier besprichst du mit der Kita-Leitung und den Erzieher:innen welche Besonderheiten es bei der Eingewöhnung gab, was gut und was weniger gut gelaufen ist.

Es gibt bei der Eingewöhnung kein Patent-Rezept

Weder das Münchner noch das Berliner Eingewöhnungsmodell ist ein Patent-Rezept für eine gelungene Eingewöhnung. Jedes Kind ist anders und jede Eingewöhnung verläuft individuell.

Die Kita-Eingewöhnung wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst: Alter, Entwicklungsstand des Kindes, vorhandenen Trennungserfahrungen, zeitliche Ressourcen der Eltern (viele müssen schnell wieder arbeiten oder jüngere Geschwister betreuen) oder den Rahmenbedingungen der jeweiligen Einrichtung.

Wenn die Eingewöhnung nicht klappt

Die Eingewöhnung in die Kita bzw. den Kindergarten ist erst dann abgeschlossen, wenn dein Kind sich gut in die Gruppe integriert hat und sich von seinen Erzieher:innen beruhigen lässt. Ist das nach drei bis vier Wochen nicht der Fall, kann der Zeitraum natürlich verlängert werden. Manche Kinder benötigen einfach etwas mehr Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen.

Klappt es mit der Eingewöhnung allerdings überhaupt nicht und kommt dein Kind nicht zurecht, suche das Gespräch mit den Erzieher:innen. Vielleicht ist es aktuell in der „Fremdel“- Phase, was die Fremdbetreuung schwieriger macht oder vielleicht ist es auch noch nicht so weit. Dann kann ein weiterer Versuch, einige Monate später sinnvoll sein.

Tipp: Kinder die mit der Gruppengröße in öffentlichen Kindergärten überfordert sind, können auch von einer Tagesmutter betreut werden. Hier ist die Atmosphäre etwas intimer.

Quellen