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„Ich bin dann mal weg!“ – das erste Mal auf Klassenfahrt

Kind steigt in einen Schulbus
© Pixabay/ ebpilgrim

Wenn es die Kinder zum ersten Mal in die große, weite Welt hinauszieht, darf sich Mama ruhig so ihre Gedanken machen – oder? Unsere Autorin Daniela Kirschbaum erzählt von Klassenfahrten, Packlisten und Fahrten auf dem Gedankenkarussell.

Schullandwoche, wir kommen!

Da trägt man sie neun Monate unter dem Herzen, steht schlaflose Nächte, erste Zähne, Trotzanfälle und ähnliche Kaliber durch, und ehe man es sich versieht, stehen sie da, laden ihre Koffer in den Bus und winken zum Abschied…

Nein, nein, keine Sorge, sie ziehen nicht aus – jedenfalls noch nicht! Aber sie fahren ein paar Tage auf Klassenfahrt und das gibt Mama und Papa einen Vorgeschmack dessen, wie es sein wird, wenn sie erst mal flügge sind – (herrlich) still, (ungewohnt) sauber und (ziemlich) seltsam … Nicht unbedingt etwas, woran man sich so bald gewöhnen möchte, oder?

Aller Anfang ist schwer

Bedingt durch die Mehrstufenklasse, ist unser Nachwuchs jedes Jahr ein paar Tage mit der Schule unterwegs. Die Klasse fährt nämlich geschlossen, soll heißen, auch die 6-jährigen Knirpse sind mit von der Partie.

Verständlich, dass man da zunächst einmal ein wenig schlucken muss. Präziser ausgedrückt: Mama und Papa schlucken!

Die Sprösslinge sehen es (noch?) locker, schleppen ihrer Koffer an und stopfen hinein, was Kind in der Ferne eben so braucht (Spielzeug, Süßigkeiten, Kuscheldecke, eine Ersatzunterhose, ein halbes Paar Socken – in genau dieser Reihenfolge).

Vorausschauende Planung nennt man das wohl. Zur Selbständigkeit erzogen, weiß der Nachwuchs nämlich ganz genau, was er auf Reisen braucht (s.o.) und was nun wirklich absolut unnötig ist (warmer Pullover, Pyjama, Zahnputzzeug – „Mama!!! Das ist URLAUB, nicht Alltag!“)

Klassenfahrt? Immer locker bleiben!

Ganz nach dem Motto „Ich bin dann mal weg!“, treffen mich die Projekttage jedes Jahr aufs Neue eiskalt. Dieses Jahr war Töchterchen als Erstklässlerin zum ersten Mal mit dabei.

: Tipps für einen emotionalen Tag

Ganz ohne Mama und Papa unterwegs – eine Premiere! Für sie selbst nicht der Rede wert… „Ich bin doch kein BABY, Mama! Das schaff ich locker!“

„Ja klar, mein Kind, DU wahrscheinlich schon, aber ICH nicht!“

Meine Bedenken behalte ich aber natürlich schön für mich. Nach außen hin muss Mama freilich immer locker bleiben. Die kleinste Unsicherheit überträgt sich doch auf den Nachwuchs, kennt man ja. Und das könnte ihm in seiner Autonomie und seinem Freiheitsdrang schaden. Wollen wir doch nicht…

Die Sache mit der Packliste

Deshalb hat sich Mama selbstverständlich auch dieses Jahr halbwegs im Griff gehabt, als der Nachwuchs seine Reisetrolleys herankarrte. Die zwei Seiten lange Packliste in den zittrigen Händen (von „A“ wie „Anziehsachen“ bis „Z“ wie „Zahnputzzeug“), wurde wild gestikulierend diskutiert.

„Nein, nicht SIEBEN Spiele! EINES steht auf der Liste!“, „Kind, EIN Kuscheltier reicht, du brauchst dort keinen Zoo!“, „JA, du brauchst WIRKLICH eine Ersatzhose!“, „NATÜRLICH musst du Waschzeug mitnehmen!“

Als die sieben Sachen (na gut, eher 77 Sachen) endlich verstaut waren, die Kinderköfferchen mit vereinten Kräften geschlossen, setzte schlagartig die kindliche Vorfreude ein („Wir bleiben heimlich bis Mitternacht auf und erzählen uns Horrorgeschichten, haben wir ausgemacht. Die Lehrer merken das sicher nicht!“) –  und bei Mama das Gedankenkarussell.

Man darf sich ruhig Gedanken machen

Es sind einige Dinge, die einer besorgten Mama so kurz vor dem kindlichen Aufbruch in die große, weite Welt durch den Kopf schießen:

  • Ist auch wirklich ALLES im Koffer verstaut?
  • Was, wenn sich Kind auf der Busfahrt übergibt?
  • Was, wenn fieses Heimweh unbarmherzig zuschlägt?
  • Was, wenn sich Kind blamiert (eingenässt ist ja schnell mal, vor allem in einer ungewohnten Situation)?

Was wenn, was wenn, was wenn …

Da muss sich Mama wohl an der Nase nehmen. Einstellung und so!

  • Was, wenn es dem Sprössling supergut gefällt?
  • Was, wenn er noch als Erwachsener von dieser Fahrt schwärmt?
  • Was, wenn Mama und Papa endlich auch einmal Zeit für Zweisamkeit haben?

Na also! Hört sich doch schon viel besser an!

Auf die Plätze – fertig – los

Dann ist er da, der große Tag im Mai. 25 Kinder steigen freudestrahlend in den Reisebus ein. Ein wenig überdreht zwar, aber das muss eben so sein. Ein Haufen Elternteile winkt unermüdlich in Richtung der verdunkelten Fensterscheiben, durch die man seinen reisefreudigen Nachwuchs ohnehin nicht richtig ausmachen kann.

Ein bisschen wehmütig zwar – aber das muss eben so sein!

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