Fliegen mit Kleinkind: Vorbereitungsstress und unzufriedene Fluggäste

Mutter und Tochter auf dem Weg zum Flugzeug
Fliegen allein mit Kleinkind.
© Unsplash/westwind air service

Es ist mal wieder so weit. Der nächste Flug steht uns bevor und nur beim Gedanken daran wird mir ganz schlecht. Mama-Philine erzählt von ihrer Erfahrung: Fliegen mit Kleinkind.

Seitdem ich Mama bin, weiß ich was es bedeutet mit einem Baby oder Kleinkind zu fliegen. Mein Mann und ich fliegen seitdem unsere Tochter geboren wurde aus beruflichen Gründen um die Welt. Als kleine Familie haben wir Lang- und Kurzstrecken hinter uns gelassen. Eins kann ich verraten: Spaß bringt das nicht. Und das liegt nicht allein am kleinen Fluggast. Fliegen mit Kind geht mit den größten Vorurteilen einher. In der Sekunde, wo das Flugzeug mit einem Kleinkind betreten wird, fangen die Augen der Fluggäste an zu rollen.

Woran muss gedacht werden bevor es losgeht?

Vor jedem Flug werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Das bedeutet, ich versuche im Vorhinein alle unangenehmen Situationen zu kalkulieren, damit der Flug so angenehm wie möglich verläuft. Ich berechne vor Abflugzeit immer mehr Zeit mit ein und nehme haufenweise Snacks, Quetschies, Trinken, Wechselkleidung und Spiele mit.

Während des Fluges darf es meiner Tochter an nichts fehlen. Deshalb besteht mein Handgepäck ausschließlich aus Dingen für meine Tochter. Filme auf dem Laptop und Süßigkeiten gehören bei mir zur Grundausstattung eines jeden Fluges. Und ja, für jedes Anschnallen und Sitzen bleiben gibt es von mir ein Gummibärchen.

Welche Tipps und Tricks können den Flug mit Kind erleichtern?

Vor kurzem durfte ich allein mit meiner zweijährigen Tochter einen sechsstündigen Flug antreten. Die erste große Herausforderung besteht darin, mit Koffer, Handgepäck, Kinderwagen und Kleinkind den Weg zum Check-In zu überwinden. Kleiner Tipp: vordrängeln und nach Hilfe bitten, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Die meisten Mitreisenden begegnen einem außerhalb des Flugzeugs mit Verständnis.

Unsere Sitzplätze sind wie immer in den hintersten Reihen und das erwies sich jedes Mal als die beste Entscheidung. Meistens hat man da nicht nur Platz für sein Handgepäck, sondern auch die FlugbegleiterInnen in der Nähe. Die letzte Sitzreihe erweist sich außerdem als besonders vorteilhaft, wenn das Kind windelfrei ist und der Weg zur Toilette schnell gehen muss.

Was tun, wenn das Kind während des Fluges schreit?

Nun ist es soweit. Wir haben es uns auf unseren Sitzplätzen bequem gemacht und das Flugzeug startet. Während des gesamten Fluges benimmt sich meine Tochter ausgezeichnet. Sie malt friedlich vor sich hin, nascht ihre Snacks und schaut Peppa Wutz. Diese Reisespiele für unterwegs sind ein Erfolg! Mein Stress-level sinkt, Schweißperlen trocknen und ich beginne mich zu entspannen. Kurz vor Landung schläft sie ein. Die Anschnallzeichen erleuchten und die Landung wird vorbereitet.

Höflich bittet mich eine Flugbegleiterin darum meine Tochter aufrecht hinzusetzen und anzuschnallen. Ich muss sie also wecken und jedes Elternteil weiß wohl, was das bedeutet. 15 Minuten lang wird geschrien und gebrüllt. Während ich im ruhigen Ton versuche meiner Tochter zu erklären, dass sie sich anschnallen muss, bemerke ich, wie die Fluggäste um mich herum beginnen zu stöhnen und zu tuscheln. Eins kann man mir glauben – für uns Eltern ist es auch anstrengend, nervig und vor allem unangenehm. Aber manche Dinge sind unmöglich zu kontrollieren, wie eben ein wütendes Kind, was aus dem Schlaf gerissen wurde. Augen zu und durch. Es geht vorbei!

Warum müssen sich Eltern für das Geschrei des Kindes überhaupt entschuldigen?

Nach der Landung beschwerte sich ein Fluggast, der eine Reihe neben uns saß. Er fing an meine Tochter übel zu beschimpfen. Sie solle ihren Mund halten und was für ein schreckliches Kind sie sei. Mein Herz bricht. Sie ist doch erst zwei Jahre alt. Das ironische an der Geschichte ist, dass genau dieser Fluggast auf dem ganzen Flug unbeschwert geschlafen und durch alle Reihen hinweg geschnarcht hat. Auch er war derjenige, der seinen Nasen-Mund-Schutz nicht getragen hat. Somit hat er sich nicht nur fraglos danebenbenommen, sondern auch Regeln verstoßen.

Hätte ich mir nun das Recht nehmen dürfen ihn auch zu beschimpfen? Nein, denn unter uns Erwachsenen herrscht ein gewisser Respekt, der irgendwo zwischen Intoleranz und Unverständnis gegenüber Kindern im Flugzeug verloren gegangen ist.

Schlechte Erziehung oder schlechtes Timing?

Ich frage mich, warum Fliegen mit Kindern stigmatisiert ist und ob der Flug zusammen mit meinem Mann anders ausgegangen wäre. Es ist nicht mein erster Vorfall mit einem Fluggast, aber sicherlich der Schlimmste. Egal ob Stillen, Filme schauen am Laptop oder schreiende Kinder.

Im Flugzeug können Eltern nur alles falsch machen. Denn es geht nicht immer um die richtige Kommunikation, das perfekte Spielzeug oder die richtige Erziehung, damit sich ein Baby oder ein Kind benimmt, wie viele Fluggäste ohne Kinder vermuten. Fliegen hat ausschließlich mit dem perfekten Timing zu tun und das kann nun mal nicht immer zutreffen.

Wieso wir aber das Fliegen während Covid-19 mit Kleinkind gemieden haben und dafür in Spanien geblieben sind, erfährst du hier in diesem Artikel: