Freie Schule: Schul-Alternativen im Überblick

Mädchen sitzt im Klassenzimmer
Klassische Schulkonzepte sind längst nicht mehr die Norm.
© Pexels/ Arthur Krijgsman

Das klassische Schulsystem, so wie wir es kennen ist zwar gängig, aber längst nicht die einzige Bildungsmöglichkeit. Freie Schulen sind eine alternative Schulform, die Kindern individuelle Entfaltungsmöglichkeiten bieten. Was eine freie Schule genau ist und welche Einrichtungen darunter fallen, haben wir für dich zusammengefasst.

Was ist eine freie Schule?

Eine freie Schule fällt unter die Kategorie der Privatschulen und ist eine Schule in freier Trägerschaft. Sie kann von einem Verein, aber auch einer Elterninitiative oder GmbH gegründet werden. Freie Schulen sind staatlich anerkannt oder genehmigt. Ist sie nur genehmigt, aber nicht anerkannt, darf sie keine Abschlüsse verteilen. Rechtlich werden Schulen in freier Trägerschaft von Art. 7 Abs. 4 Grundgesetz (GG) geschützt.

Laut dem Bundesverband der Freien Alternativschulen e.V. , sind freie Schulen selbstorganisierte Einrichtungen. „Die Gestaltung der Selbstverwaltung ist für Kinder, Jugendliche, Eltern und die in der Schule Tätigen eine prägende Erfahrung im demokratischen Umgang miteinander. Sie schaffen ihre eigenen Regeln und Strukturen, die veränderbar bleiben“.

In einer freien Schule bestimmen Kinder ihre Tätigkeit also primär selbst. Sie können lernen was sie interessiert. Daher gibt es auch keinen Unterschied zwischen Spielen und dem „traditionellen lernen“. Der Unterricht an freien Schulen ist im Allgemeinen komplett anders. Es gibt altersgemischte Klassen und auch die Zeiteinteilung ist flexibler. Lehrer gibt es zwar, diese werden aber meistens Lernbegleiter genannt. Auch ist es gängig, dass sich in freien Schulen alle duzen.
Dennoch ist eine freie Schule nicht gleich eine freie Schule. Auch hier lässt sich zwischen verschiedenen Konzepten unterscheiden. Deshalb ist es wichtig nach einer Bildungseinrichtung zu suchen, die deinem Kind und euch das bietet, was ihr sucht.

Ist dein Kind bereit für die Schule?

Freie Schulen im Überblick

Etwa 10 bis 15 Prozent aller Kinder können trotz ausreichender Intelligenz die Anforderungen von Schulen nicht erfüllen. Ursache kann eine Lernstörung sein, aber auch eine Konzentrationsschwäche. Daher entscheiden sich immer wieder Eltern für das alternative Schulmodell. Freie Schulen üben meist deutlich weniger Druck auf die Schüler aus und gehen außerdem individuell auf jedes Kind ein.

Wenn du dich dafür entscheidest, deinen Nachwuchs auf eine freie Schule zu schicken, solltest du dir vorab Gedanken über die Einrichtung machen. Dabei kommt es ganz klar darauf an, wie du dein Kind bilden lassen möchtest und was es braucht. Wir haben dir die bekanntesten freien Schulen zusammengesucht.

Montessorischule

Die Philosophie dieser freien Schule orientiert sich an der Pädagogik von Maria Montessori. Sie besagt, dass Kinder nur aus eigener Motivation heraus lernen sollten, ohne Belohnungen und ohne Strafe und Kritik. Die Kinder werden individuell betrachtet, jedes hat seine eigenen Bedürfnisse, Begabungen und Schwächen. Demzufolge braucht jedes Kind eine eigene Art des Lernens in einem ganz eigenen Rhythmus. Dennoch gibt es Wochen- oder Monatspläne, die einem anzeigen, wann man was können sollte.

Montessorischulen sind nicht in allen Bundesländern staatlich anerkannt, in manchen sind sie per Definition nur genehmigt. Je nach Aufbau der jeweiligen Schule können die Abschlüsse bis zur Sekundarstufe aber überall in Deutschland erreicht werden. Auch das Fachabitur und die allgemeine Hochschulreife sind möglich, jedoch gibt es dabei Unterschiede zwischen den Bundesländern.

Mehr Informationen erhältst du bei Montessori Deuschland.

Montessori inspirierte Spiele

Waldorfschule

Rudolf Steiner ist der Begründer der Waldorfpädagogik, weshalb das Konzept stark auf seiner Weltanschauen aufbaut (Anthroposophie). Waldorfschulen haben in den letzten Jahren einen zwiespältigen Ruf getragen. Viele Denken bei dem Begriff gleich an das klischeehafte „Namen tanzen“. Tatsächlich legt die Waldorfpädagogik viel Wert auf die Entwicklung von praktischen, künstlerischen, kreativen und sozialen Fähigkeiten. Das Intellektuelle ist dem Kreativen und Handwerklichem gleichgestellt.

Einen festen Stundenplan, sowie Bücher gibt es nicht. Der Unterrichtsstoff wird in Epochen unterteilt. Die Schüler arbeiten also über mehrere Wochen hinweg in einem Fachgebiet, bevor sie sich dem nächsten Thema widmen. Grundkenntnisse wie Rechnen und Schreiben lernen sie über den Epochenunterricht hinaus.

Kinder einer Waldorfschule, werden ab der ersten Klasse in zwei Fremdsprachen unterrichtet. Russisch und Englisch. Das Abitur besteht aus vier schriftlichen und vier mündlichen Prüfungen. Die Aufgaben werden vom Ministerium vorgegeben und sind daher gleich mit denen der staatlichen Schulen. Ein Abiturfach kann tatsächlich das bekannte „Namenstanzen“ sein. Übrigens heißt das in der Fachsprache „Eurythmie“.

Wenn du noch mehr Details und Informationen erhalten willst, dann besuch den Bund der Freien Waldorfschulen.

Jenaplan-Schule

Die Jenaplan-Pädagogik orientiert sich an Gründer Peter Petersen. Diese freie Schule agiert nach vier Säulen: Gespräch, Spiel, Arbeit und Feier. Es wird jahrgangsübergreifend in Stammgruppen unterrichtet. Es kommen Schüler aus drei Klassenstufen zusammen, die dann miteinander und voneinander lernen. In Gesprächskreisen werden die sozialen Kompetenzen der Kinder trainiert und bei wöchentlichen Festen das Gemeinschaftsgefühl vertieft. Jenaplan-Schulen möchten die Individualität und die sozialen Fähigkeiten des Kindes fördern.

Es wird auch anderweitig gebildet. Schüler und Lehrer kreieren gemeinsam Wochenarbeitspläne. Lehrer erstellen Leistungs- bzw. Lernentwicklungsberichte. Schüler erhalten dann in einem persönlichen Gespräch Feedback zu ihren Leistungen.

Viele Jenaplan-Schulen verteilen ab dem siebten Schuljahr Zeugnisse mit klassischen Schulnoten. Das individuelle Gespräch bleibt aber nach wie vor bestehen. Auch an Jenaplan-Schulen können der Haupt- und Realschulabschluss sowie das Abitur erreicht werden. Dafür muss extern eine zentrale Prüfung abgelegt werden.

Mehr Informationen findest du auf jenaplan.eu.

Weitere freie Schulen

Die Liste der freien Schule ist lang. Es gibt beispielspeise Naturschulen, die wie der Name schon sagt, sehr naturorientiert sind. Auch kirchliche Schulalternativen gehören zu den freien Schulen. Diese haben viele Montessori- und Jenaplan-Elemente.

Lasst euch daher bei der Wahl der richtigen Bildungseinrichtung Zeit und besucht für jede für euch interessante Einrichtung einen Tag der offenen Türe. Diese geben euch nochmal einen besseren Einblick in die Philosophie und Pädagogik der Schulen.

Was kosten freie Schulen?

Neben den pädagogischen Werten spielt für viele Eltern auch der Kostenpunkt eine wichtige Rolle. Freie Schulen kosten je nach Einrichtung und Einkommen der Eltern unterschiedlich viel. Die Spanne liegt dabei zwischen 150 und 500 Euro pro Monat.

Wieso kosten freie Schulen überhaupt etwas? Das liegt daran, dass der Staat nur ein Teil der Kosten übernimmt. Deshalb müssen die restlichen Nebenkosten durch Elternbeiträge gedeckt werden.

Wenn euch eine Schule gefällt, dann informiert euch am besten gleich über die Gebühren. Informationen dazu findet ihr meist auf der Homepage der Schule.

Quellen