Freundebücher in der Kita: Was soll das?

Kind spielt im Kindergarten mit Bausteinen
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Unsere Autorin Amelie Mond glaubt, dass hinter Freundebüchern in der Kita nur der übertriebene Eifer von Müttern steckt

Langsam glaube ich, dass viele Kita-Mütter echt nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Woher kommt dieser übertriebene Eifer alles was sie in ihrer Kindheit verpasst haben, aufholen zu wollen? Gestern habe ich in der Kita von einer Mutter ein ‚Kindergarten Freundebuch‘ zum Ausfüllen in die Hand gedrückt bekommen.

Diese Freundebücher, hatten wir damals in der Grundschule. Logisch, denn da lernt man ja auch schreiben und beantwortet die Fragen, was man am liebsten spielt oder was das Lieblingstier ist, selbst mit großer Freude.

Aber stattdessen sollte ich das Freundebuch jetzt für meinen 18 Monate jungen Sohn ausfüllen. Sie wollte, dass ich mir also überlege, was er am liebsten spielt, was er nicht mag und was er später mal werden will. Geht’s noch? Ein Grund, warum mein Kind in der Kita ist, ist dass ich wieder arbeite und somit froh über jede – sowieso schon nicht vorhandene – freie Minute bin, die ich mit meinem Mann oder einfach nur mal mit Nichtstun verbringen kann.

„Warum stresst ihr euch also jetzt schon?“

Außerdem ist doch das Schöne an diesen Büchern, dass man später mal sehen kann, was die Freunde so Merkwürdiges reingeschrieben haben. Nicht, was die spießige Mutter dachte, was man selbst wohl mal werden wollte. Hier geht es doch um Emanzipation bzw. ‚Ich schreibe über mich‘ und nicht ‚meine Mama sagt‘. Und keines unserer Kinder wird sich auch nur ansatzweise bewusst an seine ersten drei Lebensjahre erinnern. Warum stresst ihr euch also jetzt schon, ob sie Freunde haben oder coole Geburtstagsgeschenke mit in die Kita bringen? Ja, ich habe mir auch vorgenommen einiges besser zu machen, als meine eigene Mutter. ABER DOCH NICHT IN DER KITA!

„Ich bin kein Opfer meiner verkorksten Vergangenheit.“

Nein. Ich weigere mich in dieses bekloppte Freundebuch zu schreiben, was mein Sohn sich wünscht, mag oder nicht mag. Das soll er gefälligst irgendwann selbst entscheiden. Bis dahin spiele ich am liebsten: „Ich bin immer noch ein selbstständiger Mensch und kein Opfer meiner verkorksten Vergangenheit. Und ich verliere keine wertvolle Zeit daran diese mit völlig verfrühten und übertriebenen Gesten zu kompensieren.“

Mein Fazit: Kein Freundebuch, keine Geburtstagstütchen, keine Abschiedskärtchen mit eingerichteter E-Mail-Adresse für meinen 18 Monate JUNGEN SOHN! Genau das wünsche ich mir, und da ich erwachsen bin, erfülle ich mir diesen Wunsch einfach selbst.