Die Beziehung zwischen Geschwistern ist einzigartig und verbindet deine Kinder meist ein Leben lang. Damit die Geschwisterliebe auch lange hält, haben wir Tipps wie du auf das Verhältnis deiner Kinder Einfluss nehmen kannst und so ihre Bande festigst.
Laut statistischem Bundesamt lebten im Jahr 2021 knapp 10,3 Millionen der insgesamt 13,6 Millionen Kinder in Deutschland mit Geschwistern im selben Haushalt. Also hatten 75 Prozent der Kinder mindestens einen Bruder oder eine Schwester.
Gerade, wenn die Kinder noch klein sind, steht oft Gezanke um Kleinigkeiten auf der Tagesordnung. Daher gilt: Von Anfang an die Geschwisterbeziehung fördern.
Das klingt ja schön und gut, aber wie genau stärkt man den Zusammenhalt zwischen Geschwistern? Hier einige Tipps, die du bei der Mission „Geschwisterbeziehung stärken“ beachten kannst.
Vermeide bei der Kindererziehung Konkurrenz zwischen den Geschwistern. Stärke stattdessen das Zusammengehörigkeitsgefühl, zum Beispiel durch viele gemeinsame Mahlzeiten und erst mit dem Essen beginnen, wenn alle sich „Guten Appetit“ gewünscht haben.
Auch eine gute Möglichkeit ist es, wenn die Kinder abwechselnd Ausflugsziele oder Vorlesebücher auswählen dürfen – so kommt jeder zu seinem Recht.
Auch kann man mit Spielen, bei denen deine Kinder etwas gemeinsam erreichen müssen, das Zusammengehörigkeitsgefühl und somit auch die Geschwisterliebe fördern.
#2 In jeder Geschwisterbeziehung gilt: Teilen will gelernt sein
Zum Beispiel, indem du ein Stück Kuchen für das Geschwisterchen aufbewahrst, das gerade nicht anwesend ist. So gehst du deinen Kindern als gutes Beispiel voran.
Gut ist es auch, wenn du deinem Kind zeigst, wie toll du es findest, wenn es etwas mit dir teilt. Deine überschwängliche Reaktion wird dein Kind wahrnehmen, was es dann eventuell auch motiviert, mit dem Bruder oder der Schwester zu teilen. Aber:
Es ist wichtig deine Kinder zum Teilen zu motivieren, du solltest sie aber nie dazu zwingen. Das könnte nämlich statt zu einer guten Geschwisterbeziehung eher zu einem Konkurrenzkampf führen.
Besser ist es sanft zu intervenieren, wenn es Streit gibt: „Du spielst gerade mit dem Bagger? Ja? Okay. Wenn nicht, könnt ihr ihn vielleicht abwechselnd haben.“
Was gehört mir und was gehört uns? Jeder sollte wissen, welche Dinge allen gemeinsam und welche dem Geschwister oder den Eltern gehören. Nur wenn sich ein Kind sicher sein kann, dass sich niemand an seinem Eigentum vergreift, wird es auch das Eigentum anderer Familienmitglieder respektieren.
Jedes Kind sollte einen Platz haben, an den es sich zurückziehen kann. Auch sollten Eltern niemals zum gemeinsamen Spielen zwingen.
Geschwisterliebe ist eben nicht, dass man sich immer und ständig mit Brüderchen oder Schwesterchen beschäftigt. Jeder darf – und sollte – auch mal sein eigenes Ding machen.
Ganz wichtig ist, dass du immer Rücksicht auf die Individualität deiner Kinder nimmst. Jeder ist anders und das schon in frühen Jahren und das kann natürlich auch hin und wieder Einfluss auf die Beziehung deiner Kleinen nehmen.
Ganz nach dem Motto: Lass die Kinder mal machen. Manchmal entstehen die schönsten Spiele genau dann, wenn absolute Langeweile herrscht und sie ihre Kreativität und Fantasie benutzen, um Spiele zu erfinden. Dann fahren Dinosaurier in Barbies Traumauto zur Dino-Konferenz oder deine Kinder schlüpfen in die Rollen von Super-Geheimagenten und retten die Welt. So lernen Kinder, ihre Geschwister nicht mehr als Spaßbremsen zu sehen, sondern als jemanden, mit dem man gerne Zeit verbringt.
Die „Lass sie mal machen“-Regel gilt natürlich nicht, wenn sich die Kinder streiten oder gar handgreiflich werden, denn so entsteht sicher keine gute Geschwisterbeziehung. Sollte ein Streit gerade erst entstanden und noch nicht eskaliert sein, kannst du es allerdings erst einmal so versuchen:
#7 Interveniere nur gezielt, und dann sehr bedacht
In Spielsituationen kann es ganz schön laut, wild und unordentlich werden und auch mal zum Streit kommen. Trotzdem solltest du widerstehen sofort einzugreifen. Geschwister streiten. Das ist einfach so. Gib deinen Kindern aber die Chance ihre Meinungsverschiedenheiten selbst zu klären.
Es ist wichtig, dass man den Unmut zwischen Geschwistern nicht verallgemeinert. Es gibt viele Faktoren, warum Geschwister nicht immer miteinander klarkommen, die man in
Betracht ziehen sollte. Dazu zählen ihre Persönlichkeit, der Altersunterschied, die Geburtsreihenfolge oder die (womöglich unterschiedliche) Behandlung durch die Eltern. Es können aber auch Einflüsse von außerhalb der Familie eine Rolle spielen.
Manchmal sind Geschwister halt einfach doof. Schlechte Gefühle sollten kein Tabu sein – denn nur wenn sie erlaubt sind, können auch positive Gefühle entstehen. Das solltest du deinem Kind auch kommunizieren.
Auch ein ruhiges Gespräch kann helfen zu erörtern was zum Streit geführt hat oder dein Kind verärgert hat. Das hilft dir zu erkennen, was das Problem zwischen den Geschwistern ist und dein Kind reflektiert über seine/ihre Gefühle.
Sollten sich deine Kinder besonders oft streiten, ist es aber trotzdem zu empfehlen den genauen Gründen auf den Grund zu gehen. Denn kennt man die Ursachen nicht, ist die Lösung schwer zu finden. Wenn die Ursachen für dich nicht klar ersichtlich sind, ist es auch keine Schande sich professionelle Hilfe zu holen, um die Geschwisterbeziehung zu stärken. Wende dich hier zum Beispiel an deine/n Kinderarzt/ärztin oder ein/e Kinderpsychologen/in. Sie werden dich beraten und deine Möglichkeiten aufzeigen.
#9 Wichtig für eine gute Geschwisterbeziehung: Nie vergleichen
Auch wenn sie dir auf der Zunge liegen, versuche Sätze wie „Schau mal, wie gut dein Bruder aufgegessen hat“ zu vermeiden. Diese Sätze heizen den ohnehin schon vorhandenen Wettbewerb zwischen Geschwisterkindern an. Du kannst Unterschiede natürlich trotzdem hervorheben – aber eben auf neutrale Weise. „Du kannst gut Fahrrad fahren, sie kann gut Ball spielen.“
Stecke deine Kinder nicht in Schubladen. Einer ist „der/die Wilde“, sie ist „der Tollpatsch“, der dritte ist „der Brave“. Sogar wenn man „Große/r” und „Kleine/r” sagt, weckt das Erwartungen. Reduziere deine Kinder nicht auf eine Charaktereigenschaft.
Hast du gewusst, dass die Geburtsreihenfolge die Persönlichkeit der Kinder und die Art wie sie miteinander umgehen beeinflusst? Weil das älteste Kind Verantwortung für seine jüngeren Geschwister übernimmt, ist es meist das fürsorgliche und tolerante Kind. Mittlere Kinder neigen dazu, ältere Geschwisterchen übertreffen zu wollen – deswegen sind sie oft ehrgeizig. Das jüngste Kind ist meist gesellig, kann aber auch unverantwortlicher sein.
Schmidt, Nicola: Geschwister als Team. Ideen für eine starke Familie, Kösel-Verlag
Prof. Dr. Frick, Jürg: Die unauflösbare Beziehung: Geschwisterbeziehungen und ihre Bedeutung. Unter: https://akademie-individualpsychologie.ch/wp-content/uploads/2015/10/Nr.-17-Geschwisterbeziehungen-und-ihre-Bedeutung.pdf, (letzter Zugriff: Juni 2021)
Bundeszentrale für politische Bildung: Familienhaushalte nach Zahl der Kinder. Unter: https://www.bpb.de/nachschlagen/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/61597/haushalte-nach-zahl-der-kinder/ (letzter Zugriff: Juni 2021)
Jane Mersky Leder: Adult Sibling Rivalry. Unter: https://www.psychologytoday.com/us/articles/199301/adult-sibling-rivalry (letzter Zugriff: Juni 2021)