Kann zu viel Fürsorge dem Kind schaden? Ja, sagt Ronald Hoffmann, Kinder- und Jugendpsychotherapeut und Leiter der Zentralen Psychologischen Beratung an der Uni Hamburg in einem Interview mit der Hamburger Morgenpost.
Helikopter-Eltern: Eine Definition
Er sieht das Problem im Mangel an Entscheidungsfreiheiten des Kindes: Helikopter-Eltern lassen ihre Kinder niemals aus dem Auge und ebnen ihnen wie ein Panzer den Weg. Stolpersteine gibt es nicht. Entscheidungen? Die muss das Kind nicht alleine treffen, dafür sind Mama und Papa ja da. Auch in Kindergarten und Schule mischen Helikopter-Eltern gerne mit. Das Kind soll eben so gut es geht vor Konfrontationen mit anderen Kindern, oder auch Erziehern und Lehrern, geschützt werden.
Das kann nach hinten losgehen
Hoffmann warnt: Dieses Verhalten kann sich im schlimmsten Fall negativ auf die späteren Jobchancen des eigenen Nachwuchses auswirken. Und das aus mehreren Gründen:
- Probleme, Konflikte zu lösen
Wie denn auch, wenn Mama und Papa ihnen nie gesagt haben, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Und sie von jedem Ärger so gut es geht abgeschirmt haben. Schuld am Streit waren ja immer nur die anderen. Oder? - Sie sind ängstlicher
Kinder von Helikopter-Eltern haben nie gelernt, sich ihren Ängsten zu stellen. Auch mit Stress und Leistungsdruck können sie nicht so gut umgehen – Widerstand gab es ja nie. Wie sollen sie dann später beim Vorstellungsgespräch mit unerwarteten Fragen klarkommen, geschweige denn dem Chef einen Fehler erklären können? - Probleme, Entscheidungen zu treffen
Wenn die Eltern alle Entscheidungen übernommen haben, fällt es den Kindern im Erwachsenenalter häufiger schwerer, eigenständige Entscheidungen zu treffen. Im Job nicht gerade von Vorteil.
Der Experte rät: Fürsorge – ja. Überfürsorge – nein. Es ist keine Schande, sondern ziemlich wichtig für die Entwicklung des Kindes eigene Entscheidungen zu treffen. Und wenn diese Entscheidungen mal falsch sind – um so besser. Denn nur so könnten Kinder lernen und sich weiterentwickeln. Letztendlich können aber die Eltern nur selbst wissen, was das Beste für ihr Kind ist – aber ein bisschen Mut zum Loslassen sollte man haben…