Unsere Tochter hatte mit anderthalb eine hartnäckige Erkältung, die sich zu einem gemeinen Husten entwickelte. Sie schlief sowieso noch neben mir im Bett, nur schlief sie jetzt wieder in meiner Armbeuge. Wir hatten bereits ein paar Nächte mit Fieber, vielen Tränen und Husten gehabt, als es eines Nachts richtig schlimm war.
Ich hatte mich schon aufgesetzt und sie auf meinen Schoß gesetzt, als ihr Husten gar nicht aufhören wollte. Der Husten schüttelte sie regelrecht und sie hörte sich wie ein Seehund an. Mit ihr auf dem Arm machte ich das Licht an.
Panik beim Kind wegen Atemlosigkeit
Wie ein kleines ängstliches Klammeräffchen hing meine Tochter auf meinem Arm. Nicht einmal weinen konnte sie unter all dem Husten. Sie verstand überhaupt nicht, was gerade mit ihr geschah und hatte schreckliche Angst. Intuitiv habe ich das Fenster geöffnet. Es war November und die kalte klare Luft schien ihr zu helfen.
Ich habe gesummt und sie sanft auf meinem Arm gewogen. Nach einer gefühlten Ewigkeit gab es einen Abstand zwischen dem Husten und schließlich verschwand die Anspannung aus ihrem Körper. Sie kuschelte sich an mich und starrte mich aus fiebrigen Augen an. Ich gab ihr aus ihrer kleinen Babyflasche ein bisschen Wasser.
Im Sitzen schlafen
Schließlich schloss ich das Fenster wieder, legte mir einen Berg Kissen an mein Kopfende und behielt meine Tochter auf der Brust. Im Sitzen bekam sie besser Luft und ich hoffte auf eine kleine Runde Schlaf für sie und mich. Tatsächlich mussten wir uns noch einmal in dieser Nacht ans Fenster setzen, aber schließlich konnten wir ein bisschen im Sitzen schlafen.
Vor Kindern hätte ich niemals freiwillig im Sitzen geschlafen, aber man wird ja demütig – oder pragmatisch – was die Schlafpositionen angeht. Außerdem hatte ich viel zu große Angst, dass sie noch einmal so schlimm husten musste.
Diagnose bei der Kinderärztin
Wegen einer einfachen Erkältung ging ich bei unserem dritten Kind nicht mehr unbedingt zum Kinderarzt. Aber nach dieser Nacht setzte ich mich doch ins Wartezimmer. Tochter 1 verschlief das Warten und war entsprechend wenig begeistert von der Untersuchung der Ärztin.
Ich beschrieb den Husten und die Zunahme in der Nacht. Vor allem beschrieb ich, wie meine Tochter Panik hatte und schwer Luft bekam. Die Ärztin horchte sie lange ab und stellte die Diagnose: Pseudokrupp. Das hatte ich zwar schon gehört, aber bisher nicht erlebt.
Pseudokrupp kurz erklärt
Von Pseudokruppanfällen sind vor allem Säuglinge und Kleinkinder zwischen 3 Monaten und 5 Jahren betroffen. Bei einem Pseudokrupp sind die Schleimhäute im Bereich des Kehlkopfes und der Stimmbänder entzündet. Sie schwellen an. Hierdurch entsteht bei den engen Atemwegen von Kleinkindern eine Verengung.
Das führt zu einem anfallartigen, bellenden Husten. Dieser tritt verstärkt am Abend und in der Nacht auf. Dort führt er zu langen Anfällen, die in schweren Fällen zum Ersticken führen können. Angst und Panik erschweren die Symptome.
Ruhe bewahren und das Notfallzäpfchen parat halten
Von unserer Kinderärztin erfuhr ich, dass ich intuitiv ganz richtig gehandelt hatte:
Einige Eltern würden auch kaltes Wasser in die Badewanne einlassen und sich bei offenem Fenster an den Rand der Wanne mit ihrem Kind setzen, erzählte unsere Ärztin. Die feuchte und kalte Luft würde den Kindern auch helfen.
Das habe ich allerdings nicht persönlich ausprobiert. Sie gab mir ein Notfallzäpfchen mit Cortison mit. Das würde im Akutfall dafür sorgen, dass die Schwellung abnimmt. Das legte ich in die Schublade meines Nachtschranks.
Ruhig bleiben = die schwerste Übung
Die Ruhe zu bewahren, ist mir in der Situation wahrscheinlich nur wegen akuter Müdigkeit überhaupt gelungen. Gewöhnlich ertrage ich es schwer, wenn eines meiner Kinder etwas hat. Und der Ausdruck in ihren Augen hat mich lange nach dem Husten verfolgt.
Dabei hatten wir – wenn ich andere Eltern höre – nicht einmal einen besonders schlimmen Anfall. Ich habe in keiner Sekunde daran gedacht, einen Krankenwagen zu rufen. Denn lebensbedrohlich hat es sich für mich nicht angefühlt.
Das Summen war ein Tipp aus der Schreiphase unseres zweiten Sohnes als Säugling. Es ist simpel: Beim Summen bleibt meine Atmung ruhig und ich kann mich besser von der Panik oder Unruhe meines Kindes abgrenzen. Ich gebe darauf keine Garantie, aber bei mir kam es oft zum Einsatz und hat jedes Mal erst mich und dann mein jeweiliges Kind beruhigt.
Glück gehabt
Wir hatten im Grunde Glück. Unsere Tochter hatte während dieser Erkrankung keinen so schlimmen Pseudokrupp mehr. Aber wir haben noch ein paar Tage aufrecht gesessen beim Schlafen. Das Einschlafen fiel ihr schwer und alleine in ihrem eigenen Bett zu schlafen war kein Thema mehr.
Ein gutes Jahr später hatte sie eine Erkältung mit schlimmem Husten, aber erneut lediglich einen Pseudokrupp. Auch wenn unsere Ärztin uns gewarnt hatte, dass diese Anfälle häufig wiederkehren. Wir sind davon fast verschont geblieben. In diesem Jahr wird sie 5 Jahre alt und die Gefahr ist sehr gering. Ich bin nicht böse darüber.