„Ich hasse dich“ – eine verbale Ohrfeige
Wenn das Kind diese Bombe raushaut, dass sind Eltern oft erstmal überfordert. Was ist jetzt die beste Reaktion? Irgendwie will man gleichzeitig weinen, schreien und das Kind in den Arm nehmen. Wenn dein Kind dir ein „Ich hasse dich“ entgegenschreit und sich dann wohlmöglich wütend auf den Boden wirft, heißt das aber nicht gleich, dass etwas an eurer Mutter-Kind-Beziehung nicht stimmt.
Wichtig ist jetzt erstmal, wie du mit der Aussage umgehst. Es gibt ein paar Tipps:
#1 WICHTIG: Bleib ruhig
„Ich hasse dich“ vom eigenen Kind zu hören ist nicht schön, das ist klar. Böse werden solltest du jetzt trotzdem nicht – das bringt weder dir noch deinem Kind was. Am besten nimmst du hier ein paar tiefe Atemzüge, zählst bis zehn oder gehst für einen Moment aus dem Raum. Auch Drohungen a la „Wenn du weiterhin so frech bist dann nehme ich dir dein Lieblingsspielzeug weg“ sind in einer solchen Situation meistens nicht angebracht.
#2 Frage dich: Versteht mein Kind das Wort überhaupt?
Bevor du deinem Kind jetzt eine Standpauke hältst, frag dich, ob es versteht, was hassen überhaupt bedeutet. Oft hören die Kleinen im Kindergarten von ihren Freunden das Wort. „Ich hasse Brokkoli“, „Und ich hasse Mittagsschlaf“ – im Kinderkopf wird hassen dann mit nicht mögen gleichgestellt. Und in der aktuellen Situation mag dich dein Kind eben gerade nicht so gerne. Dass „Ich hasse dich“ anderen Menschen gegenüber eine viel tiefere Bedeutung hat, versteht der Nachwuchs noch nicht. Schimpfen oder Überreagieren wäre hier unangebracht.
#3 Versuche, nicht darauf zu reagieren
Das mag jetzt unmöglich klingen, bringt aber wirklich viel. Es kann sein, dass dein Kind nur „ich hasse dich“ sagt, weil es eine Reaktion von dir will. Ähnlich wie bei anderen Schimpfwörtern liegt der ganze Reiz am Verbotenen. Wenn dein Kind merkt, dass du gar nicht reagierst, wird der Satz schnell uninteressant für die Kleinen werden.
#4 Sprich offen mit deinem Kind
Dein Kind kann auch nicht wissen, was du denkst, wenn du es ihm nicht sagst. Kann es die Bedeutung von Hass schon verschstehen, dann sag ihm, dass dir das wehtut. Dabei solltest du deinem Kind auf keinen Fall Vorwürfe machen. Denk immer daran: Dein Kind fühlt in der Situation auch ganz schon heftige Emotionen.
#5 Warum hat dein Kind das gesagt?
Nimm dir einen Moment und denke über die Situation nach, in der das „Ich hasse dich“ gefallen ist. Was war der ausschlaggebende Punkt – und, viel wichtiger, hättest du etwas anders machen können? Das soll jetzt auf keinen Fall heißen, dass du Fehler bei dir suchen musst. Aber du kannst dir trotzdem ein paar Fragen stellen: Hätte ich ein Verbot positiver formulieren können? Hat mein Kind meine Aussage vielleicht als persönliche Kritik aufgefasst?
#6 „Ich hasse dich“ heißt nicht, dass dein Kind dich hasst!
Wenn dein Kind „Ich hasse dich“ sagt, dass ist das kein Zeichen dafür, dass es dich wirklich hasst oder du etwas total falsch gemacht hast. Die Worte sind meistens eher ein einfacher Ausbruch von Wut. Mama oder Papa regieren nicht so, wie die Kleinen sich das vorgestellt haben. Wut, Ärger und Hilflosigkeit vermischen sich und dann kommt das unüberlegte ‚Ich hasse dich!“. Merke dir einfach: Dein Kind hasst nicht dich, sondern deine Macht, seine Pläne zu durchkreuzen!