Karies bei Kindern: Prävention beginnt bereits im Babyalter

vonConnie Gräf-Adams | freie Autorin
Kindermund mit geschädigten Zähnen
Viele Kleinkinder sind von Karies betroffen - dabei kann man sich gut davor schützen
© Bigstock / Chaser223

Etwa jedes fünfte Kleinkind im Alter von ein bis zwei Jahren hat Karies. Dabei sollten vor allem Milchzähne gut davor geschützt werden. Wird Karies rechtzeitig erkannt, können die Kinderzähne noch gerettet werden. Erfahre hier, wie du Karies im Anfangsstadium erkennst und wie du vorbeugen kannst.

Vorbeugen ist besser als Bohren. Der beliebte Slogan einer Zahnpasta-Marke aus den 1970er Jahren hat bis heute nichts an Aktualität verloren. Zwar ist es um die Zahngesundheit von Kindern heute besser bestellt als damals, dennoch sind die Zahlen alarmierend: Etwa jedes fünfte Kleinkind im Alter von ein bis zwei Jahren ist von frühkindlicher Karies betroffen, mehr als 50 Prozent aller Zehnjährigen in Deutschland haben schon eine Kariesbehandlung hinter sich. Ein Loch im Zahn kann nicht nur äußerst schmerzhaft sein, sondern auch Schäden im bleibenden Gebiss verursachen.

Wie entsteht Karies in Milchzähnen?

Im Mundraum tummeln sich Zigtausende von Bakterien, die sich im Normalfall die Waage halten. Enthalten Speisen und Getränke viel Zucker, können sich jedoch die schädlichen Mikroorganismen leicht vermehren.

Der Zucker aus Nahrungsresten, die sich im Zahnbelag befinden, wird von den Bakterien in Säure umgewandelt. Diese greift den Zahnschmelz an, der die schützende Hülle um die Zähne bildet. Wird der Zahnbelag nicht regelmäßig durch gründliches Zähneputzen entfernt, wird die Zahnsubstanz zunehmend porös und es kann ein Loch im Zahn entstehen.

Kinder sind für Karies besonders anfällig, da der Zahnschmelz im Milchgebiss empfindlicher ist als bei bleibenden Zähnen.

Ein erhöhtes Karies-Risiko besteht vor allem dann, wenn Babys häufig an einer Flasche mit säure- und zuckerhaltigen Getränken – beispielsweise gesüßte Tees, Obstsaft oder Fruchtschorle – nuckeln.

Welche Schäden kann Karies bei Kindern hervorrufen?

Den Milchzähnen wird oft fälschlicherweise keine große Bedeutung zugemessen, da sie ja ohnehin ausfallen und durch neue Zähne ersetzt werden. Ein kariöses Milchgebiss birgt jedoch ein gesteigertes Risiko, dass auch an den nachfolgenden Zähnen Karies entsteht.

Kommt es sogar zu einem Zahnverlust beim Kleinkind, kann sich das negativ auf die Sprachentwicklung auswirken und Probleme beim Essen verursachen. Zudem markieren die Milchzähne die richtige Position für die bleibenden Zähne. Fehlen sie, kann das Fehlstellungen zur Folge haben, die langwierige Korrekturen beim Kieferorthopäden nach sich ziehen.

Karies im Anfangsstadium: erste Anzeichen

Die frühkindliche Karies beginnt an den oberen Schneidezähnen und Eckzähnen und kann von dort auf weitere Zähne übergreifen. Karies im Anfangsstadium lässt sich gut erkennen, indem die Oberlippe des Kleinkinds sachte mit dem Finger angehoben wird.

Wie erkennt man Karies bei Kleinkindern?

Erste Anzeichen sind ein pelziger Zahnbelag, rötliche Stellen am Zahnfleisch und weißlich-kreidige Flecken auf den Zähnchen.

Karies behandeln: Wird bei Milchzähnen gebohrt?

Eltern befürchten oft, dass eine Karies-Behandlung schmerzhaft für das Kind sein kann. Die Sorge ist allerdings unbegründet: In Kinderzahnarzt-Praxen kümmert man sich sehr einfühlsam um die kleinen Patienten, um ihnen die Angst vor dem Zahnarztstuhl zu nehmen und die Behandlung so angenehm wie möglich zu gestalten.

Ob bei einem Milchzahn gebohrt werden muss, hängt vom individuellen Zustand der Zähne ab. Wird die Karies früh erkannt und betrifft nur den äußeren Zahnschmelz, genügt es meist, den befallenen Bereich mit einem Fluoridlack zu versehen. Das schützt den Zahnschmelz vor schädigenden Säuren und fördert die Regeneration.

Hat sich bereits ein Loch im Zahn gebildet, ist Bohren nicht zu umgehen.

Dabei werden die kariösen Stellen restlos entfernt und das entstandene Loch mit einer Füllung versehen. Der Eingriff erfolgt unter einer schonenden örtlichen Betäubung mit „Schlafwasser für die Zähne“.

Damit das Kind den Pieks der Spritze nicht spürt, wird das Zahnfleisch zuvor mit Gel („Zahnmarmelade“) betäubt. Bei sehr kleinen Kindern oder falls eine umfangreichere Therapie – zum Beispiel eine Wurzelbehandlung bei fortgeschrittener Karies – ansteht, raten Kinderzahnärzte zur Vollnarkose. Diese wird prinzipiell von ausgebildeten Kinderanästhesisten vorgenommen.

: gut zu wissen

Ist ein Zahn nicht mehr zu retten und muss gezogen werden, wird im Falle eines Backenzahns ein Platzhalter eingesetzt, damit der nachfolgende Zahn ausreichend Raum hat.

Kann Karies wieder verschwinden?

Von selbst kann Karies nicht wieder verschwinden. Entdeckt man mögliche Anzeichen, sollte man umgehend einen Termin beim Kinderzahnarzt vereinbaren.

Wie lässt sich Karies an Milchzähnen vorbeugen?

Gründliche Zahnpflege und Mundhygiene sollte schon im Babyalter auf der Tagesordnung stehen:

  • Auf zuckerhaltige Getränke unbedingt verzichten. Als Durstlöscher eignen sich stilles Mineralwasser oder ungesüßte Tees.
  • Die Nuckelflasche sollte kein Schnuller-Ersatz sein, sondern nur punktuell zum Trinken verwendet werden. Ab einem Alter von 12 Monaten kann das Kind aus Becher oder Tasse trinken.
  • Sobald das erste Zähnchen durchbricht, ist abends vor dem Schlafengehen Zähneputzen angesagt – mit einer kleinen weichen Zahnbürste und einer reiskorngroßen Menge fluoridhaltiger Kinderzahncreme.
  • Etwa ab dem zweiten Lebensalter zweimal täglich putzen. Dabei solltest du durch Anheben der Oberlippe immer kontrollieren, ob du alle Beläge von den Zahnflächen und in den Zwischenräumen vollständig entfernt hast.
  • Wenn das Kind drei Jahre alt ist, kannst du dein Kind schrittweise anleiten, sich selbst die Zähne zu putzen.

Karies tritt bei Kindern manchmal trotz Putzen auf. Hilfreiche Tipps zur richtigen Zahnputztechnik gibt’s beim Kinderzahnarzt. Dort solltet ihr euch ohnehin regelmäßig zur Kariesprophylaxe einfinden – sobald der erste Zahn da ist.

Welche Zahnpasta ist für Kinder geeignet?

Wird die Kariesprophylaxe bei Kindern von der Krankenkasse bezahlt?

Welche Kosten die gesetzlichen und privaten Krankenkassen übernehmen hängt vom Alter des Kindes ab:

  • Zwischen dem 6. und 33. Lebensmonat: Drei Früherkennungsuntersuchungen beim Zahnarzt plus den Auftrag von Fluoridlack zweimal pro Kalenderhalbjahr
  • Vom 34. Lebensmonat bis zum 6. Lebensjahr: Drei Früherkennungsuntersuchungen.
  • Kinder und Jugendliche von 6 bis 18 Jahren: Halbjährliche Kontrolluntersuchung beim Zahnarzt plus regelmäßige Fissurenversiegelung der bleibenden hinteren Backenzähne.

Ist die Fissurenversiegelung von Kinderzähnen noch zeitgemäß?

Manche Eltern stehen der Versiegelung der hinteren Backenzähne kritisch gegenüber, da Bisphenol (BPA) enthalten ist, das in größeren Mengen gesundheitsschädlich ist. In den Zahnversiegelungen ist jedoch lediglich 0,001% BPA enthalten, eine Gesundheitsgefährdung ist laut Experten auszuschließen.

Eine Fissurenversiegelung hält im Allgemeinen mehrere Jahre an. Zahnärzte empfehlen den Karies-Schutz vor allem dann, wenn bereits Zähne von Karies befallen sind oder die Zahnreinigung erschwert ist, weil die Backenzähne starke Einkerbungen aufweisen bzw. eine feste Zahnspange getragen werden muss. Ob die Maßnahme wirklich notwendig ist, sollte man mit dem behandelnden Zahnarzt besprechen.

Quellen