In diesem Artikel:
- Kawasaki-Syndrom durch Coronavirus?
- Anzeichen: Es gibt fünf Hauptsymptome
- Ansteckung: Was löst die Krankheit aus
- Behandlung: Kinder müssen ins Krankenhaus
- Verlauf: Wie lange dauert die Krankheit
- Spätfolgen: Herzprobleme sind typisch
Kawasaki-Syndrom: Kinder sind besonders betroffen
Das Kawasaki-Syndrom ist eine hochfieberhafte Erkrankung, die mit einer Gefäßentzündung (nekrotisierende Vaskulitis) der kleinen und mittleren Arterien einhergeht. Eine zusätzliche Entzündung in verschiedenen Organen ist ebenfalls Teil des Krankheitsbildes. Unter anderem können etwa die Herzgefäße betroffen sein, was zu Folgeschäden bei den betroffenen Kindern führen kann.
Das Kawasaki-Syndrom kommt vorwiegend bei Kindern unter fünf Jahren vor. Jungs sind davon häufiger betroffen als Mädchen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie-, Herz- und Kreislaufforschung e.V. erkranken in Deutschland pro Jahr etwa neun von 100.000 Kindern unter fünf Jahren – in den USA sind es mit 17 Kindern bereits fast doppelt so viele und in Japan erkranken jährlich sogar 112 von 100.000 Kinder am Kawasaki-Syndrom.
Kawasaki-Syndrom durch Coronavirus?
Vor allem bei ihren jungen Patienten entdecken Ärzte im Jahr 2020 weltweit immer häufiger starke Entzündung der Blutgefäße, Fieber und einen Hautausschlag. Oft ist auch die Bindehaut der Augen entzündet, die Lippen sind rissig und die Zunge geschwollen – typische Symptome des Kawasaki-Syndroms.
So zum Beispiel in Italien, Spanien und der Schweiz. Anfang Mai 2020 haben auch britische Ärzte in der Fachzeitschrift Lancet von einer „beispiellosen Häufung“ solcher Fälle berichtet. Innerhalb von zehn Tagen sei es bei acht Kindern zu einem hyperinflammatorischen Schock, ähnlich wie beim Kawasaki-Syndrom, gekommen teilten die Mediziner mit und ergänzten:
„Alle Kinder waren zuvor fit und gesund.“
Aber: Noch ist unklar, ob und wie diese Erkrankungen tatsächlich mit der Corona-Pandemie zusammenhängen. Außerdem war das Kawasaki-Syndrom auch schon vor der Corona-Pandemie bekannt.
In Deutschland sind bislang fünf solcher Kawasaki-Fälle bei Kindern nach einer Infektion mit Sars-CoV-2 registriert, so Reinhard Berner, Direktor der Kinderklinik an der Universität Dresden, im Interview mit tagesschau.de. Die überwiegende Zahl der Kinder, die sich mit dem Coronavirus infizieren, hätten außerdem nur sehr milde Symptome.
Kawasaki-Syndrom: Symptome
Das Kawasaki-Syndrom macht sich anfänglich durch plötzliches, hohes Fieber bemerkbar, für das es auf den ersten Blick keine Erklärung gibt. Zusätzlich gibt es eine Vielzahl von Symptomen. Die Krankheit kann nämlich im Prinzip fast jedes Organ betreffen. Trotzdem gibt es fünf Hauptsymptome, die, wenn sie gemeinsam auftreten (vier von fünf), mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgelöst werden durch das Kawasaki-Syndrom. Symptome sind:
- Mundschleimhaut, Lippen und Zunge sind hochrot („Erdbeerzunge“)
- Hautausschlag an Handinnenflächen und Fußsohlen außerdem auf Brust, Bauch und Rücken
(kann an Scharlach oder Masern erinnern) - beidseitige Bindehautentzündung (allerdings keine Eiterbildung)
- Lymphknoten am Hals sind geschwollen
- Abpellen der Haut an Fingern und Zehen
Von einem kompletten Kawasaki-Syndroms spricht man, wenn vier von fünf der Symptome in Kombination mit hohem Fieber auftreten.
Kawasaki-Syndrom: Ursachen
Die Ursachen des Kawasaki-Syndroms sind noch immer unklar. Wissenschaftler gegen davon aus, dass sich das betroffene Kind im Voraus eine Infektion eingefangen hat. In Japan werden neben diesen infektiösen Auslösern allerdings auch meteorologische Faktoren diskutiert. Dort kommt es in den Wintermonaten immer dann zu besonders vielen erkrankten Kindern, wenn bestimmte Westwinde Staub und Pilzsporen aus zentralasiatischen Regionen nach Japan (und auch bis an die Westküste der USA) transportieren.
Das Kawasaki-Syndrom ist nicht erblich, obwohl vermutet wird, dass eine genetische Veranlagung eine Erkrankung wahrscheinlicher macht. Ist das Kawasaki-Syndrom ansteckend? Hier können Ärzte beruhigen, die Krankheit wird nicht von Kind zu Kind übertragen.
Kawasaki-Syndrom: Diagnose und Behandlung
Das Kawasaki-Syndrom ist eine Krankheit, die anhand klinischer Merkmale festgestellt wird. Das bedeutet, dass die Diagnose ausschließlich auf Grund der Beurteilung durch einen Arzt gestellt wird. Dieser klärt außerdem ab, ob es Hinweise auf eine andere Erkrankung gibt, die die Symptome deines Kindes erklären könnte.
Wenn dein Kind an dem Kawasaki-Syndrom erkrankt ist, sollte es zur Beobachtung und Überwachung unbedingt stationär in ein Krankenhaus aufgenommen werden. Dort wird es gründlich untersucht (Elektrokardiogramm und Herzultraschall), um eine mögliche Entzündung der Herzgefäße auszuschließen. Außerdem sollte die Behandlung sofort beginnen, nachdem die Diagnose gestellt wurde. So wird das Risiko auf potenzielle Herzkomplikationen verringert.
Kawasaki-Syndrom Therapie: Behandlung mit Immunoglobulin
Die eigentliche Behandlung besteht aus Infusionen mit einer hohen Dosis Immunoglobulin (IVIG) und Acetylsalicylsäure. Immunglobuline-Präparate sind künstlich hergestellte Eiweißstoffe, die aus Spenderblut gewonnen werden. Sie entsprechen den Abwehr-Antikörpern, die unser Immunsystem normalerweise vor Infektionen schützt. Die Behandlung mit IVIG verringert die Entzündung und bewirkt eine starke Linderung der Kawasaki-Syndrom-Symptome.
Kann IVIG nicht eingesetzt werden, so wäre Kortison auch eine Möglichkeit, die Krankheit zu behandeln, so die Europäische Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie.
Wie lange dauert die Erkrankung?
Die Erkrankung mit dem Kawasaki-Syndrom verläuft in drei Phasen:
- Die akute Phase
Sie dauert bis zu zehn Tage. Das Fieber beginnt meist abrupt, und es entwickeln sich im Verlauf von drei bis vier Tagen die typischen Symptome, die dann zur Diagnose des Kawasaki-Syndroms führen können. - Die subakute Phase
Sie hat eine Dauer von zwei bis vier Wochen. Typisch ist eine Schuppung von Händen und Füßen. - Die Erholungsphase
Sie kann Monate dauern mit gelegentlich bestehender Müdigkeit und Leistungsschwäche.
Gegenwärtig gibt es keine bekannten Möglichkeiten zur Vorbeugung des Kawasaki-Syndroms, wie beispielsweise Impfungen. Es ist möglich, wenn auch selten, dass es bei einem Kind zum erneuten Ausbruch der Krankheit kommt.
Kawasaki-Syndrom: Spätfolgen
Das schwere Krankheitsbild gibt den Eltern oft Anlass zur Sorge, aber hier die gute Nachricht: Ein Großteil der Kinder, die an Kawasaki-Syndrom erkrankt sind, können vollständig geheilt werden. Durch eine Behandlung in den ersten zehn Tagen, kann eine Schädigung der Herzgefäße deutlich gesenkt und das Fieber, der Ausschlag und die Schmerzen deutlich reduziert werden.
Es gibt aber auch schlechte Nachrichten: So sind für das Kawasaki-Syndrom Spätfolge nicht untypisch. Trotz der richtigen Behandlung kann es bei einigen Kindern zu Herzproblemen kommen, die zu späteren Folgeschäden führen. Deshalb müssen die Herzen der betroffenen Kinder regelmäßig und auf längere Zeit ärztlich kontrolliert werden.
„Alle Kawasaki-Patienten müssen lebenslang kardiologisch betreut werden.“
, so die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. Erwachsene, die als Kind am Kawasaki-Syndrom litten, können also auch noch Jahre nach der Erkrankung an Herzproblemen leiden.
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Quellen:
Kindernetzwerk e.V. für Kinder, Jugendliche und (junge) Erwachsene mit chronischen Krankheiten und Behinderungen (2011) : Kawasaki-Syndrom. https://www.kindernetzwerk.de/images/Krankheitsuebersichten/Krankheitsuebersichten-kawasaki-syndrom.pdf,(letzter Zugriff Dezember 2018)
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (2008): Kawasaki-Syndrom, http://www.cardiologicum.net/wp-content/uploads/2015/04/CME-Kawasaki-Syndrom.pdf, (letzter Zugriff Dezember 2018)
Cremer, Hansjörg (2013): Kawasaki-Syndrom. In: Dieter Adam, H. W. Doerr, H. Link, H. Lode (Hrsg.): Die Infektiologie, Springer Verlag, S. 1208.
Europäische Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (2016): Kawasaki-Syndrom, https://www.printo.it/pediatric-rheumatology/AT/info/pdf/7/Kawasaki-Syndrom, (letzter Zugriff Dezember 2018)