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Darum stelle ich keine Fotos von meinen Kindern ins Netz

Vater schießt ein Foto seines Kindes
Auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre
© Bigstock/ encrier

Dass Eltern oftmals unbedacht Fotos ihres Nachwuchses mit der Öffentlichkeit teilen, kann unser Papa und Autor Markus Kirschbaum so gar nicht verstehen. Warum, erklärt er uns heute.

Warum macht man heutzutage jeden Schnappschuss gleich öffentlich?

Wenn ich so durchs Internet stöbere, wird mir beim Anblick von öffentlich zugänglichen Privatfotos von Kindern jedes Mal ganz anders. Vor allem seit ich selbst Papa bin, stechen sie mir unangenehm ins Auge. Ich komme einfach nicht umhin, mir darüber Gedanken zu machen, wie man bloß so unvorsichtig sein kann. Ist es grenzenlose Naivität? Oder vielleicht einfach nur Unwissenheit? In meinen Kopf will jedenfalls nicht hinein, dass es tatsächlich Eltern gibt, die fragwürdige Fotos von ihren Kindern ganz bewusst ins WWW schleudern. Das macht mich schlichtweg fassungslos und wütend.

Mit „fragwürdigen“ Fotos meine ich übrigens die Klassiker: Nackedeis am Badesee, weinende oder schmollende Kleinkinder, Essanfänger, denen der Babybrei vom Kinn tropft – solche Schnappschüsse eben. Schnappschüsse, die wirklich nur im privaten Fotoalbum (ja, durchaus analog) zu finden sein sollten. Schnappschüsse, mit denen man Heranwachsende aufzieht und ihnen „droht“, sie dem ersten Freund oder der ersten Freundin zu präsentieren – Schnappschüsse, die eben NICHT frei zugänglich im Netz zu finden sein sollten. Dem Kind zuliebe. Und weil man als Elternteil eben eine gewisse Verantwortung trägt – auch und gerade in den Sozialen Medien.

Auch Kinder haben ein Recht auf Privatsphäre

Dass in diesem Zusammenhang immer mehr Kampagnen gestartet werden, die unwissende Eltern darüber aufklären, wie Kinderbilder im Netz Tag für Tag missbräuchlich verwendet werden, ist einerseits gut, macht mich aber andererseits auch nachdenklich. Das bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass immer noch viel zu viele Eltern mit der Privatsphäre ihrer Kinder zu sorglos umgehen. Scheinbar wissen sie nicht, dass auch Kinder Persönlichkeitsrechte und ein Recht auf Privatsphäre haben.

Das Internet vergisst nicht…

Es gibt so einen Spruch: Das Internet vergisst nicht! Ja, ich traue mich zu behaupten, dass das durchaus zutrifft. Gerade Babys und Kleinkinder landen mit Vorliebe im Netz. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass „klein“ Laura es gar nicht so entzückend finden wird, dass ihre künftigen Schulkollegen Fotos von ihr im Netz finden werden, die sie mit nacktem Hinterteil zeigen. „Klein“ Leon wird es wahrscheinlich ebenfalls nicht lustig finden, wenn seine Kumpels der Zukunft die Fotos entdecken, die ihn heulend in der Schlammpfütze zeigen. Tja, blöd gelaufen, würde ich mal sagen. Laura und Leon können sich ja dann bei Mama und Papa beschweren. (In Frankreich könnten sie sie übrigens nach aktuellem Gesetzestext auch verklagen.)

Privatsphäre-Einstellungen machen Sinn

Ich bin ehrlich: Ganz verstehe ich es nicht, wie man das seinen Kindern antun kann. So schwierig kann es doch nicht sein, sich mit den Privatsphäre-Einstellungen in Sozialen Netzwerken auseinander zu setzen! Oder geht es Mama und Papa tatsächlich darum, möglichst viele Views und Likes auf Kosten der Kinder zu horten?

Aus gutem Grund veröffentlichen meine Frau und ich keine Fotos von unseren Kindern im Netz. Wir machen auch ihre Namen niemals öffentlich. Und wenn in der Schule, Vereinen oder Freizeitkursen wieder einmal ein Datenschutz-Formular ausgegeben wird, sind wir diejenigen, die ankreuzen, dass Fotos, die unsere Kinder zeigen, eben nicht veröffentlicht werden dürfen. Damit gehören wir übrigens in der Regel zu den Ausnahmen. Schade eigentlich…

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