Kind unterdrückt Stuhlgang? Das kannst du tun!

Kind sitzt auf dem Toilettensitz
© Bigstock/ romrodinka

Wenn das Kind den Stuhlgang verweigert, kann das verschiedene Ursachen haben. Welche das sind und, wie du deinem Kind helfen kannst, erklärt Kinderarzt Dr. Brügel.

Inhalt geprüft von Dr. med. Ralf Brügel, Kinderarzt


Kind unterdrückt Stuhlgang: Verstopfung als mögliche Ursache

Warum will mein Kind nicht aufs Klo? Oft halten Kinder den Stuhl zurück, wenn er hart ist und das „große Geschäft“ dadurch unangenehm und schmerzhaft ist. Die Folge: Das Kind will – aus Angst vor Schmerzen – weder ins Klo, noch aufs Töpfchen noch in die Windel machen.

Daraus entsteht schnell ein Teufelskreis: Schmerzt der Stuhlgang, wird dieser unterdrückt und das kann eine Verstopfung zusätzlich verstärken.

Mein Kind hält den Stuhlgang ein: Wann zum Arzt?

„Merkt man aber, dass sich Verstopfungsepisoden wiederholen oder der Stuhlgang stets nur sehr mühevoll abgesetzt werden kann, würde ich immer eher früher als später Kontakt zum Kinderarzt aufnehmen, um Schritte zu unternehmen, es dem Kind leichter zu machen“, rät der Kinderarzt Dr. med. Ralf Brügel. Er ist Teil unseres Experten-Teams.

Wie viele Tage ohne Stuhlgang bei Kindern sind „normal“?

Wenn dein Kind den Stuhlgang verweigert, bemerkst du das irgendwann an der Häufigkeit der Stuhlentleerung. Natürlich hängt diese vom Alter sowie von der Ernährung ab – jedoch gibt es auch hier Referenzrahmen.

„Normal“ ist beim Thema Stuhlgang recht vieles. Manche Kinder müssen zwischen ein bis drei Mal pro Tag „groß“ – andere seltener. Auch ein Stuhlgang jeden zweiten Tag ist noch völlig normal. Weniger als drei Stuhlentleerungen pro Woche kann auf eine Verstopfung hinweisen.

Allerdings betont der Kinderarzt: „Ich kenne Kinder, die nur zwei bis drei Mal in der Woche Stuhlgang haben. Solange es dem Kind damit sichtlich gut geht, ist das kein Problem. Wichtig ist also auch bei diesem Thema, auf das generelle Wohlbefinden des Kindes zu achten.“

Dass eine Verstopfung hinter der Stuhlverweigerung steckt, merkst du zum Beispiel an Symptomen wie starken Bauchschmerzen, hartem Stuhl oder einem aufgeblähten Bauch.

Mehr zum Thema kannst du auch in unserem Artikel nachlesen:

: Infos und Tipps

Was passiert, wenn man den Stuhlgang unterdrückt?

Wird der Stuhl für eine längere Zeit zurückgehalten, kann das unangenehme Folgen für das Kind haben:

Unter anderem:

Verstopfung
Analfissuren
Blähungen
Übelkeit und Völlegefühl
Hämorrhoiden
Darmträgheit (Darmmotorik wird verringert)

Wie kann ich meinem Kind beim Stuhlgang helfen?

Es ist zum Beispiel sehr wichtig, die Gründe zu kennen, wieso dein Kind den Stuhlgang zurückhält. Vermutest du, unangenehme Erfahrungen mit zu hartem Suhl sind die Ursache, solltest du deinen Kinderarzt aufsuchen. Er kann dir Tipps geben und gegebenenfalls passende Medikamente verschreiben.

Dr. med. Ralf Brügel: „Wenn man merkt, dass das Kind sich schwertut mit dem Stuhlgang beziehungsweise schon anfängt ihn zu verdrücken, dann würde ich immer großzügig auch mal mit einem Klistier [Anm. d. Red.: wird für einen Einlauf verwendet] abführen. Damit der Teufelskreis aus hartem Stuhl und Verstopfung nicht noch mehr zunimmt“.

Bitte experimentiere nicht selbst mit stuhlaufweichenden Medikamenten. Hol dir besser Rat von deinem Kinderarzt! 


Vorbeugend kannst du ein paar generelle Tipps probieren, die deinem Kind den Stuhlgang erleichtern können.

Dein Kind sollte…

  • …sich ausgewogen ernähren.
  • …ausreichend Ballaststoffe und Gemüse zu sich nehmen.
  • …sich viel bewegen.
  • …genug trinken.

Toilettenverweigerungssyndrom: Wenn das Kind nur in die Windel macht

Doch nicht immer ist harter Stuhl Schuld daran, dass Kinder aus Angst vor Schmerzen ungerne auf die Toilette gehen. Manche Kinder weigern sich schlicht, das „große Geschäft“ in die Toilette zu machen. Sie wollen dafür nach wie vor ihre Windel benutzen.

Man spricht in dem Zusammenhang auch vom sogenannten Toilettenverweigerungssyndrom. „Ich erlebe solche Fälle recht häufig in der Praxis: ein komplexes Thema“, so Dr. med. Brügel.

Ursachen für das Toilettenverweigerungssyndrom

Unterdrückt das Kind den Stuhlgang, kann das verschiedene Ursachen haben.

Unter anderem:

  • Angst vor der Toilette/ der Spülung
  • Wunsch nach Aufmerksamkeit/ Zuwendung (wie Kinder sie beim Wickeln bekommen)
  • zu viel Druck beim Töpfchentraining
  • Bequemlichkeit der Windel
  • Angst vor Schmerzen (wegen hartem Stuhlgang)
  • Verletzungen im Analbereich
  • Kind will wieder ein Baby sein (oft nach der Geburt eines Geschwisterkindes)

Wichtig: Wenn dein Kind den Stuhlgang auf der Toilette verweigert, dann stecken meistens keine bösen Absichten dahinter. Hier ist Geduld gefragt – Eltern sollten versuchen, die Ursachen für das Toilettenverweigerungssyndrom herauszufinden.

Dass ein Kind den Stuhlgang einhält, ist gar nicht so selten. Können medizinische Ursachen ausgeschlossen werden, musst du dir also keine großen Sorgen machen. Das weiß auch Kinderarzt Dr. Brügel: „Ich rate den Eltern immer entspannt bleiben und möglichst wenig Aufhebens um das Thema machen. Dann erledigt es sich oft am Schnellsten.“

Was tun bei Toilettenverweigerungssyndrom?

Je nachdem, was die genaue Ursache für die Stuhlgangverweigerung ist, gibt es verschiedene Dinge, die du tun kannst:

  • Nimm deinem Kind die Angst vor der Toilette

Hat dein Kind Angst vorm Toilettengang, können Lieder und Bücher helfen, die sich mit dem Thema befassen. Das Kinderbuch Alle müssen mal aufs Klo erklärt spielerisch, wie normal der Toilettengang sein kann. Über 40 aufklappbare Seiten sorgen außerdem für Unterhaltung, wenn dein Kind sich in aller Ruhe auf das Töpfchen setzen soll.

Oder du versuchst es mit einem Belohnungssystem: Dein Kind bekommen für jeden erfolgreichen Toilettengang einen Sticker. Hat es genug Sticker gesammelt, bekommt es eine Kleinigkeit. Das motiviert und lindert die Angst vor der Toilette. Einen passenden Belohnungs-Plan kannst du hier herunterladen:

  • Setze dein Kind nach dem Essen auf die Toilette

Nach einer Mahlzeit ist die Verdauung am aktivsten. Jetzt ist die Chance am größten, dass dein Kind ins Töpfchen macht.

  • Übe keinen Druck auf dein Kind aus

Das kann genau den gegensätzlichen Effekt haben – dein Kind hält dann seinen Stuhl noch mehr zurück. Besser: Biete deinem Kind auf dem Töpfchen Spielzeug oder Lieder zur Beschäftigung an und zeige deinem Kind, dass es auch okay ist, wenn es nichts ins Töpfchen macht.

Übrigens: Zeigt sich das Toilettenverweigerungssyndrom kurz nach Beginn vom Töpfchentraining, dann ist dein Kind vielleicht einfach noch nicht dafür bereit. Gib ihm noch etwas Zeit. Es kann durchaus sein, dass dein Kind erst mit vier oder fünf Jahren ganz trocken wird.

  • Beobachte das Verhalten deines Kindes

So findest du vielleicht Gründe für die Stuhlgangverweigerung heraus. Vielleicht habt ihr nur nicht den richtigen Toilettensitz/das richtige Töpfchen zuhause. Schließlich würdest du dich auch nicht gern auf eine unbequeme Toilette setzen.

  • Toilette als Wohlfühlort

Die große Toilette und die laute Spülung können einschüchternd wirken. Damit dein Kind nicht aus Angst den Stuhlgang zurückhält, könnt ihr gemeinsam den Toiletten-Aufsatz oder das Töpfchen dekorieren, zum Beispiel mit bunten Stickern.

Außerdem solltest du ausschließen, dass dein Kind negative Erfahrungen auf dem Töpfchen macht: Zum Beispiel friert oder schwitzt.

Wenn sich trotz all deiner Bemühungen nichts ändert, dann solltest du auch hier deinen Kinderarzt aufsuchen. Er kann feststellen, ob vielleicht doch Verdauungsprobleme dahinterstecken und gegebenenfalls Medikamente verschreiben.

Quellen